Essen & Trinken

Gönnt euch Hausgemachtes: HomeMeal denkt Lieferdienste neu

Die Berliner App HomeMeal hat eine Nische im Lieferservice gefunden: aromatische und hausgemachte Speisen von lokalen Köchen:innen. Unsere Redaktion hat sich den Lieferdienst näher angeschaut und sich durch die HomeMeal-Speisekarte probiert.

Am leckersten sind die aromatischen Currys von HomeMeal. Foto: HomeMeal

Another day, another Startup. Alltag in Berlin, vor allem bei Lieferdiensten. Der jüngste Neuzugang im Pantheon heißt HomeMeal und bietet trotz der Fülle von Lieferservice-Apps auf dem Markt etwas Neues: zubereitete Mahlzeiten von lokalen Köchen. HomeMeal wurde in Berlin gegründet und steckt noch in den Anfängen, da Berlin derzeit der einzige Markt ist. Die App dient als eine Art Vermittler, der eine App für Bestellungen und Zahlungen anbietet und das Essen an die Kunden ausliefert.

In der Praxis bewegt sich HomeMeal irgendwo zwischen Essensboxen á la HelloFresh und Lieferapps wie Wolt oder Lieferando. Die Mahlzeiten werden in der Regel verzehrfertig geliefert: Nachdem die Bestellung im Voraus aufgegeben wurde, muss die Mahlzeit nach Lieferung nur noch aufgewärmt werden. Die App bietet eine Lieferung am selben Tag, wenn bis zum Nachmittag bestellt wurde. Viel Planung ist also nicht nötig.

Um es ganz offen zu sagen: Ich bin kein Bestelljunkie. Ich bestelle nur gelegentlich Essen zum Mitnehmen per App und meide die ultraschnellen Lebensmittellieferdienste, da sie erfahrungsgemäß oft eine Mischung aus teuer und unnötig sind, von den Arbeitsbedingungen ganz zu schweigen. Nachdem ich eine Reihe von Gerichten von HomeMeal-Köch:innen ausprobiert hatte, war ich daher überrascht. Zugang zu hausgemachten Gerichten von Menschen, die ihr Handwerk beherrschen, aber vielleicht nicht in der Lage sind, die beträchtlichen Summen aufzubringen, die für die Eröffnung eines Restaurants mit Ladengeschäft erforderlich sind.

Nilgün Sugar ist die Köchin, die hinter den lecken Gerichten von „Mutti kocht“ steckt. Foto: HomeMeal

Meine erste Bestellung wurde von Nilgün Sunar, einer älteren türkischen Dame aufgegeben. Nilgün Sunar trägt auf der App den überaus gemütlichen Titel „Mutti kocht“. Und sie scheint das Ethos und die Atmosphäre der App perfekt zu verkörpern: Man bestellt nicht bei einem Unternehmen, sondern bei einem „echten“ Menschen. Zu diesem Zweck wurde die Bestellung mit einer charmanten handgeschriebenen Notiz und einer kurzen Erklärung zum Aufwärmen des Essens geliefert. Obwohl der Aufwärmprozess bei HomeMeal in den meisten Fällen so einfach ist, dass eine Gebrauchsanleitung nicht wirklich nötig ist.

Das Essen selbst war ziemlich hervorragend: Karniyarik, ein mit Rindfleisch gefülltes Auberginengericht, war so gekonnt gewürzt, dass man merkt, dass der Koch das Rezept über Jahre hinweg verfeinert hat. Die Lahana Sarmasi, gefüllte Kohlblätter mit einem würzigen Knoblauchjoghurt, waren ebenfalls erstklassig. Als zusätzliches Zeichen der Gastfreundschaft gab es auch einige Dolmades, gefüllte Weinblätter, gratis dazu. Die Portionen waren üppig: eine Bestellung reichte fast für zwei Portionen. Bei einem Preis von etwa neun Euro pro Gericht wäre es unaufrichtig, hier eine ernsthafte Beschwerde vorzubringen.

Das türkische Gericht „Lahana Sarmasi“ besteht aus Rinderhackfleisch eingerollt in Kohlblätter. Foto: HomeMeal

Die meisten anderen Köch:innen auf der Plattform verfolgen einen ähnlichen Ansatz und bringen ihren kulturellen Hintergrund in ihr Angebot ein. Während man auf HomeMeal Pad Thai und Butterhähnchen finden kann, scheint es ein guter Ort zu sein, um Gerichte zu probieren, die nicht so sehr auf den deutschen Bitte-nicht-scharf-Geschmack ausgerichtet sind. Das war auf jeden Fall bei meinem Lieblingsgericht von HomeMeal der Fall, einem Rindfleisch-Curry nach Kerala-Art mit perfekt weichem, flockigem Paratha-Brot von Chefkoch Abhishek Mavingal. Das Curry hatte die ideale Balance zwischen Schärfe, ohne dass der Chili den Koriander, den Ingwer und die anderen Gewürze, die dieses berauschende Gericht ausmachen, überwältigt hätte. Sicher, mit zwölf Euro war es teurer als einige andere Gerichte auf der App, aber für die Qualität ein verdammt gutes Geschäft.

Während Gerichte wie das Curry herausstachen, war mehr oder weniger alles auf HomeMeal solide. Vor allem in Anbetracht der Preise und der Tatsache, dass die meisten Köch:innen eine begrenzte Speisekarte haben, oft mit nur zwei oder drei Gerichten. Allerdings bin ich nicht davon überzeugt, dass jedes Gericht auf HomeMeal sich einfach so Zuhause aufwärmen lässt. So boten einige Köch:innen kolumbianische und venezolanische Arepas (Maismehlkuchen mit herzhafter Füllung) an: Sie sahen verlockend aus, aber ich war nicht überzeugt, dass sie sich im Ofen so gut halten würden. Dieses Problem hatte ich auch, nachdem ich eine Bolognese bestellt hatte: Die Soße war reichhaltig und schmackhaft, aber nach dem Aufwärmen auf dem Herd waren die Nudeln matschig. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn sie mir stattdessen einfach frische Nudeln geschickt hätten, die ich zu Hause hätte kochen können.

Doch das sind Kleinigkeiten: Für ein sehr junges Startup funktioniert HomeMeal gut. Es ist einfach zu navigieren und meiner Erfahrung nach waren die Lieferungen immer pünktlich. Sicher, das Konzept ist vielleicht nicht für jedes erdenkliche Gericht perfekt – zum Glück bot niemand aufwärmbare Burger an. Der Schuss ginge wohl nach hinten los.


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