Frau Rauscher ist ein Frankfurter Original, eine Dame, die dort im 19. Jahrhundert gelebt haben soll und der Legende nach gerne mal einen über den Durst trank. Denn Frau Rauscher ist auch der Name eines Getränks, und zwar eines hessischen Apfelweines, der angeblich ziemlich drehen soll. Im Frau Rauscher im Friedrichshain können sich die Gäste nun selbst davon überzeugen. Es gibt den Frankfurter Wein sauer oder süß gespritzt und im Bembel, also im Krug, bis zu drei Litern. Dazu gibt es hessische Küche mit französischem Einschlag. Zum Beispiel jede Menge Flammkuchen, der hier Tarte genannt wird. Zum Beispiel traditionell mit Rahm, Frischkäse, Schinken, Zwiebeln und Schluppen, das sind Frühlingszwiebeln. Wir nehmen, passend zum Wein, einen „Flambйe aux Pommes“, mit Äpfeln flambiert, mit dem französischen Branntwein „Calvados“. Köstlich. Die „Wurst aus Rixdorfer Blutwurstmanufaktur“ mit „milchsauervergorenem Kraut“ macht neugierig, ist aber nichts für den Berliner Gaumen an diesem Abend. Wir probieren dafür die Frankfurter Grüne Soße mit hartgekochtem Ei und Kartoffeln.
Innovativ ist das Konzept des Frau Rauscher und vor allem in dieser Ecke eine Bereicherung.
Die Rotherstraße liegt zwar in Friedrichshain, aber im Rudolfkiez, diesem vergessenen kleinen Viertel zwischen Stralauer Straße und S-Bahn-Trasse. Dort sind viele Büros, deshalb gibt es auch eine Mittagskarte. Und auch wenn wir dem Frau Rauscher in dieser Gegend vor allem für den Abendbetrieb alles Gute wünschen, Abstriche gibt es leider beim Service. Fast eine Stunde warten wir auf das Essen. Weinempfehlungen gibt es nicht und auch auf die namensgebenden „Frau Rauscher“ wird leider nicht von alleine hingewiesen. Die drei Scheiben selbstgemachtes Brot vorneweg sind nicht inklusive, sondern müssen bezahlt werden. Das Töpfchen „Butter de Paris“ dazu schmeckt gut, aber ist von normaler Butter nicht zu unterscheiden. Das Ambiente mit bohйme, unverputzten Wänden wird durch Retro-Möbel, karierte Tischdecken und Holzmöbeln ein wenig gemütlicher, ist aber trotzdem ein wenig unterkühlt. Und das nicht nur im übertragenen Sinne. Zum Glück gab es den Bembel Apfelwein zum Aufwärmen.
Text: Antje Binder
Foto: Andreas Kottlorz / HIPI
tip-Bewertung: Annehmbar
Frau Rauscher Rotherstraße 27, Friedrichshain, Tel. 60 95 28 75, www.fraurauscher.com; U+S-Bhf. Warschauer Straße; Di-Fr ab 12 Uhr, Sa ab 17 Uhr, So ab 11 Uhr; Speisen 2,30 bis 21,80 Ђ, Softdrinks ab 1,80 Ђ, Bier ab 2,40 Ђ, Wein (0,25 l) ab 2 Ђ, Fl. Wein (1 l) ab 6 Ђ
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