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Bierhaus Urban: 40 Jahre wach

Das Bierhaus Urban ist eine echte Institution im Kiez. Seit 40 Jahren gibt es diese 24/7-Kneipe nun schon.

Tarek Mjahed Jahrgang 1985, hat das Bierhaus Urban von seinem Vater übernommen. Foto: Marianne Rennella

Legendär wird es im Bierhaus Urban meistens – auch ohne runden Geburtstag. An sieben Tagen die Woche ist das Urbaneck, so nennen es die Stammgäste, 24 Stunden geöffnet. Viel Zeit also für Nächte, die nicht enden sollen. Wenn alles schließt, das Bierhaus nicht. Aktuell hat die Eckkneipe an der Urbanstraße nicht einmal ein Schloss. „Erst Corona zwang uns, das erste Mal seit der Eröffnung zu schließen“, erzählt Tarek Mjahed, Leiter der Bar, „aber wir haben damals gesagt: Es ist nicht zu, wir dürfen nur keinen reinlassen.“

Tarek Mjahed hat das Bierhaus Urban von seinem Vater übernommen

Wie das Urbaneck ist auch Tarek Mjahed Jahrgang 1985, ins Bierhaus wurde er reingeboren. Sein Vater Salah Mjahed hatte die Eckkneipe übernommen, in der er selbst Stammgast war. Anfang der 1980er-Jahre arbeitete er als Elektroinstallateur im Bauprojekt der Werner-Düttmann-Siedlung, einem Komplex von Sozialwohnungen auf der Graefestraße. Nach Schichtende ging er mit seinen Kollegen in die Kneipe, die damals noch „Zur Glocke“ hieß. 1983 zog Salah Mjahed mit seiner Familie selbst in die Siedlung, zwei Jahre später übernahm er die Kneipe, seitdem heißt sie Bierhaus Urban. Seitdem eröffnete der Unternehmer rund 20 weitere Kneipen in Berlin, in diesem Frühjahr folgt Die Pinte in der Fuldastraße.

Blick in die Kneipe, die niemals schließt. Foto: Marianne Rennella

Nach der Jahrtausendwende aber steckte das Konzept Kneipe in der Krise. Vermeintlich modernere Orte, Cocktailbars, Clubs und dazu die Spätis wurden zunehmend zur Konkurrenz. Auf der Straße zu trinken war plötzlich akzeptiert, das Leben verlagerte sich in den öffentlichen Raum. Das, was die Kneipe lange war, ein Ort für alle, wurde nicht mehr nachgefragt. Das Kneipensterben begann.

2014 gab Salah Mjahed die Führung an seinen Sohn ab. Und Tarek Mjahed überlegte sich, wie man mehr und vor allem neue Gäste gewinnen könnte. „Facebook schlug damals richtig ein“, erinnert sich der Betriebswirt. „Viral“ ging, wie man es heute sagen würde, auch das neue Logo der Kneipe: eine abgewandelte Version des Schultheiss-Logos mit einer ausgestreckten Faust, den Daumen zwischen Mittel- und Zeigefinger geklemmt – die Geste für Geschlechtsverkehr.

In die Kneipe kommst du vielleicht alleine, aber du bleibst nicht alleine

Sarah Schallert, Barkeeperin im Bierhaus Urban

Im Bierhaus hätten sich tatsächlich schon viele Beziehungen ergeben, erzählt Sarah Schallert, seit sieben Jahren Barkeeperin. „Davon haben allerdings die wenigsten gehalten“, sagt sie und lacht. Freundschaften für die Ewigkeit aber haben sich durchaus gebildet. „In die Kneipe kommst du vielleicht alleine“, so Schallert, „aber du bleibst nicht alleine.“ Zumindest nicht im Urbaneck.

Dass die Atmosphäre im Bierhaus spätestens für eine 24-Stunden-Kneipe dabei so familiär und friedlich ist, so Tarek Mjahed,  sei keineswegs selbstverständlich. Er habe immer ein Auge auf die Tür und achte genau darauf, wer bei ihm einkehre.

Live-Blues am Donnerstag

Viele kommen für die Live-Bluesmusik am Donnerstag, die monatliche Rap-Session, die Jukebox mit ihren 20.000 Songs oder um mal wieder fünf Euro in ihr Fach im Sparschrank zu stecken (ein paar wenige Fächer sind noch frei) – Kneipentraditionen, die vor dem Aussterben gerettet werden. Die meisten aber kommen, weil das Urbaneck eben das Urbaneck ist und ein legendärer Abend hier 24/7 garantiert ist.

  • Bierhaus Urban Urbanstr. 126, Kreuzberg, rund um die Uhr geöffnet, Website

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