Fett ist ein Geschmacksträger. Der Zeitgeist ist es erst recht. Der Schweinebauch ist dieser Tage ziemlich fett mit dem Zeitgeist bestrichen. Mehr Geschmack geht also nicht. Mehr Schweinebauch auch nicht. Vom saftigen Street-Food-BBQ bis zum asiatisch-dezidierten Tim Raue. Auch die spannenden Neueröffnungen der vergangenen Wochen, das Grace am Kurfürstendamm, das Industry Standard in der Sonnenallee, das Spindler am Landwehrkanal – sie alle sind auf den Bauch gefallen. Und bereiten ihn mit Muscheln, mit apfelfruchtiger Glasur. Oder vom Livar-Klosterschwein. Die Rügenwalder Mühle – und nun wird es weniger deftig, aber nicht minder delikat – feiert derweil mit einer neuen Produktlinie veritable Verkaufserfolge. Nicht mit Würsten, sondern mit ihrem genauen Gegenteil: mit veganen Fleisch-Ersatzprodukten. 1,6 Millionen vegane Schinken-Spicker hat das Unternehmen alleine im Monat der Markteinführung verkauft, aus dem Stand mehr als vom fleischigen Original. Was das mit dem Schweinebauch zu tun hat? Mindestens so viel: Die Frage der Fleischeslust ist längst eine zentrale Frage des Lebensstils, der Ethik, der Moral. Fleisch ist ein Thema, das keine Enthaltsamkeit duldet, zumindest, was die eigene Haltung zum Fleischkonsum betrifft. Da taugt der Schweinebauch zur Metapher, genauso wie die Tofu-Wurst. Ist aber vielleicht auch nur so ein – Bauchgefühl.
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