Die Bar Normal in Prenzlauer Berg ist eine Gastro-Bar, ihr Konzept passt in eine Zeit, der Lässigkeit wichtiger ist als Etikette. Die Fettfinger lieber mag als eine gespreizte Pinzettenküche. Die Hunger hat auf Alltägliches – und auf krass viel Geschmack. Herrlich lässig und unprätentiös also, und wer das liebt, ist an der Oderberger Straße genau richtig. Bettina Grabl und Clemens Niedenthal berichten.
Bar Normal: Kneipe Plus
Eine ziemlich normale Bar also, diese Bar Normal. Eine, an deren Tresen sich jede:r gut und willkommen fühlen kann und ja: Das klingt so triefend cheesy! Es gelingt dem jungen und angenehm diversen Team aber mit federnder Leichtigkeit. Es ist 18.30 Uhr an einem noch recht kühlen Donnerstag und jeder Platz ist besetzt – auffallend, wie sehr Berlin wieder langsam zum wuseligen Leben erwacht. Eine Naturweinbar mit Bar Food im Zeichen der Saisonalität soll es sein, was hier in stimmungsschwerer Atmosphäre und sehr schlechtem Licht angenehm uninszeniert inszeniert wird.
Auch jenen, denen das Teilen von Barfood-Tellern schon aus dem Halse hängt, sei die Bar Normal trotzdem unbedingt anzuraten. Ihre Betreiberin Van Anh Le hatte jahrelang an selber Stelle ein vietnamesisches Lokal, bis entschlossen wurde, dass das Selbige ihres Vaters nebenan doch genug Vietnam böte für die Ecke Oderberger Straße/Kastanienallee. Und so wurde Platz für den lang gehegten Traum der 29-Jährigen: eine Weinbar (und was für eine!).
Eine unverschämt gute Naturweinauswahl, kuratiert von Sommeliere Micaela Longo, in Kombination mit Tellern verschiedenster Größen, die sich immer wieder um dauerhaft angebotene Staples verändern. Unter den Stabilen sind weich-cremige Bitterballen (ursprünglich niederländische Fleischkroketten) mit Senfsoße, für die Geduld nötig ist (oder Mundverbrennen in Kauf genommen werden muss) und ein verboten leckeres Churro Sandwich mit schokoladiger Eiscreme, aber auch herrlich bissfeste Pasta oder eine Kartoffel-Kombi aus weichem Brei und knuspriger Schale. Küchenchef Javier Barbosa und Team haben viele Händchen für köstlich Einfaches und auch normal Spezielles. Die Fancyness hält sich im Rahmen, auch weil die Küche es weder mit dem Verarbeitungsgrad der Zutaten noch mit der Anzahl der Zutaten pro Teller übertreibt. Beides finden wir ganz unbedingt gut.
All das passiert in geschäftig wohligem Treiben, unaufdringlichem Service im besten Sinne und einer kleinen Couchgruppe im Untergeschoss vor den Toiletten (duftender Raumbenebler und hypnotisierende Lavalampe inklusive) für eine Pause, falls der Weg zurück nach oben zum Platz doch nach vielen Gläsern Wein zu anstrengend geworden ist.
Doch zurück zur längst egal gewordenen Frage: Wie normal ist die Bar denn nun? Hausgemachte Foccacia mit dick Butter drauf und dazu ein Cuvee aus Müller-Thurgau, Riesling und Sauvignon Blanc aus Tschechien von Martin Vajcner und es geschieht, was viele versuchen, aber worin selbst in Berlin, dieser Haupstadt des Unprätentiösen, nur wenige erfolgreich sind: ein besonderer Ort ohne Zwang zur Extravaganz.
- Bar Normal Oderberger Str. 7, Prenzlauer Berg, Do-So 18.30-23.30 Uhr, online
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