Nawid Samawat vom Chicago Williams BBQ und Barkeeper Tarek Nix haben The Pink Room im Bellboy am Gendarmenmarkt für ein tropisches Pop-up übernommen. Wanda Sachs von The Berliner war in der Casa Don Papa zu Gast.
Bellboy, die überbordende Speakeasy-Bar in Mitte, die sich als ein Hotel aus den 1920er-Jahren ausgibt – inklusive eines falschen Aufzugs und einer Rezeptionistin, die einem im Tausch gegen den Mantel einen Zimmerschlüssel gibt – ist vermutlich der perfekte Ort für ein karibisches Pop-up. Schon im Vorgängerrestaurant The Pink Room, sozusagen das Speisezimmer der Bar, dinierte man ja in einer Hülle und Fülle aus allen möglichen und unmöglichen Dekorationsgegenständen. Nun, The Pink Room ist Geschichte. Nawid Samawat und Tarek Nix haben den Raum hinter der falschen Aufzugstür ehrgeizig umdekoriert: Surfbretter, ein Springbrunnen, der Perlen sprudelt und weiche und riesige pflanzenähnliche Strukturen, die den ohnehin schon prunkvollen Speisesaal in etwas verwandeln, das an den Regenwald aus „Avatar“ erinnert.
Casa Don Papa mixt brillante Cocktails, die Küche hält spielend mit
Aber, halt, sind wir nicht eigentlich zum Essen (und Trinken) gekommen? In der Casa Don Papa liegt der Schwerpunkt nämlich gleichermaßen auf Speisen und Getränken. Es gibt zehn verschiedene Cocktails auf Rum-, Gin- und Wodka-Basis (alle 13 Euro; 10 Euro für die beiden alkoholfreien Varianten). Passend zum Tiki-Thema sind die Drinks durchweg süß, fruchtig, milchig oder säuerlich – und manchmal auch alles zusammen. Dank Nix‘ Mixologie-Know-how sind sie durchweg brillant; ein Paradebeispiel dafür ist der Ti Ra Mi Su Punch, ein geklärter Dessertcocktail aus Rum, Kakao, Kokosnuss, Mascarpone und vietnamesischem Kaffee, der mit einem zarten Schokoladenschmetterling verziert ist, der seine müden Flügel auf einem Eiswürfel ausruht.
Samawat kann Soul-Food
Die Küche hält da spielend mit. Nawid Samawat kocht eine karibisch-europäische, ja, Fusion mit frischen tropischen Zutaten wie Kochbananen, Mango, Limetten, Passionsfrucht, Jackfruit und Papaya. 2012 hatte Samawat sein Chicago Williams damals noch in Mitte eröffnet, eines der ersten BBQ-Restaurants nach Vorbild der us-amerikanischen Südstaaten in Deutschland und sowieso in Berlin. Samawat kann Soul-Food. Und mindestens genauso gut kann er seine Küche unter dem Sonnenschirm einer immer auch popkulturell stimmigen Erzählung platzieren.
Zu den herausragenden Vorspeisen gehören das Rindertartar mit frittierten Kochbananen, Jalapeños und knusprigem Mais (18 Euro) und die mit Phô angereicherten Arancini, die mit XO-Mayo beträufelt und mit Riesengarnelen belegt sind (14 Euro). Danach bestellen wir ein philippinisches Fischcurry (16 Euro), und das auf einer frisch gebackenen Waffel angerichtete Ochsenschwanz-Ragú (23 Euro). Eine noch einmal tiefenaromatischere Reminiszenz an die ikonischen Chicken & Waffles aus dem Chicago Williams BBQ in der Marburger Straße in Charlottenburg.
Zum Nachtisch serviert Sawamat den deutschen Klassiker Spaghettieis (12 Euro) und einen Teller Mango-Sticky-Rice mit einem Klecks Mango-Sorbet in Kokosnuss-Sauce (10 Euro), bei dem man denkt: Gib mir bitte noch drei mehr davon.
Wenn ihr ertragen könnt, dass George Michaels „Careless Whisper“ in Endlosschleife im pinkfarbenen Badezimmer läuft (ein Ohrwurm für die nächsten zwei Tage, mindestens), bietet Casa Don Papa eine dringend nötigte Flucht in wärmere Gefilde und eine Pause vom Berliner Herbst. Apropos: Noch bis zum 31. Oktober tischt die Casa Don Papa am Gendarmenmarkt auf. Wir würden das nicht verpassen. Mahalo!
- Casa Don Papa in Bellboy, The Pink Room Mohrenstr. 30, Mitte, Do–Sa 19–2 Uhr, Küchenschluss 23 Uhr, bis 31. Oktober, mehr Infos und Reservierung hier
Mittlerweile Geschichte: The Pink Room – unser Interview mit Gal Ben Moshe lest ihr hier. Nachhaltig und innovativ: „Currywurst und Grünzeug“, das Kochbuch der Kantine Zukunft. Hier gilt das Reinheitsgebot für Nudeln: ein Besuch im Shōdo Udon Lab in Friedrichshain. Immer aktuelle Tipps und Geschichten ums Essen und Trinken in Berlin lest ihr in unserer Food-Rubrik.