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Shizuku an der Hasenheide: Der Geheimtipp für Sake und japanische Bar-Häppchen

Sake, Shochu und japanische Bar-Häppchen: Im Shizuku an der Hasenheide können Stammgäste ihre persönlichen Sake-Flaschen lagern und sich feinste japanische Küche mit regionalen Zutaten auf der Zunge zergehen lassen.

Shime saba, so präzise geschnitten wie eine olympische Eiskunstlaufnummer, gibts im Shizuku
Im Shizuku gibt es Shime saba, so präzise zubereitet wie eine olympische Eiskunstlaufnummer. Foto: Jane Silver

Das Shizuku war ursprünglich als Geheimversteck geplant

Im japanischen Zen-Buddhismus gibt es den Begriff des Koan – rätselhafte oder paradoxe Aussprüche, die zu Erleuchtungserfahrungen führen sollen. Hier ist einer: Wenn eine Sake-Bar, die ein Omakase-Menü bestehend aus regionalen Zutaten serviert und direkt am Hermannplatz eröffnet und die Speisekarte nicht auf Instagram postet, existiert die Bar dann überhaupt?

Die japanische Küche ist gefragter denn je, und Sake avanciert dank Nomu und Richie Hawtin gerade zum Lieblingsgetränk anspruchsvoller Berliner:innen. Da sollte ein Lokal wie das Shizuku eigentlich einen regelrechten Hype auslösen. Aber seit mehr als einem Jahr hat es das winzige Lokal an der Hasenheide geschafft, unter dem Radar zu bleiben.

Damit könnte es bald ein Ende haben. Besitzer Atsushi Shimizu hatte seine Trinkhalle im Tokio-Stil ursprünglich als Versteck geplant, in dem Introvertierte und Misanthrop:innen allein trinken können. Bei unserem Besuch waren die 14 Plätze jedoch mit Paaren und kleinen Gruppen gefüllt – und zwar mit ziemlich hippen. Zwar kann man einen Einzelplatz hinter der langen Holztheke reservieren, aber dann läuft man Gefahr, im Hintergrund eines Insta-Films zu landen.

Drinks im Shizuku: Sake und Shochu, Whiskey, Wodka und Gin

Derzeit schafft es das Shizuku aber, trotz wachsender Beliebtheit eine ruhige Atmosphäre zu bewahren. Wenn man das Lokal betritt, vergisst man sofort, dass einem auf dem Weg hierher mindestens drei Menschen versucht haben, einem im Park Gras zu verkaufen. Shimizu steht hinter einer ordentlichen Reihe von Sake-Flaschen an der Bar und gibt gerne Empfehlungen, wenn man sie braucht, oder geht einem aus dem Weg, wenn man sie nicht braucht. Weiter hinten lauert der härtere Stoff, eine Auswahl an ausschließlich japanischen Spirituosen, darunter in Japan hergestellter Whisky, Gin und Wodka, und erstklassiger Shochu.

Wer letzteren noch nicht probiert hat, sollte es bald tun. Sake mag in Berlin mittlerweile überall erhältlich sein, aber nirgendwo sonst gibt es eine so große Auswahl an Reis-, Gersten- und Süßkartoffeldestillaten wie hier. Wir empfehlen einen Shochu-Sampler mit drei Schnäpsen für 21 Euro, bevor es weitergeht zu fortgeschrittenen Runden mit zum Beispiel Hyakunen no Kodoku, einer in Fässern gereiften Shochu-Sorte. Die wurde nach „Hundert Jahre Einsamkeit“ benannt und schmeckt so komplex und ist doch so einfach zu genießen wie der Roman von Gabriel García Marquez.

Sake und Shochu, Berlins neue Lieblingsgetränke, gibt's im Shizuku.
Trinken im Shizuku: Sake und Shochu, Berlins neue Lieblingsgetränke. Foto: Jane Silver

Das Essen soll die Drinks begleiten, nicht umgekehrt, aber die ständig wechselnde Speisekarte der Künstlerin und Chefköchin Ayami Awazuhara ist schon für sich genommen einen Besuch wert. Während andere trendige japanische Lokale sich auf Blauflossenthunfisch und Wagyu konzentrieren, orientiert sich das Shizuku eher an Julius Ernst und Awazuharas Alma Mater Mrs. Robinson. Bedeutet: Im Shizuku wendet man traditionelle Techniken auf überwiegend europäische Zutaten an.

Japanische Schweinefleischspieße aus Havelländer Apfelschwein

Das gepökelte Makrelengericht Shime Saba zum Beispiel hat die Form von zarten kleinen Quadraten aus Fish Klub’s Finest, die so präzise zubereitet sind wie eine olympische Eiskunstlaufnummer und mit dünn gehobeltem Blumenkohl serviert werden. Kushikatsu – frittierte Schweinefleischspieße – werden mit dem berühmtem Bio-Apfelschwein aus dem Havelland zubereitet, das so süß und saftig ist, dass es den begleitenden Spritzer Karamell-Sojasauce kaum braucht.

Wenn man dann noch einen Berg cremigen Kartoffelsalats mit knusprig gebratenen Kartoffelschnitzeln und einem Schneefall alten Goudas hinzufügt, ist man schon vor Klassikern wie dem fluffigen Eieromelett Dashimaki oder den salzigen Omusubi (Reisbällchen) mit Umeboshi gesättigt. Wer das Ganze als Omakase-Menü bestellt (75 Euro für zwei Personen oder 100 Euro für drei Personen), erhält eine „Überraschung“; bei uns war es ein buttriges Stück getoasteten Chiffon-Kuchens mit einem zusätzlichen süß-salzigen Kontrast durch Birnenscheiben und Urstrom-Maulbeerkäse.

Oder soll es eher ein Aperitif sein? Der besteht aus japanischem Orangenwein und ein oder zwei Happen à la carte (6-12 Euro) – hier ist es vielleicht teurer als bei Hamy um die Ecke, aber man muss kein Vermögen auszugeben. Wer oft genug hingeht, kann sogar einen persönlichen Vorrat an Schnaps hinter der Bar in einer Ecke aufbewahren, die nur für Stammgäste reserviert ist. Bislang gibt es dort nur eine Handvoll Flaschen, aber wir gehen davon aus, dass sie in den kommenden Monaten viel Gesellschaft bekommen werden.

  • Shizuku Hasenheide 16, Kreuzberg, Do-So 18.30 bis 2 Uhr, bei Facebook

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