Zugegeben, am Anfang fühlt es sich anders, ein wenig befremdlich an. So sind die jungen Damen, die sich direkt neben fremde Gäste setzen sollen, verunsichert. Muss das so sein? Ist doch peinlich – signalisieren die Blicke. Aber mit freundlicher Beharrlichkeit des Service geht das dann doch. So lange, bis der Tisch, der sich durch den ganzen Raum des Hotelrestaurants Dos Palillos zieht, komplett besetzt ist. Dann ist da überhaupt keine Spur mehr von Peinlichkeit oder Steifheit. Spanisch, Amerikanisch, Deutsch – das sind die Umgangssprachen im Dos Palillos. Übersetzt heißt das „zwei Stäbe“. Das Konzept kommt aus Barcelona, wo die spanische Schuhfabrik Camper bereits ein Restaurant etabliert hat. Nun also eines in Berlin.
Die Gäste sitzen vor der Küche, können beobachten, wie die bestellten Gerichte zubereitet werden. Auch dieses Szenario spielt irgendwann eine Nebenrolle. Jeder am Tisch – bis auf eine einsame Dame – unterhält sich und genießt die kleinen Speisen, die schnell gebracht werden. Es gibt entweder zwölf Gänge oder 16. Keine Bange, es sind in Anlehnung an das Heimatland des Unternehmens eher Tapas, portionsmäßig also gut austariert. Auf noch etwas sollten sich Gäste einstellen: Auch wenn Küchenchef Albert Raurich bei Ferran Adriа gearbeitet hat, so gibt es keine molekulare Küche. Asiatische Klassiker werden von circa zehn jungen Köchen modern interpretiert.
Um es kurz zu machen, eine kurze Aufzählung, was o.k. ist: Beide Menüs beginnen mit einem Aperitif, ein kleines Glas mit einer Mixtur aus Gemüse und Obst. Die kantonesischen Walnüsse, das Wok-Gemüse als Ersatz für die Seeteufelleber. Der Sunomono, der Salat in Reisessig-Vinaigrette. Tempura sowie die Garnelendumplings gibt es in Berlin besser.
Eindrucksvoll von den Ideen und der Umsetzung her sind die gebackenen Wontons. Der darübergeriebene Blumenpfeffer britzelt auf der Zunge, und der Gaumen wird angeregt. „Erst immer eines ohne Sauce probieren, danach die Süßsaure!“ Die Jungs aus der Küche servieren und geben kurze Infos, was da auf der japanischen Keramik angeliefert wird. Die vietnamesische Sommerrolle ist dann auch eine besonders gelungene Variante dieser Spezialität, das Onsen-Ei ist traumhaft. Die Makis sind das Beste. Man macht sie sich selbst zurecht, das Algenpapier schmilzt am Gaumen und verfeinert den Reis und Fisch! Das Hong Shao Rou, das sogenannte Schweinekinn, ist durchzogen von Röstaromen und eine süßlich rauchige Köstlichkeit.
Mit dem Nachtisch haben sie alles richtig gemacht. Und beim Wein war mit der Wahl eines Vinho verde alles in harmonischem Gleichklang. Der Service ist gut, ebenso die Luft, trotz ordentlicher Rauchentwicklung in der Küche durch Grill und Wok. Es ist ein guter Abend, die Gäste im Dos Palillos sind wirklich entspannt. Die Fusion aus Tapaskultur und asiatischer Küche funktioniert. Da muss nur bald noch etwas mehr kommen. Denn Berlin ist verwöhnt, was beste asiatische Küche bedeutet.
Text: Eva-Maria Hilker
Foto: Nina Zimmermann/hipi
tip-Bewertung: Empfehlenswert
Dos Palillos Rosenthaler Straße 53, Mitte, Tel. 20 00 34 13, www.dospalillos.com; Di-Do 18.30-24 Uhr, Fr+Sa 12-23.30 Uhr; Speisen 4 bis 12 Ђ, zwölf-Gänge-Menü 45 Ђ, 16-Gänge-Menü 60 Ђ, Softdrinks 3 Ђ, Glas Wein (0,1 l) 4 Ђ, Flasche Wein (Quinta de Azevedo, 0,75 l) 20 Ђ; Rauchen: nur draußen vor der Tür möglich
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