Es war mal sehr hell und hatte eher Imbisscharakter. Jetzt ist es Restaurant, und jetzt gibt es auch über zehn neue Speisekreationen von Guanfeng, von Stammgästen und Freunden auch Afeng genannt. Der Mann, der als Teenager nach Deutschland kam, hat sein Leben lang in der Gastronomie gearbeitet. Er ist dabei lässig geblieben und höchst professionell und souverän im Umgang mit Küche und Gästen geworden. Seine Ideen setzen Maßstäbe. Chinesen und Langnasen erleben eine sehr viel differenziertere Küche als je zuvor. Der erste Beweis ist die Suppe „Chung King Xpress“ – bei der Namensgebung ist Guanfeng seinem Prinzip treu geblieben. Wantans, gefüllt mit Hühnchen und Garnelen, schwimmen in einem kräftig aromatischen Sud. Die pfeffrige Schärfe ist im ersten Moment überraschend, aber sie rundet die Aromenvielfalt harmonisch ab. Also tapfer weiterlöffeln, es schmeckt herrlich. Dann ist da „Seven Seconds“, eine äußerst raffinierte Interpretation der chinesischen Sommerrolle und wieder im ersten Moment ein Verwirrspiel. Ist Himbeer oder doch Ananas mit dabei? Nichts davon, erklärt Guanfeng. Dieses in eine Art Crкpe eingewickelte Roastbeef samt Gurken und Pilzen ist mit einer sogenannten Peking-Enten-Senf-Sauce gewürzt. Und was in dieser sehr speziellen Sauce drin ist, verrät der Mann einfach nicht. Dieses Gericht wird wahrscheinlich nie wieder von der neuen Karte verschwinden – die beiden Rollen, die man mit der Hand isst, bedeuten nämlich mindestens sieben Sekunden lang Hochgenuss. Ein weiteres Vergnügen ist das Hauptgericht „Gogo Yubari“. Das sind gebackene Garnelen in einer fein knisternden Panade, die mit chinesischem Pfeffer gewürzt ist. Feine Schärfe, wie kleine Nadeln stichelt es auf der Zunge und am Gaumen, während das Garnelenfleisch diesen Reiz ganz soft puffert.
„A better Tomorrow“ ist eine Anspielung auf die nächsten Neuerungen von Guanfengs Kochkunst und auf Zukunftspläne. Bei diesem Gericht handelt es sich um gedämpften Zander. Bei diesem Gericht ist es nicht der erste Moment oder der erste Biss, der einen im positiven Sinne überrascht. Der zarte und saftige Fisch entfaltet erst langsam seine Aromen. Das Gemüse dazu führt ein recht kräftiges, würziges Eigenleben. Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz: „Hong Kong Garden“ (ein Song von Siouxsie & The Banshees) zum Beispiel ist eine Salatvariante, die in einer Waffel serviert wird. Bei den Weinen bleibt wiederum alles beim Alten. Es gibt Roten und Weißen, klassifiziert in good, better und best, doch der Service erklärt gerne, welche Winzer dahinterstecken. Wer etwas zu feiern hat, für den gibt es Ruinart. Und dann können die Abende schon mal sehr lange werden im Toca Rouge, in dem der skeptische Blick des Gesichts auf dem Wandgemälde immer Richtung Küche zeigt. Ein Sinnbild für Guanfengs Schaffenskraft, die in Berlin und in dieser Form einmalig ist. Noch einen kleinen Hinweis zum Schluss: Bei den dreibeinigen Stühlen müssen zwei vorne und das eine Bein hinten stehen. Dann sitzt man sicher.
Text: Eva-Maria Hilker
Foto: Betty Myller
tip-Bewertung: Herausragend
Toca Rouge Torstraße 195, Mitte, Tel. 84 71 21 42, tgl. 12-24 Uhr; Speisen 2,90 bis 9,50 Ђ, Softdrinks ab 2 Ђ, Bier (0,33 l) 2,60 Ђ, Wein (0,2 l) 4,20 Ђ, Fl. Wein (0,75 l) 15 Ђ
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