In Rixdorf hat ein tolles Restaurant jetzt eine wunderbare Lobby, nämlich die Lobby 030. Ein Besuch im herrlichen Gastraum – mit Naturwein und Muschelbutter.
Manchmal sollte man die Kirche im Dorf lassen, zumal im Böhmischen Dorf, dieser sehr besonderen räumlichen Erfahrung mitten in Berlin. Klar, es gäbe auch den Kietz (also die gleichnamige Straße) in Köpenick oder den alten Ortskern vom Lübars. Aber da bewegen wir uns an den Rändern der großen Stadt. Rixdorf hingegen ist Downtown Neukölln, in die Zange genommen von Karl-Marx-Straße und Sonnenallee. Und so überrascht es immer wieder, wie hier, Ecke Richardplatz, eine entspannte Gelassenheit über das Trottoir schlendert. Kein einziger AMG-Merecdes poltert über das Kopfsteinpflaster. Die Häuser nur so hoch wie in der Uckermark.
Lobby 030 gleich nebenan vom Aviv 030
In einem der schönsten Eckbauten dieser Nachbarschaft hat Nir Ivniezki vor vier Jahren das Aviv 030 eröffnet. Als Nachfolger seines Plattenladen-Hummusrestaurant-Hybrids Gordon im einst so reizenden und bald überreizten Schillerkiez. Erwachsen sollte seine stets vibrierende Interpretation einer mediterranen Levanteküche hier werden. Deli, Restaurant, Brunchspot, Weinbar? Egal. Im Überangebot der Sharing-Plates und der gerösteten Blumenkohlköpfe ist das Aviv 030 beständig leckerer, lässiger und nonchalanter als die meisten anderen. An der Zeit also, sich etwas Neues, nein, Zusätzliches auszudenken. Einen Ort, der das feiert, was das Böhmische Dorf so einzigartig macht – Nachbarschaftlichkeit und Aufenthaltsqualität.
Die gebürtige Zehlendorferin Josefine Kammerer und Sasha Morgan, die auch im Aviv 030 gleich nebenan für alles Kulinarische verantwortlich sind, laden den Kiez und alle, die diesen Kiez mögen, in einen auf lässige Art stilvoll gestalteten Gastraum. Es gibt japanisch inspiriertes Milchbrot mit Muschel(!)-butter, Thunfischtatar auf herrlich säuerlichem Labneh, gefüllte Eier und einen dezent spicy marinierten Romanesco-Salat.
Es gibt den limonadigen Naturwein-Pop von Pauline und Carl Bamberger, vor allem aber charakterstarke und doch abendtaugliche Entdeckungen wie den maischevergorenen Trollinger „Anders“ von Schnaitmann aus Württemberg oder ein Veltliner-St. Laurent-Cuvée von Pittnauer aus dem Burgenland. Solche Flaschen kosten manchmal unter 30 und sehr selten mehr als 50 Euro und machen Lust auf entdeckungsdurstige Abende auf dem entspanntesten Trottoir innerhalb des S-Bahnrings. Ach, und was den Namen angeht: Klar kann man die Lobby 030 auch als Vorzimmer für ein Dinner im Aviv 030 interpretieren, eigentlich aber hat diese wunderbare Weinbar mehr Aufmerksamkeit verdient.
- Lobby 030 Richardstr. 76, Neukölln, Di–Sa ab 18 Uhr, Instagram
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