Dort blubbert die Espressomaschine, Naschereien sind bis zur Decke gestapelt. Seit 2001 bieten Katia Barcellos und ihr Ehemann Eric Muller diese doppelte Dienstleistung an. Katia Barcellos schneidet zunächst die Haare, danach kann der Kunde der Verführung erliegen und in süße Blätterteigtörtchen beißen. Das Ehepaar gehörte zu den Ersten, die in Berlin mit diesem Geschäftskonzept erfolgreich waren. Die Idee sei spontan entstanden. „Wir wollten beide nicht mehr allein arbeiten. Wenn mein Mann Tischler gewesen wäre, hätten wir den Friseursalon mit einer Tischlerei verbunden.“
Der Synergieeffekt ist einer der Gründe, warum immer mehr Selbstständige auf dieses Konzept setzen. „Wellness und Gastronomie ergänzen sich perfekt“, sagt Anja Margoni. Sie ist Inhaberin des Fußbadcafйs am Zionskirchplatz. Auf ihren Asienreisen entdeckte die Yogalehrerin die doppelte Dienstleistung, importierte sie nach Berlin. Seit drei Jahren bietet sie Massage, Pediküre und Maniküre an. Kunden können derweil Kuchen essen oder Tee trinken. Rote Sessel, Lavendelduft und sanftes Licht sorgen für Entspannung, etwa nach der Sightseeing- oder Shoppingtour. „Wir platzen fast aus allen Nähten“, sagt Margoni. Potenziellen Interessenten rät sie, vor dem Besuch auf jeden Fall einen Termin auszumachen. Unter den Gästen seien immer mehr Touristen, denn der Laden steht inzwischen sogar in einigen Reiseführern.
Auch Anna-Lena Nickel, Inhaberin der Tussy Lounge in Friedrichshain, setzt auf Verschönerung plus Gaumenfreude: Im Souterrain können Kunden mit ihren Freunden in einer Art Wohnzimmer mit Blumentapete Platz nehmen. Alles ist im Fünfzigerjahre-Stil gehalten. Auf der Karte werden Cocktails, Kaffee oder Kuchen feilgeboten. Eine Treppe höher schneidet das Team von Ines Steckermeier Haare. Jeden Freitag ist Mädelsabend, dann kommen Freundinnen, die sich hier nicht nur den ersten Prosecco oder Cocktail, sondern auch das neue „Weekend-Styling“ gönnen. Das Publikum ist überwiegend weiblich, oft schauen angehende Bräute vorbei, um mit den Freundinnen Hochsteckfrisuren zu testen.
Auch Simon Matthäi setzt auf solch ein Doppelkonzept, kombiniert Friseur und Cafй. „Man kann Leute mitbringen, sie können an der Bar Kaffee oder Wein trinken, während sie warten“, sagt er. Matthäis Laden heißt Haarbar, er führt ihn gemeinsam mit seinem Lebenspartner Malte Matthäi. Beide investierten nicht nur in Friseurutensilien, sondern auch in eine gute Espressomaschine, dadurch sei die Atmosphäre in der Haarbar „nicht so typisch Friseur“…
Den ganzen Artikel des tip-Autoren Jörg Oberwittler lesen sie in der aktuellen Ausgabe des tip 14/09.
Barcellos Salon Sucrй Görlitzer Straße 32a, Kreuzberg, Tel. 612 27 13, www.salonsucre.de, U-Bhf. Görlitzer Bahnhof
Fußbadcafй Zionskirchstraße 32, Mitte, Tel. 49 78 73 79, www.fussbadcafe.de, U-Bhf. Rosenthaler Platz, Tram M1, 12
Haarbar Niederbarnimstraße 8, Friedrichshain, Tel. 83 22 83 31, www.haar-bar.de, U-Bhf. Samariterstraße, Frankfurter Tor, Tram 21
Maravilla Urbanstraße 137, Kreuzberg, Tel. 61 20 33 10, www.maravilla-berlin.de, U-Bhf. Südstern, Bus M41
Tatau Obscur TattooArtGallery, Potsdamer Straße 93, Schöneberg, Tel. 694 42 88, www.tatauobscur.com, U-Bhf. Kurfürstenstraße, Bus M48, M85
Tussy Lounge Sonntagstraße 22, Friedrichshain, Tel. 84 11 17 95, www.tussylounge.de, U+S-Bhf. Warschauer Straße, S-Bhf. Ostkreuz, Tram M10, M21