Brandenburg

Fünf gastronomische Ausflugsorte in Brandenburg

Fünf gastronomische Ausflugsorte in Brandenburg

Wenzel Pankratz ist keiner, der die Dinge dogmatisch betrachtet. Und auch ein Manifest wie im geistesverwandten Relж in Kopenhagen, dessen Nordic Cuisine regelmäßig zu den besten der Welt egzählt wird, hat er seinem Forsthaus Strelitz nicht geschrieben.  Nein, Wenzel Pankratz ist — nach Lehr- und Wanderjahren in der deutschen  und europäischen Sternegastronomie – in sein Elternhaus zurückgekehrt und hat gemacht, wonach ihm der Sinn stand: nach einem radikal regionalen, nein, lokalen Restaurant. Nach Schwarzwurzeln vom eigenen Acker. Nach Wollschweinen aus dem eigenen Stall. Wenn sie sich nicht gerade draußen auf der Weide suhlen, draußen kurz vor Neustrelitz, dort wo Brandenburg anfängt, Mecklenburg-Vorpommern zu sein.

Der Dammwildrücken (mit Zweierlei von der Roten Bete) kommt vom befreundeten Jäger und der rohe Aal auf dem schaumigen Kartoffelpüree aus der nahen Müritz. Alles andere kommt vom eigenen Hof, der das Forsthaus Strelitz eben auch ist. Und wieder kommt einem Kopenhagen in den Sinn, namentlich das Restaurant Noma, das Ende dieses Jahres  am bisherigen Standort schließen wird, um hinauszuziehen zu den Äckern, den Weiden, den Produkten. Die Nordic Cuisine, das „brutal Lokale“, wie es einer ihrer Berliner Protagonsiten, Billy Wagner vom Nobelhart & Schmutzig so schön nennt, nirgendwo ist sie, nein, nirgendwo kann sie so lokal sein wie in diesem wunderbaren Forsthaus im Nirgendwo.

Aber weiter, oder besser gesagt wieder näher ran an die große Stadt. Ins Storchendorf Linum, wo Frank Buthmann ganz ähnliche Geschichten zu erzählen hat. Auch eine von einem Koch, der sich nach Jahren in großen Küchen und großen Häusern auf das Wesentliche besinnt. Mitte der 2000er-Jahre war das, gerade hatte Buthmann die Slow-Food-Bewegung kennengelernt und die Ziegenkäserei Karolinenhof in Kremmen, dessen Wiesencafй er bald darauf übernahm. Es folgte das Kleine Haus in Linum, das tatsächlich ein großes ist.  Ein nonchalantes Gasthaus mit einer Soljanka auf der Karte, mit „Gebratenem Hecht vom Zippelsförder Fischer“ und mit „Ollis roter Bete“. Man kennt sich. Und man kennt die Produkte.

Ausflugsgastronomie, das schmeckt zu oft nach altem Frittenfett und nach TK-Ware. Fast so als müsse man die Natur, wenn man schon mal dort ist, nicht auch noch schmecken. Und man kennt diese Ausflüge, die Tage am See, an deren Ende man dann doch wieder in die Stadt hineingefahren ist, zum verlässlichen Lieblingsrestaurant. Auch das Schloss Schwante lädt seit dem vergangenen Jahr zum kulinarischen Draußenbleiben. Nicht nur ob eines grandiosen Gulaschs vom Wasserbüffel, jenen Wasserbüffeln, die gleich hinter dem Schlosspark weiden. Das Schloss Schwante – dahinter steckt das Team von Clärchens Ballhaus in der Augustsraße – ist ein Ort, der um die Welt- wie die Weitläufigkeit weiß. Charmanter jedenfalls hätte man das um 1740 erbauten Gutshaus nicht sarnieren, oder eben gerade unsarniert lassen können. Das passt wie die Lederflicken auf die Ärmel eines abgewetzten Tweed-Sakkos. Erdig und geerdet ist dieser Ort.

Schloss Schwante

Bleibt noch, eine Rarität anzupreisen: die  Grillabende an der Schleuse in Regow. Auf dem Capriolenhof, wo es  tatsächlich den besten Ziegenkäse Deutschlands gibt. Immer mittwochs (und wohl ab Juni) kommem die Ziegen dort auch auf den Grill. Bis dahin bleibt das Hofcafé mit den handfesten Vespertellern. Mit Produkten, die auf dem weg zum Verzehr tatsächlich keinen einzigen Kilometer zurückgelegt haben, Lokaler kann es nicht schmecken.

Fotos: Kai von Kotze

Ausfahrt & Einkehr

Forsthaus Strelitz Nordic Cuisine aus der holzbefeuerten Küche. Das beste Restaurant zwischen Berlin un der Ostsee, mindestens.
Berliner Chaussee 1, 17235 Neustrelitz, Di–Sa ab 18 Uhr, So ab 13 Uhr
www.forsthaus-strelitz.de

Schloss Schwante Handwerklich überzeugend, atmosphärisch angenehm, die Wasserbüffel weiden direkt am Schlosspark.
Schlossplatz 1–3, 16727 Oberkrämer, Mi-Fr ab 12 Uhr, Sa & So ab 11 Uhr, www.schloss-schwante.de

Kleines Haus Linum Buchstäblich naheliegende Küche von Frank Buthmann, dem auch das Wiesencafé im nahen Karolinenhof obliegt.
Nauener Straße 58, 16833 Linum, Mi & Do 11–18 Uhr, Fr-So 11-21 Uhr, www.kleineshaus-linum.de

Capriolenhof Der beste deutsche Ziegenkäse. Hofcafé, ab Juni regelmäßige Grillabende. Schleusenhof Regow 1, 16798 Fürstenberg Sa & So 11–17 Uhr, www.capriolenhof.de

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