Vielleicht lag es an der Farbe. So orange wie eine eher günstige Fluggesellschaft und ein eher nicht so gut beleumundeter Lieferdienst. Jedenfalls bin ich an dieser Bierbar erstmal vorbeigeradelt. Schmeckt Charlotteneburg nicht ohnehin eher nach Wein?
Irgendwann bin ich dann doch eingetreten in die Bierobar in der Liebnitzstraße. Vielleicht, weil es hier noch bis in den Dezember jeden Tag ein anderes Handwerksbier für einen Euro gibt, manche aus Übersee, andere aus Familienbetrieben in Franken oder von belgischen Traditionsbrauereien. Überhaupt ist der Biergriff angenehm divers. Obwohl oder eben weil Betreiber Mike MacLafferty gebürtiger US-Amerikaner ist, schätzt er auch hießige Braustile, wenngleich der Fokus seiner als Franchise aufgesetzten Bierbar die hopfenbetonte, aus den USA inspirierte Craft-Kultur bleibt.
Franchise? Tatsächlich ist der arg karg möblierte Laden in der Leibnitzstraße die Pilotbar der German Craft Beer Group, die deutschlandweit bereits ein ganz ähnliches systemgastronomisches Konzept betreibt. Bierothek nennen sich die Bier-Boutiquen des in der Biermetropole Bamberg beheimateten Unternehmens. Warum die erste Bierobar nun ausgerechnet in Berlin zuhause ist? Nun, Berlin ist gegenwärtig die europäische Craft-Beer-Metropole. Aber umgekehrt heißt das eben auch, dass an der Spree niemand auf ein Vapiano für Craft Biere gewartet hat. Bleibt zu hoffen, das Bierfreak Mike MacLafferty seine Bierobar mit eigenen, authentischen Geschichten zu füllen weiß. Gutes Bier nämlich ist längst auch in Charlottenburg angekommen, in der Bar am Steinplatz etwa, oder im Weiß-Blau in der Knobelsdorffstraße.
Bierobar, Leibnitzstr. 59, Charlottenburg, Di–Sa 16–0 Uhr, So 14–22 Uhr