Friedhofscafé 

Das 21 Gramm in Neukölln

Welch ein Segen: Das 21 Gramm erweckt eine ehemalige Aussegnungshalle zu neuem Leben

„Was ich tue, das weißt Du jetzt nicht, Du wirst es aber hernach erfahren.“ Dieser Spruch passt. Zumal an einem Ort, der einmal eine Aussegnungshalle war, auf dem St. Thomas-Kirchof in der Hermannstraße, Neukölln. Heute steht unterhalb dieses Verses aus dem Johannes-Evangelium eine Bar. Und tatsächlich wussten diese Gastgeber des 21 Gramm – so schwer sei die menschliche Seele – nicht von jener Inschrift, als sie das charmante und, ja, ein wenig morbie Gebäude im engen Dialog mit der Denkmalbehörde neu in Szene gesetzt haben. Ist ja nicht das erste Lokal auf einem Kirchhof, verwiesen sei etwa auf das Café Strauss auf dem Friedrichswerderschen Friedhof in der Bergmannstraße. So gut umgesetzt, weil gleichzeitig die Würde dieses sakralen Ortes bewahrend und dennoch ein ganz der Stadt zugewandte Atmosphäre schaffend, ist aber bis dato keines der Berliner Friedhofcafés. Ach was, Café: Mit dem Frühling will das 21 Gramm auch als umfängliche Weinlokalität reüssieren.

Der Koch dazu kommt aus dem australischen Commonground in Mitte, der Wein gerne aus der Pfalz oder dem benachbarten Elsass. Unkomplizierte, nicht aber unkomplexe Sachen von handwerklicher Qualität. Der Cremant von Jülg etwa macht auch zu den pochierten Eiern samt Roastbeef (und Brot von der Bread Station) Spaß. Ist das jetzt noch Frühstück oder schon ein Mittagessen? Die gemischte Frühstücksplatte reicht beinahe für zwei und verwirrt einzig durch eine verirrte Erdbeere im März. Da habe es ein Lieferant zu gut gemeint, heißt es auf Nachfrage. Und gut meint es auch dieses extrem sympathische Café mit uns.

21 Gramm Hermannstr. 179, Neukölln, Tel. 76 79 58 10, Di, Mi & So 10–18 Uhr, Do 10–22 Uhr, Fr & Sa 10–0 Uhr, www.21gramm.berlin

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