Ein Kommentar von Clemens Niedenthal
Steuern steuern. Schon von der Wortbedeutung her. Insofern ist es also legitim, darüber nachzudenken, unseren Fleischkonsum über die Geldbörse zu lenken. Aber mal ehrlich: Einfach den ermäßigten Steuersatz von sieben Prozent auf Fleischprodukte auf jene 19 Prozent zu erhöhen, wie sie beispielsweise für einen Weber-Grill fällig werden, derart verknappt zu denken, zeugt von einem manifesten Desinteresse an der aktuellen Ernährungssituation. Fleisch würde dann teurer. Nix dagegen. Vor allem aber würde die Preisdifferenz zwischen dem pinkrot eingefärbten Discounter-Hack aus der Massentierhaltung und seinem Pendant aus Weidehaltung und einem handwerklich-bäuerlichen Betrieb noch einmal steigen. 19 Prozent von 1,99 Euro sind nunmal weniger als 19 Prozent von 4,99 Euro, das ist eine Milchmädchenrechnung. Oder ist es doch eher eine Dickste-Bauer-Rechnung? Und der dickste Bauer ist ja bekanntlich der, der die dicksten Kartoffeln hat. Oder das meiste Hack.
Wir brauchen im Gegenteil eine Steuer- und Subventionspolitik, die sich Qualität und nicht Quantität zum Maßstab nimmt. Die etwa Betriebe fördert, die auf Weidehaltung setzen und die das Winterfutter für ihre Rinder selbst erzeugen. So geht das nämlich mit der Kohlendioxidreduktion. Und wenn jetzt das Argument kommt, Fleisch müsse doch für alle bezahlbar bleiben: Wenn dem so ist, wäre auch das die Aufgabe politisch gewollter, kluger Lenkungswerkzeuge. Und nicht von Clemens Tönnies und der Fleischindustrie.