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Ein Raum, so spektakulär wie gemütlich: das La Mifa in der Anomalie Art Gallery

Das Glück im Versteckten: Hinter der Storkower Straße beginnt die Côte d‘Azur: ein auf viele Arten wunderbarer Abend im Restaurant La Mifa in der Anomalie Art Gallery

Lamifa

Eine Gebrauchsanweisung vorweg: Wenn Sie dieses Restaurant nicht gleich finden, wenn Sie sich verloren fühlen zwischen Autoschrauberbuden, dem Finanzamt und einem Punkrockschuppen mit stilecht brennender Öltonne vor der Tür, geben Sie nicht auf. Es würde Ihnen ein lässiger, bourgeoiser Abend entgehen, wie ihn so nur ein französisches Lokal hinbekommt. In einer ehemaligen Autoschrauberbude irgendwo hinter der Storkower Straße, vermutlich aktuell die abwegigste Adresse für exzellente Kulinarik in dieser Stadt.

Es sind vier französische Geschwister, die diese kühn, ja flamboyant umgestaltete Werkstatt gemeinsam bespielen. Gelegentlich als Kunstraum, regelmäßig als hippieesk grundierter Technoclub und zunehmend vor allem als Restaurant. Das heißt La Mifa, ein Akronym für die Familie, und wird von Anemone Carayol geführt, eine der Geschwister.

Gemeinsam mit ihrem Ex-Mann hatte die studierte Biologin ein gefeiertes Restaurant am Mount Ventoux (das Chez Serge). Dort hat sie, neben guten Kontakten zu regionalen Winzern und Produzenten, einen Trüffelhain und zwei Trüffelhunde. Womit eine zentrale Zutat eines entwaffnend naheliegenden Menüs benannt wäre: Spaghetti mit Sommertrüffeln und einer Parmesansoße und ein so zartes wie aromenstarkes Rinderfilet (ebenfalls aus ihrer alten Heimat) mit getrüffeltem Kartoffelstampf. Ähnlich lässig und handwerklich auf eine sehr unaufgeregte Art perfekt, habe ich lange keine Trüffel mehr gegessen. Die Côte d‘Azur jedenfalls liegt bis auf Weiteres hinter der Storkower Straße. Haben wir da nicht gerade die Brandung gehört?

Zuvor gab es den „Anomalie Garden“, eine kräuter- und gemüsegrüne Tarte. Oder wahlweise eine Entenkrokette mit Wildkräutersalat, noch so ein frankophiler Klassiker. Von den Desserts – es gibt jeweils drei lose wechselnde Vor-, Haupt- und Nachspeisen – hat eine Zitronentarte mit Champagnersorbet die Stimmung dieses Lokals ganz wunderbar auf den Punkt gebracht. Ohnehin sehnt sich der kulinarische Zeitgeist ja nach den klar verständlichen, aber gut gemachten Tellern. Wir hatten an diesem Abend einige davon.

Erwähnenswert gute Produktqualität, tolle, ausschließlich bio-dynamische Weine, familiärer Service (La Mifa eben) und eine Location, die tatsächlich so spektakulär wie gemütlich ist.Clemens Niedenthal

La Mifa in der Anomalie Art Gallery Storkower Str. 123, Prenzlauer Berg,
Di–Sa ab 18.30 Uhr

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