Gastrotipp

La Marinière: Wilmersdorfer Weinbar mit einem Sinn fürs Gute

In der französischen Weinbar La Marinière sorgen Austern aus der Bretagne, dazu französische Beurre blanc und jede Menge gute Flaschen für maritimes Flair in Wilmersdorf. Und wegen der großen Portion Gastfreundschaft werden kulinarische Tage am Leon-Jessel-Platz schnell zu leckeren, lustigen Nächten.

La Marinière Wer ein etwas knapp bemesseneres Budget hat, wird sich über die vollen 0,2-Liter-Gläser im La Marinière freuen. Dazu gibt es maritime Spezialitäten.
Wer ein etwas knapp bemesseneres Budget hat, wird sich über die vollen 0,2-Liter-Gläser im La Marinière freuen. Dazu gibt es maritime Spezialitäten. Foto: Jane Silver

La Marinière ist halb Weinbar, halb französisches Feinkostgeschäft

Es war im Frühherbst 2020, als zwei Restaurant-Neulinge beschlossen, einen Neustart zu wagen. Anaïs Arlot, eine Weinliebhaberin aus der Loire-Region, die zuvor beim Charlottenburger Weinimporteur La Cave de Bacchus gearbeitet hatte, und Johannes Emmerich, der gebürtiger Berliner und leidenschaftlicher Hobbykoch ist, und nach seinen täglichen Schichten beim Sportartikelhersteller Decathlon aufwendige Drei-Gänge-Menüs kreiert. In den ersten Wochen des Covid-Lockdowns im Frühjahr 2020 langweilten sich die beiden zu Hause und überlegten, wie sie ihre Talente gewinnbringend kombinieren könnten.

Das Ergebnis ihrer Überlegungen eröffneten sie wenige Monate später unter dem Namen La Marinière – halb Weinbar, halb Feinkostgeschäft. Auf gemütlichen Sitzbänken zwischen Regalen mit Marmelade, Pasteten, Sardinen und anderen Spezialitäten genießen Gäste seither – viele, aber längst nicht alle kommen aus der Nachbarschaft – Arlots handverlesene Loire- und Languedoc-Sorten, dazu werden Emmerichs aufwendige Tagesgerichte serviert. „Zum Teilen… oder auch nicht“, titelt die Karte in Französisch.

Austern aus der Bretagne (ab 2 Euro pro Stück), Garnelen und gedämpfte Miesmuscheln teilen sich den Platz auf dem Papier mit gebratenen Jakobsmuscheln auf Belugalinsen mit Salicorn und eingelegten Zwiebeln in einer schaumigen Yuzu-Beurre-blanc. Der Blick in den hinteren Gastraum offenbart einen liebevoll bestückten Käsekühlschrank; es lohnt sich diesen inhaltlich in Form einer leckeren Käseplatte zu erkunden. Auch unbedingt zu probieren ist ein warmer, cremiger Laib vom Vacherin Mont D’Or, einer Käsespezialität aus dem Schweizer Jura, die fondueähnlich angerichtet wird – traditionell mit Kartoffeln oder Weißbrotstückchen zum Dippen. Fans des Beef Tartares finden dieses, gut abgeschmeckt und drapiert wie einen unorthodoxen Schatz, auf ihrem Teller vor, begraben unter kleinen Würfeln Comté, einem kräftigen französischen Hart-Rohmilchkäse.

La Marinière: Spannende Tropfen, fair kalkulierte Preise

Bei den Weinen des La Marinière kann man sich beruhigt an die zwar etwas knapp, aber ausreichend bemessene Auswahl an Flaschen und offenen Gläsern halten, oder aber man lässt sich von Anaïs Arlot in etwas tiefere Gewässer führen. Wir haben uns letztendlich für einen fruchtigen Sauvignon Blanc von Domaine de la Coche entschieden, einem jungen Weingut aus der Nähe von Arlots französischem Heimatort. Standardmäßig werden die Gläser im La Marinière bis an die 0,2-Litergrenze eingeschenkt, und es gibt immer mindestens eine offene Weinposition für 4,50 Euro pro Glas. Damit ist dieser Ort in Wilmersdorf einer der wenigen „demokratischen“ neuen Weinbars in Berlin, in denen man nachschenken lassen kann, bis man beschwipst ist, und keine Angst um sein Bankkonto zu haben braucht. Eine gut gemeinte Warnung trotzdem noch vorab: Die Lebensfreude der Gastgeber:innen und die gemütliche, dörfliche Atmosphäre am wenig befahrenen Leon-Jessel-Platz können leicht dazu führen, dass man mehr bestellt als ursprünglich geplant.

  • La Marinière Fechnerstraße 30, Wilmersdorf, Mi-So 12-21, Tel. 030/86 00 82 51, Instagram

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