Der spätmoderne Mensch sollte das zu würdigen wissen: ein Menü, vier Gänge, 25 Euro. Angenehm nicht nur in der preislichen Gestaltung, sondern in der größtmöglichen Reduktion der Möglichkeiten. Endlich mal nichts entscheiden müssen, sich fallen lassen in dieses Aroma einer italienischen Familienfeier. Die beiden Vorspeisen, eine Burrata con pomodorini confit und ein Carpaccio vom Tintenfisch, waren einfach großartig, weil ihre Zutaten es waren. Dort der cremige, vollmundige (Kuhmilch-)Mozzarella und fleischige Tomaten. Hier der zarte, mineralische Pulpo und ein intensives, grasiges Olivenöl. Der Pastagang (Tagliatelle con gamberi) lebte wie jede perfekte Pasta von der Konsistenz der Nudeln. Al dente, also bissfest, dazu umhüllt vom Geschmack eines Abends am Meer. Der Rostbraten zum Grillgemüse schließlich war eben nicht mürbe geschmort, was den Arbeitsabläufen in der Küche zweifelsohne entgegenkommen würde, zumal, wenn alle eh dasselbe essen. Stattdessen war das Fleisch а la minute, also innen zartrosa und, noch einmal, von tadelloser Qualität.
Bliebe noch die nonchalante, von Indie-Pop grundierte Atmosphäre zu würdigen, die ein wenig an den zugegeben unvergleichlichen Goldenen Hahn in der Pücklerstraße erinnert, aus dem dem Vernehmen (wie dem Geschmackssinn) nach auch der Koch stammen soll. Und eine gesamteuropäische Weinkarte, die bereits diesseits der 20 Euro eine vielseitige Auswahl bereithält, nicht nur den einen günstigen Alibiwein.
Text: Clemens Niedenthal
Foto: Christian Metzel
tip-Bewertung: Empfehlenswert
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