Dort oben die Sterne- und hier unten die Bordsteinküche – so einfach lässt sich das kulinarische Berlin eben nicht mehr auseinanderdeklinieren. Und als hätte es dafür noch einen Beleg gebraucht, belegt Rosa Lisbert in der zunehmend entstaubten Arminiusmarkthalle in Moabit jetzt Flammkuchen. Mit Speck und Zwiebeln (8,20 Euro). Oder mit Gänsestopfleber und Perignon-Trüffel (22 Euro). Was schon einmal Fragen aufwirft, aber mehr noch Antworten gibt: Ist das nun eine authentisch-puristische Regionenküche oder produktfokussiertes Fine Dining?
Ja und ja. Und das aus einem Ofen, den es so in Berlin noch nicht gegeben hat. Handgemauert und buchenscheidbefeuert ist dieses Unikat, wobei die Flammen den Flammkuchen immer ein wenig umzüngeln. Das Ergebnis schmeckt kross, pointiert und überraschend leicht. Das hier ist der Berliner Flammkuchenstandard, keine Frage. Aber der Berliner Flammkuchenstandard war für Lisa Mayer und Robert Havemann – aus deren Vornamen sich das Rosa Lisbert zusammenbastelt – ja nur die Pflichtaufgabe. Die Kür sind der Coq au Vin (12 Euro) oder das Carpaccio vom Pferd (hergestellt von Pferdemetzger Alfred Bredel aus Spandau).
Eigentlich also muss man zweimal in Rosa Lisbert kommen. Für eine informelle Flammkuchenküche, vielleicht am frühen Abend. Und für ein elsässisch-frankophiles Menü, zumal mit Dennis Lennartz (zuletzt Küchenchef im De Maufel) ein so talentierter wie regional versierter Mann am Herd steht. Eine Personalie, die noch einmal deutlich macht, wie ernst es dem Rosa Lisbert ist mit seinem, nun ja, Highstreet-Food ist. Tolle Weine, nicht nur aus dem Elsass. Und dazu die gründerzeitschöne Arminiushalle als atmosphärische Kulisse, auch und gerade wenn nach 20 Uhr die übrigen Stände schlafen gegangen sind.
Text: Clemens Niedenthal
Foto: Robert Werner
Rosa Lisbert in der Arminiushalle, Arminiusstraße 2-4, Moabit,? Tel. 0152-21 98 29 23, Di–Sa 16–22 Uhr,