Am Ende von Mitte? Am Ende der Nacht? Am Dienstagmorgen ist die Georgia Bar ausgebrannt, legitimer Nachfolger des King Size und Wirkunsgsstätte der Türsteher-Ikone Frank Künster. Die Brandursache ist unklar, genauso die Zukunft eines der letzten wirklichen Mitte-Orte.

Es sei, so hat es Neil Young einmal gesungen, besser zu verbrennen, als einfach so zu verschwinden. Vielleicht niemand weiß das besser als Frank Künster. Türsteherikone. Clubikone. Mitte-Ikone. In den längst legendären Mittejahren war Künster Selector, also Türsteher, im Delicious Doughnuts, im Cookies, im WMF. Und stand, beziehungsweise saß, auch noch am liebsten an der Tür, als er längst den Posten des Geschäftsführers innehatte. Der Dokumentarfilm „Berlin Bouncer“ erzählt davon. Der Türsteher als das ikonischste Personal der Berlin Nacht. Frank Künster saß damals vor dem King Size in der Friedrich-, Ecke Oranienburger Straße. Die Macher des Grill Royals hatten sich das King Size ausgedacht. Ein Loch in der Wand, so gar nicht King Size. Dennoch und auch deshalb wollten alle hin und waren alle da. Die Tanzfläche kaum größer als ein Bierdeckel. Und das Herz von Frank Künster so groß wie seine Door Policy (meistens) gerecht. Das King Size war, so hat es die Süddeutsche Zeitung ziemlich gut zusammengefasst, „die perfekte Bar für Berlin, wo man es mag, wenn sich alles mischt: Edles mit Verwahrlostem, Aktuelles mit Altem, Leises mit Lautem, Kunst mit Kitsch.“
Frank Künsters Georgia Bar ist Nachfolger des King Size
Fünf Jahre gab es das King Size, von 2010 bis 2015. Einen Neustart unter eigener Fahne hatte Frank Künster schnell aufgegeben. Im war klar, dass dieses zweite King Size eher verschwinden also verglühen würde. Vor zwei Jahren dann solle es dennoch einen legitimen Nachfolger geben: das Georgia in den Stadtbahnbögen eben in der Georgenstraße. Mitte hatte sich verändert. Frank Künster – Trainingshose, Parka, Hosenträger – kaum. Was ich vor allem mochte am Georgia: Es war die perfekte Antithese zu den permanenten Verfeinerungspirouetten der Berliner Barkultur. Klar waren die Drinks okay, aber eben so okay, dass man nicht auf die Idee gekommen wäre, sie seien der eigentliche Grund, um ins Georgia zu kommen. Der eigentliche Grund war das Mitte-Berlin. Vielleicht auch nur die Erinnerungen, die man an Mitte-Berlin hatte. Wobei das Georgia, auch dafür steht Frank Künster, nie ein melancholischer Ort gewesen ist.
An frühen Dienstagmorgen ist das Georgia, und mit ihm die viele Kunst an den Wänden, aus noch ungeklärten Gründen komplett ausgebrannt. Und wir hoffen ehrlich, dass die Bar nun nicht auch verschwindet. Immerhin: Die Fotoarbeiten des Gastgebers und Türstehers Frank Künster lassen sich reproduzieren. Fotograf, Filmemacher und Maler ist der im Oberhessischen aufgewachsene Künster nämlich auch. Damals als Mitte noch Mitte war, ging so einer als Universalgelehrter durch.
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