In der Manteuffelstraße in Kreuzberg will die betonrohe Nomi Weinbar beides sein: entdeckungsdurstig und unaufgeregt lässig. Das könnte vielen gefallen. Die Weinauswahl hier gibt vornehmlich Winzerinnen Sichtbarkeit.
Roher Beton und duftende Blumen in der Nomi Weinbar
Die Frage, wonach das Nomi riecht, lässt sich schnell beantworten: Blumen. Auf dem langen Tresen der Weinbar stehen große Sträuße mit prächtigen, rosafarbenen Lilien, die den ganzen Raum in einen beinahe würzigen Duft tauchen. Auf den Tischen sorgen Kerzen für ein warmes, schummriges Licht, im Hintergrund läuft eine Playlist, die wohl selektiert worden ist, ohne allzu angestrengt oder aufgeregt von der Hipness der Gastgeber:innen zu erzählen.
Genauso die Karte der Ende 2022 eröffneten Weinbar: gute Weine, etwa 40 verschiedene Flaschen, dazu ein paar feine Snacks, zum Beispiel eine Käseauswahl von Fritz Blomeyer, Beutebrot von der Domberger Brotbrücke in der Markthalle Neun und vor allem vorzügliches (und hausgemachtes) eingelegtes Gemüse. Hauchdünn geschnittene Petersilienwurzel, Hokkaido-Kürbis und Gurkenscheiben werden dafür unterschiedlich mariniert und dann rosenartig gemeinsam auf einem Teller drapiert. Absolut großartig und nussig schmeckt die Petersilie, der Hokkaido besticht durch eine interessante Säure und die Gurke schmeckt, exakt wie zuvor angekündigt, nach einer perfekten Symbiose aus Wakame und Kimchi.
Nomi Weinbar: Der Arbeit von Winzerinnen Sichtbarkeit geben
Die Weine sind naturnah ausgebaut, ohne Naturwein als Dogma oder (was schlimmer wäre) Trend misszuverstehen. Vielmehr ist die (internationale, vor allem europäische) Weinauswahl zeitgemäß, aber erwachsen. Connoisseur:innen alter Schule, ausgewiesene Weinfreaks und entdeckunsgdurstige Einsteiger:innen werden allesamt glücklich. Zumal die Auswahl der offenen Weine, vor allem etwas später am Abend, noch einmal größer ist, als es die Karte verspricht.
Nomis Sommelière Marie Weskott möchte der Arbeit von Winzerinnen Sichtbarkeit geben. Bei Bianka und Daniel Schmitt aus Rheinhessen oder Sven und Simone Leiner aus der Pfalz, beides gewiss wunderbare Betriebe, ist die Rollenverteilung in Weinberg und Keller relativ konservativ geregelt. Der mit Schale mazerierte Weißwein der toskanischen Zwillingsschwestern Margherita und Francesca Padovani (passender Name: „Le Ragazze“ – „die Mädchen“) aber zeigt so fein wie charakterstark, dass es gute Gründe gibt, weiblicher zu trinken. Charmante neue Weinadresse.
- Nomi Weinbar Manteuffelstraße 100, Kreuzberg, Mi–Mo ab 17 Uhr
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