Dazu will man auch innenarchitektonisch neue Maßstäbe setzen. Mitten in Moabit in der recht dunklen Birkenstraße wirkt das hell erleuchtete Restaurant im denkmalgeschützten Backsteingebäude wie ein leuchtender Exot. Unzählige kleine Lämpchen sind in die Wand eingelassen, an der Decke hängen vier stattliche Kronleuchter, orientalische Säulen und Kapitelle umrahmen den Raum. Farblich hält man mit edlem Weiß jedoch zurück. Orientalische Ornamentik trifft auf Berliner Purismus und schafft dadurch gerade den Spagat zwischen Kitsch und Geschmack.
Die Karte besticht zunächst durch eine stattliche Auswahl an kalten und warmen Vorspeisen, sogenannten Meze, wahlweise vegetarisch, mit Fisch oder Fleisch. Die Entscheidung fällt auf zwei warme Meze – die in Anis marinierte Bratleber auf Zwiebelbett ist zart, doch wird der Geschmack sehr von der Marinade bestimmt. Besser sind die türkischen Teigtaschen mit Hackfleischfüllung und einer Joghurt-Knoblauch-Sauce, die in einem kleinen Töpfchen serviert wird. Die vermutlich sehr reichhaltige und etwas zu mächtige Vorspeise wird zum persönlichen Highlight des türkischen Abends.
Als Hauptgang empfiehlt die Bedienung das Lammkarree. Es kommt mit viel frischem Rosmarin auf einem Bett aus Pfannengemüse außen kross und innen leicht rosig. Ebenso zart und butterweich ist das Rinderfilettournedo, ebenfalls mit Gemüse und einer äußerst cremigen Auberginen-Bйchamelsauce. Zu beiden Gerichten gibt es außerdem Reis in einem knusprigen Blätterteigmantel. Die Weinauswahl darf durchprobiert werden, die Empfehlung der Bedienung, Öküzgözü, ein intensiver, fruchtiger Rotwein, wird schließlich auch beherzigt. Einziger Wermutstropfen: das Dessert. Kürbis und Quitte mit Sahne gingen zwar aufs Haus, waren aber viel zu süß und intensiv im Geschmack. Dennoch: Die vielfältige Karte führt in die gehobene türkische Küche ein, ohne den westeuropäischen Gaumen zu sehr zu überfordern. Die Kochkunst überzeugt. Die Bedienung ist äußerst aufmerksam. Die türkische Hintergrundmusik sorgt für eine überraschend unaufdringliche Geräuschkulisse. Es lohnt sich der Weg in die Birkenstraße.
Text: Antje Binder
Foto: Judith Triebel
tip-Bewertung: Empfehlenswert
Osmanya Birkenstraße 17, Tiergarten, Tel. 48 82 99 99, www.osmanya.de; tgl. ab 16 Uhr; Speisen 4,50 bis 24,50 Ђ, Softdrinks (0,2 l) ab 2 Ђ, Wein (0,1 l) ab 3 Ђ, Fl. Wein (0,75 l) ab 15,50 Ђ; Rauchen: draußen vor der Tür
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