Um es vorwegzuschicken: Ich rauche nicht. Aber was soll man machen, will man draußen sitzen, es dafür aber zu kalt ist, sich die Dinner-Verabredung bereits in die Outdoor-Lounge platziert hat und mit einem ansehnlichen Kerl plaudert? So geschehen im Fagiano am Fasanenplatz. Aperitif draußen, gute Idee, feine Prosecco-Qualität. Dazu Small Talk. Fagiano, weiß meine Freundin, heiße Fasan. Was bei der Lage Sinn mache, so der Unbekannte. Ob es denn auf dem Platz oder im Restaurant Fasan gäbe, frage ich beim Blick auf die Tafel mit der Tageskarte, die jedoch nur Kaninchenragout mit Pappardelle offeriert. Kaninchen wiederum gäbe es viele auf dem Platz, erfahre ich. Platzwechsel, rein, der Tisch neben dem Tresen auf der Empore wirkt einladend. Die Sitzbank erinnert mich an die Küchenbank meiner Kindheit. Auch sonst Dйjа-vus, terrakottagelbe Wände, Marmor, ionische Säulen – Vorort-Ristorante-Schick mit italienisch-griechischer Stilklauberei.
In Wilmersdorf aber sind die Kellner knackiger und Frauen-Versteher. Zwei Vorspeisen, beide Mädels wollen beides probieren? Kein Problem, Extrateller oder halbe-halbe? Die Wein-Order, eine Flasche Lugana von Tommasi, erfreut unseren Mann im Service. Stammen er wie der trockene Weiße, ein fairer 25-Euro-Trinkspaß, doch vom Süden des Gardasees. Das erklärt, warum er das Verkosten gleich selbst übernimmt. Bei den Antipasti gefällt mir der in Honig geschwenkte Parmesan im Spinatsalat, meiner Begleitung nicht. Beim Vitello Tonnato mit Kapernäpfeln ist Kalb wunderbar – dünn, innen rosa. Aber das Tonnato, wie meistens Kategorie „künstlich“. Dabei ist das Geheimnis ein offenes: Mayo-Basis selber schlagen, Eigelb, gutes Sonnenblumenöl, basta. Die Pasta-Sorten, hausgemacht bis auf Spaghetti und Penne, sind „das“ Argument fürs Fagiano – man schmeckt die Kräuter in den Riesenpappardelle. Und das Kaninchenragout – warum heißt das Lokal nicht Coniglio? Eines würde ich beim nächsten Besuch jedoch anders machen. Hinten sitzen, dort hat das Fagiano Trattorien-Vinotheken-Charme ohne störendes Tresenbrummen. Same, same, but different, sitzt nun ein Musikerpärchen draußen. Noch einen letzten Schluck Wein und die Erkenntnis, dass der Fasan fürs Quartier eine (Pasta)-Bereicherung ist.
Text: Manuela Blisse
Foto: Catherine Gericke
tip-Bewertung: Empfehlenswert
Fagiano Fasanenstraße 41, Charlottenburg, Tel. 886 04 99, www.fagiano-berlin.de; U-Bhf. Spichernstraße, Bus 249; tgl. 10-24 Uhr; Vorspeisen 7 bis 12 Ђ, Hauptgerichte 9 bis 24 Ђ, Softdrinks (0,2 l) ab 2 Ђ, Bier (0,4 l) 3,60 Ђ, Wein (0,2 l) ab 5 Ђ, Fl. Wein (0,75 l) ab 18 Ђ
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