Gekocht wird oft nach dem Prinzip: bloß nicht zu auffällig, bloß nicht überraschen, alles für alle genießbar machen und für wenig Aufregung sorgen. Auch das Le Faubourg im Hфtel Concorde versucht sich nicht in großen Ausreißern oder hat Ambitionen, eine Gourmetküche zu etablieren. In der Augsburger Straße gibt es moderne, solide französische Kost. Und da der gute alte Westen im Augenblick nicht gerade als der Hot Spot gilt, lockt das Hotel derzeit mit einem ausgesprochen guten Preis-Leistungsverhältnis. Es gibt ein Fünf- Gänge-Menü samt Weinbegleitung für gerade mal 60 Euro. Die Testerin wird begleitet vom jungem verwandtschaftlichen Besuch, die Nichte stellt sich ein eigenes Drei-Gänge-Menü zusammen. Nach dem Gruß aus der Küche, ein unspektakuläres Flusskrebshäppchen auf Selleriesalat, verspeist die Begleitung mit sichtbarem Genuss den gebeizten Wildlachs, aromatisiert mit Kräutern und Orangenschale. Die Weine zum Menü sind kenntnisreich ausgesucht, noch in Erinnerung ist der Riesling von Josef Leitz und der 2007 Chablis ac.
Der erste Gang des Menu d’aoыt, nämlich Mйli-Mйlo von der Tomate, ist ein aromatisch facettenreich angelegter Einstieg in den Abend. Das weiße Tomatenmousse ist ein schmeichelnd dezentes Gedicht, der Brotsalat mit gebackenem Mozzarella und Tomate ein eher kräftiger Tusch, vielleicht ist beim Süppchen das Temperament des Kochs an diesem Abend etwas durchgegangen. Besonders angenehm an diesem Restaurant ist auch, dass der Gast mit dem Service reden kann. Man darf seine Unsicherheit erklären und bekommt eine Antwort aus der Küche – ohne dass die Stimmung auf dem Nullpunkt landet oder generell schwierig wird. Die Kommunikation zwischen Gast, Service, Küche stimmt. Weiter also im Menü: Die Trüffelschaumsuppe, der zweite Gang, wird gerecht geteilt und als gut befunden.
Das Pot au Feu von Roter Bete und Zitronengras mit Dorsch und Flusskrebsen als Hauptgang ist das, was es sein soll: ein leichter sommerlicher Hauptgang mit mildem Aromenspiel. Die Begleitung genießt vom ersten Bissen an das Steak frites (ein Rinderfilet) mit Sauce bйarnaise, und die wird mit den Frites bis zum letzten Tropfen aus dem Kupfertopf ausgewischt – und es kommt ohne großes Tamtam eine kleine zweite Portion bйarnaise nach. Es gibt als vierten Gang noch einen Cocktail von Picandou, ein Ziegenfrischkäse, mit Aprikosen. Das ist o.k. wie auch allgemein die Desserts. Das Flambieren des Crкpe Suzette ist eindrucksvoll. Die Inneneinrichtung des Restaurants allerdings nicht. Das wäre noch mal ein Thema, dessen sich die Hotelleitung annehmen sollte. Denn ansonsten macht ein Besuch im Le Faubourg gute Laune, und man radelt sogar noch beschwingt nach Hause, wenn es regnet.
Text: Eva-Maria Hilker
tip-Bewertung: Empfehlenswert
Foto: Valeria Scrilatti
Le Faubourg im Hфtel Concorde Berlin Augsburger Straße 41, Charlottenburg, Tel. 80 09 99 77 00, www.concorde-hotels.com/concordeberlin; U+S-Bhf. Zoologischer Garten, U-Bhf. Kurfürstendamm, Bus M19, M29; tgl. 11.30-23.30 Uhr;
Speisen 14 bis 28 Ђ, Softdrinks ab 4 Ђ, Bier (0,3 l) ab 5 Ђ, Wein (0,1 l) ab 6 Ђ, Fl. Wein (0,7 l) ab 29 Ђ, Cocktails ab 10 Ђ; Rauchen: nur auf der Terrasse, Schirme zum Unterstellen
Weitere Empfehlungen:
Anabelas Kitchen in Charlottenburg
Eckstück in Kreuzberg
Hotelrestaurant Franke in Charlottenburg
Horvбth in Kreuzberg
Schliemann im Prenzlauer Berg
Ruhland & Ruhland in Charlottenburg
Ta’Cabrуn in Kreuzberg
Esswein in Charlottenburg
Chipps in Mitte
T Day One in Prenzlauer Berg
La Mano Verde in Mitte
HBC in Mitte
Augustiner am Gendarmenmarkt in Mitte
Sage Restaurant in Kreuzberg
Miss Saigon in Kreuzberg
Föllerei in Neukölln
Restaurants und Bars von A bis Z