Wohnen in Berlin

Einrichtungs-Tipps: So macht ihr euer Zuhause schöner

Maurice Hauser ist der selbsternannte „Einrichter Berlin“ – der Architekt kennt die besten Einrichtungs-Tipps und Tricks. Bei ihm kommt alles aus einer Hand, von der Planung bis zur Umsetzung. Im Interview erklärt er, wie man es sich daheim so richtig gemütlich macht und so mit mehr Qualität lebt, worauf man beim großen Möbelrücken achten sollte – und warum man beim Upcycling selten etwas falsch machen kann.

Einrichtungs-Tipp – knallige Farben und unterschiedliche Lichtquellen sorgen in diesem Kinderzimmer für Gemütlichkeit.    Foto: Maurice Hauser
Einrichtungs-Tipps für alle Räume: Im Kinderzimmer sorgen knallige Farben und unterschiedliche Lichtquellen für mehr Gemütlichkeit. Foto: Maurice Hauser

tip Herr Hauser, aufgrund der Coronavirus-Pandemie verbringen die meisten Berliner deutlich mehr Zeit als gewöhnlich in ihren Wohnungen und Häusern. Was sind Ihre Einrichtungs-Tipps?

Maurice Hauser Viele Berliner denken über ihre Wohnsituation nach. Gerade bei denen, die fleißig ausmisten, kommt die Erkenntnis, dass sie nicht unbedingt Neues brauchen, ja eigentlich zu viel besitzen. Alles ist vollgestellt, es gibt zu wenig Freiraum.

Mein erster Tipp ist, das über die Jahre gewachsene Chaos zu ordnen. Dabei sollte man sich jeden Tag ein bisschen vornehmen. Dinge wegwerfen und anderes, bei man sich nicht sicher ist, ob man es behalten sollte, zunächst ein Jahr in einer Kiste im Keller einlagern. Hat man es nach dem Jahr nicht wieder hervorgeholt, wandert es ebenfalls in den Müll.

Bei der Anordnung und Verteilung von Möbelstücken sollte man grundsätzlich alles infrage stellen. Denn oft ist es so, dass wir uns etwas kaufen und hier oder dort hinstellen, weil da gerade Platz ist. Ich plädiere dafür, mehr und immer wieder Neues zu wagen. Wenn es einem dann nicht gefällt, kann man immer noch zur alten Ordnung zurückkehren.

Wer es insgesamt ruhiger angehen will, kann bei der Dekoration anfangen: Einfach mal sämtliche Bilder abnehmen und diese neu verteilen. Lichterketten in der Drogerie kaufen, um eine andere und bessere Lichtstimmung auszuprobieren. Urlaubsfotos ausdrucken und collagieren. Es gibt reichlich Möglichkeiten, auch wenn die Möbelhäuser und Einrichtungsgeschäfte geschlossen sind.

Einrichtungs-Tipps: Wohnungen mit Komfortzonen fürs Wohlbefinden

tip Wie kommt es eigentlich, dass sich so viele Menschen in ihren Wohnungen unwohl fühlen?

Maurice Hauser Ich glaube, Unordnung gepaart mit Unzufriedenheit erzeugt innere Unruhe. Es macht viel für das eigene Wohlbefinden aus, wenn man ein strukturiertes Zuhause hat. Wer dahingehend partout keine Idee hat, sollte sich im Internet umschauen. Auf Social-Media-Plattformen wie Instagram und Pinterest, oder einfach an das Lieblingslokal denken, in dem man sich wohlfühlt, nicht nur, weil das Essen schmeckt.

Grundsätzlich halte ich es für klug, in Zeiten, in denen man sehr viel daheim ist, Komfortzonen schaffen. Es müssen nicht immer alle Familienmitglieder im Wohnzimmer abhängen. Eine Sitzecke im Schlafzimmer oder in der Küche schafft Freiräume, auch wenn der Platz begrenzt ist.

Viele kleine Details machen einen Raum wohnlich.    Foto: Maurice Hauser
Viele kleine Details machen einen Raum wohnlich. Foto: Maurice Hauser

tip Worauf sollte man beim großen Möbelrücken achten?

Maurice Hauser Die Meinung von Familie und Freunden sollte nicht zählen. Solange man sich selbst wohlfühlt, ist alles in Ordnung. Bevor man anfängt, Möbel umzustellen, sollte man sich einige Gedanken machen: Wie will ich zum Fenster sitzen, wie zur Tür? Welche Objekte passen wie zusammen?

Wohnqualität erhöhen:
Einlagern statt wegwerfen

tip Ist es denn wirklich ratsam, beim Ausmisten und Neueinrichten allzu radikal vorzugehen?

Maurice Hauser Sie spielen wohl auf Marie Kondo an. Japaner sind sehr viel minimalistischer, so ticken wir nicht. Es empfiehlt sich, in Etappen vorzugehen. Zunächst sollte man alles durchgucken. Es gibt immer Dinge, die sofort auffallen, die wegkönnen. Es muss nicht gleich in der Mülltonne landen, bei größeren Stücken geht das aufgrund des eingeschränkten Service der Berliner Stadtreinigung eh nicht. Diese Gegenstände kann man in einer Ecke lagern, das schadet der Wohnqualität zwischenzeitlich nicht. So schwierig die Krise auch als solche ist: Es ist ein guter Zeitpunkt, phasenweise, aber bestimmt auszumisten.

Statt alles vollzustellen, sollte man Freiräume und Lüchen zulassen.    Foto: Maurice Hauser
Statt alles vollzustellen, sollte man Freiräume und Lücken zulassen. Foto: Maurice Hauser

tip Die Möbelhäuser sind geschlossen. Worauf ist beim Möbelkauf im Internet zu achten?

Maurice Hauser Zunächst einmal finde ich ganz persönlich, dass es im Internet eh das bessere Angebot als im stationären Handel gibt. Die Technik ist dahingehend auch ausgereift. Auf den einschlägigen Portalen kann man bereits nach Maßen sortieren. Da sollte es also keine Überraschungen geben. Und gefällt einem ein Möbelstück dann doch nicht, bleibt die Möglichkeit, es zurückzugeben, die Händler sind aktuell sehr kulant.

Davon abgesehen müssen es nicht immer neue, kleine Anbieter sein. Ich bin auch während der Krise jeden Tag bei Ikea, nur halt im Webshop. Grundsätzlich gilt zu bedenken: Ein neues Möbelstück macht am alten Platz häufig nicht viel her, da kann auch das alte bleiben. Das macht bei der Wohnqualität keinen Unterschied.

Beim Upcycling ist alles erlaubt

tip Das Thema Upcycling erfreut sich großer Beliebtheit. Wie „tune“ ich ein Möbelstück richtig, ohne es zu beschädigen?

Maurice Hauser Beim Upcycling sollte man fehlertolerant sein und experimentierfreudig: Möbelstücke kann man lackieren, bekleben oder zersägen, manchmal reicht es aber auch, nur einzelne Elemente wie Türen oder Knäufe austauschen. Wichtig ist, ein Konzept zu erstellen. Erst wenn man eine Idee hat, weiß man, woran man sich orientieren muss. Wenn die Farben am Ende nicht gefällt, dann streicht man eben noch eine andere drüber.

Überhaupt plädiere ich dafür, mehr Farbe zu bekennen: Warum nicht einmal eine Wand streichen? Das kann man auch gut mit Kindern machen. Mein Trick: Es muss nicht immer perfekt werden. Unperfekte Wände wirken oft viel wohnlicher, das steigert die Wohnqualität.

tip Herr Hauser, wie beeinflusst Sie die Corona-Krise Ihre Branche?

Maurice Hauser Ich habe das Glück, dass einige Projekte bereits angelaufen sind und ich mich derzeit damit auseinandersetzen kann. Ich kommuniziere viel über E-Mails oder berate am Telefon, auch Montagetermine sind noch möglich. In dieser Zeit halten sich die Kunden dann einfach in anderen Räumen auf. Zwar haben bisher erst drei Kunden die Termine verschoben. Die Lage wird aber zusehends schwieriger. Nicht nur für mich, sondern auch für viele meiner Kollegen. Die freuen sich genau so wie ich auf neue Aufträge.

  • Hier geht es zu Maurice Hausers Website.

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