Seit gut zwei Wochen ist der Bezirk um eine Großraum-Gastronomie reicher. Auf drei Etagen und 1700 Quadratmeter verteilt sich das spanische Restaurant Tauro. Das ehrgeizige Projekt von Gerd Spitzer, dem auch das Mar y Sol am Savignyplatz und das Las Olas am Alexanderplatz gehört, wartet an jeder Ecke mit einem Superlativ auf, mit Säulen, Bögen, Deckenmalereien und echten spanischen Fliesen. Im Eingangsbereich hängen große spanische Schinken über der prall gefüllten Feinkosttheke, die schon ab acht Uhr für die Nachbarschaft geöffnet hat. Eine stilistisch fragwürdige Balustraden-Treppe führt in die zweite Etage, den ehemaligen Ballsaal der Brauerei Pfeffer. Ein meterhohes Weinregal bis unter die Decke verspricht eine große Weinauswahl – das hält die Karte auch. Im Raum stehen wuchtige Stahlträger, die zwar nichts stützen, aber wohl den industriellen Charme des Objektes unterstreichen sollen.
Das war es dann aber auch schon mit den Superlativen. Denn was die Einrichtung verspricht, hält die Speisekarte nur bedingt.
Die Tapas und Paellas von unten gibt es leider nicht in der ersten Etage. Hier konzentriert man sich auf Mediterranes vom Grill, der Gast muss sich im Vorfeld auf eine Küche festlegen. Auf der übersichtlichen Karte stehen die üblichen Verdächtigen: Fisch, Steak, Meeresfrüchte, ein paar Pastagerichte. Kaum Überraschungen. Auch die Zubereitung ist solide. Beim Rumpsteak gibt es nichts zu meckern, das Rinderfilet ist außen kross und innen butterweich, rosa und auf den Punkt gebraten. Der Preis ist mit 17 Euro für ein gutes Stück Fleisch recht moderat. Dafür schlagen die Beilagen extra zu Buche. Mit „Sättigungsbeilage“ und Gemüse kostet das Gericht schon knapp sieben Euro mehr. Eine Beratung, welche Beilage zu welchem Gericht passt, gibt es von der Bedienung nicht. Ihr scheint auch das Verständnis für die Küche zu fehlen. Eine Peperonata, erklärt sie völlig ahnungslos, sei „so eine Art Salat mit Peperoni“, das sehe man doch schon am Namen. Es gibt in der Küche drei verschiedene Grillöfen, doch bei der Schulung des Personals wurde offenbar gespart. Vielleicht der kurzen Eröffnungsphase geschuldet?
Wenig überzeugend war dann leider auch die Atmosphäre. Dass die Bedienung alle fünf Minuten nach dem Rechten schaut, war zwar irritierend, könnte aber am Übereifer der neuen Belegschaft gelegen haben. Störender war die lautstarke Weihnachtsfeier am Nachbartisch. Saisonales Pech könnte man meinen, eine Lösung des Lärmproblems durch eine dezentere Platzierung wäre dennoch wünschenswert gewesen.
Text: Antje Binder
Foto: Judith Triebel
tip-Bewertung: Annehmbar
Tauro Schönhauser Allee 176, Mitte,
Tel. 40 05 60 48, www.tauro-berlin.de;
U-Bhf. Senefelderplatz;
tgl. 9-1 Uhr; Speisen 4,80 bis 27 Ђ,
Softdrinks ab 2,20 Ђ,
Bier (0,3l) ab 2,90 Ђ, Wein (0.1l) ab 3,30 Ђ, Fl. Wein (0,75l) ab 17 Ђ;
Rauchen: nur draußen
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