Weinfestival

„Le Grand Suff“ in der Markthalle Neun: Paul Truszkowski über Kreuzberg und den Wein

Die Kreuzberger Weininstitution Suff wird 33 und feiert diese Schnapszahl mit dem Weinfestival „Le Grand Suff“ in der Markthalle Neun. Geschäftsführer Paul Truszkowski sprach mit uns über die Veränderungen im Kiez, die verschiedenen Weingenerationen, den Neuköllner Naturweingeschmack und die Frage, warum Chateau Schembs gut nach Kreuzberg passt.

Mit dem "Le Grand Suff" feiert die Weinhandlung Suff ihren 33. Geburtstag in der Markthalle Neun in Kreuzberg.
Paul Truszkowski ist Geschäftsführer in der Kreuzberger Weininstitution Suff in der Oranienstraße. Mit „Le Grand Suff“ feiert er in der Markthalle Neun. Foto: Privat

Die Suff-Maxime: „Man sollte allen guten Wein ermöglichen“ 

tipBerlin Paul Truszkowski, vom Kiezweinladen zum angesagten Naturweinspezialisten, zum Filialisten mit einer Adresse im noblen Charlottenburg und Lieferanten der Hauptstadtgastronomie: Suff hat sich sozusagen hochgetrunken. 

Paul Truszkowski Was aber nur funktionieren konnte, weil wir uns selbst immer treu geblieben sind. Es ist nur Wein, es ist Spaß, und man sollte wirklich jedem und jeder guten Wein ermöglichen: Das ist noch immer die Suff-Maxime. Zumal Du heute keine Statustrinker mehr mit irgendwelchen großen Namen glücklich machst. 

tipBerlin Die Weinkonsument:innen haben sich emanzipiert? 

Paul Truszkowski Wir erleben Kund:innen, die wirklich Lust auf Wein haben. Es ist heute auch normal, dass jemand mit einer 30-Euro-Flasche und einem Sieben-Euro-Literwein nach Hause geht. Früher blieben die verschiedenen Weinmilieus, auch preislich, unter sich. 

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Der Name „Suff“, Kreuzberg und die Neunzigerjahre

tipBerlin Ist der Name Suff auch manchmal hinderlich? 

Paul Truszkowski Sagen wir es so, er ist auch eine Herausforderung. Einen Weinladen, einen sehr guten Weinladen, Suff zu nennen, funktioniert ja nur, wenn dieser Name einen ironischen Bogen spannt. Wenn Weine und überhaupt eine Atmosphäre ins Glas kommen, die nie nur süffig sind. Deshalb hängen bei uns in der Oranienstraße ja auch die ganzen Caravaggios mit ihrer barocken Fülle. Caravaggio war ja selbst kein Kostverächter. Meistens zeichnet der Name Suff den Leuten ein Lächeln ins Gesicht. 

tipBerlin Wer sind diese Leute?

Paul Truszkowski Historisch kommen wir aus dem Kiez und auch aus dem Literflaschengeschäft. Das war eine komplett andere Weinzeit, die Neunzigerjahre. Wir haben noch immer Winzer, das durchaus kultige Chateau Schembs beispielsweise, mit denen arbeiten wir quasi seit dem ersten Tag zusammen. 

Die Kreuzberger Weininstitution Suff feiert "Le Grand Suff" in der Markthalle Neun.
Legendäre Weinadresse in Kreuzberg: Die Weinhandlung Suff in der Oranienstraße. Foto: F. Anthea Schaap

tipBerlin Schembs hat, nicht nur ob des roten Sterns im Logo, ja auch wunderbar nach Kreuzberg gepasst. Wie sucht man sich also passende Winzer:innen aus?

Paul Truszkowski In dem man sie sich wirklich aussucht, Weine also nicht über irgendeinen Großhändler bezieht. Darüber hinaus funktioniert, wohinter man selbst mit Haut und Haaren steht. Unsere Weine sind zum Beispiel alle bio, viele auch biodynamsich. Ich mag es auch sehr, ein Weingut quasi von Beginn an zu begleiten, Seckinger aus der Pfalz etwa. 

„Dieser spezifische Neuköllner Naturweingeschmack ist manchmal ein wenig pubertär.“

tipBerlin Nun ist Naturwein ein Thema, das noch immer spaltet. 

Paul Truszkowski Clemens Busch, Claus Preisinger … wir haben schon vor zehn, fünfzehn Jahren Naturweine nach Berlin gebracht. Nur eben darauf geachtet, dass das gleichzeitig Weine sind, die extrem sauber vinifiziert waren. Dieser spezifische Neuköllner Naturweingeschmack, Hauptsache funky und wild, ist, nun ja, manchmal ein wenig pubertär. 

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tipBerlin Wie hat sich die kulinarische Stadt in den 33 Jahren von Suff verändert? 

Paul Truszkowski Berlin hat sich massiv entwickelt, was die Themen Gastronomie und Kulinarik und vor allem den Wein angeht, denke nur an die Vielzahl von wirklich guten Weinbars. Noch um die Jahrtausendwende war die Weinbar ja allenfalls ein folkloristisches Thema. Und: Wein ist inklusiver geworden. Viel mehr Leute interessieren sich dafür, weil es auch viel pluralistischere Zugänge zum Wein gibt. Gerade die Naturweinszene hat da für einen extrem lustvollen Umgang gesorgt. Früher war die Währung: In welchem Club stehst Du auf der Gästeliste? Heute heißt es eher, in welcher Weinbar, welchem Restaurant Du noch einen Tisch ergattert hast. 

tipBerlin Trinken ist das neue Pop? 

Paul Truszkowski Weniger, aber besser, so erlebe ich es. Gerade während Corona ist die Qualität und auch der Durchschnittspreis der bei uns gekauften Flaschen extrem gestiegen. 

tipBerlin Inwiefern hat die Pandemie also unser Trinkverhalten beeinflusst?

Paul Truszkowski Durch Corona haben ganz viele Leute zuhause besser getrunken. Sie konnten nicht mehr in mehr ins Restaurant, also haben sie zuhause gekocht, gegessen, sich einen Wein eingeschenkt – und nach der Pandemie dann gemerkt, dass ihnen die Weine in ihrem Lieblingsrestaurant fad geworden waren. Im vergangenen Jahr kamen wirklich viele, sagen wir, Alltagsrestaurants zu uns und meinten, sie müssten was mit ihren Weinen ändern. Das Wein nicht nur Rot oder Weiß ist, ist in Berlin inzwischen selbst in der Kneipe angekommen. 


Das Weinfestival „Le Grand Suff“

Am Sonntag, 5. März, von 12 bis 18 Uhr kommen 66 Weingüter (die nächste Schnapszahl) aus ganz Europa in die Kreuzberger Markthalle Neun. Dazu verschiedene Seminare etwa mit Pauline Perau, Sommelière des Grill Royal, oder Janine Woltaire, Restaurantleiterin im Hallmann & Klee. Eintritt inklusive „Schöner Trinken“-Weinglas 25 Euro. Info, Tickets und Anmeldung zu den Seminaren sowie alle Winzer:innen.

Das Winzerdinner

Nach dem Festival, ab 18 Uhr, gibt es ein dreigängiges Winzerdinner in der Hafenküche in der Rummelsburger Bucht – und die Möglichkeit mit allen Winzer:innen ausgesuchte gereifte Weine vor allem aus Magnumflaschen zu probieren. Achtung: Die Plätze sind knapp. Dinner inklusive Ticket für die Weinmesse 99 Euro.

Die Weinläden

Seit 1989 leuchtet das Motto „Schöner Trinken“ über der Kreuzberger Oranienstraße 200. 2012 kam der Suff-Weinstand in der Markthalle Neun hinzu, später ergänzt durch den Naturwein-Spot Drunk Naked ebendort. Auch die Hertz-Weinhandlungen in der Leonhardtstraße, Charlottenburg, und am Rüdesheimer Platz gehören inzwischen zu Suff-Familie.

tipBerlin Verlosung

Wir verlosen 3 x 2 Tickets für das Weinfestival am Sonntag, 5. März, ab 12 Uhr, in der Markhalle Neun. Senden Sie bis zum 3. März, 13 Uhr eine E-Mail mit dem Betreff „Weinfestival“ an [email protected]


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