Jemenitische Küche? Höchstens einige jemenitisch-israelische Spezialitäten wie Malawach und Zhug könnten manchen bereits bekannt sein. Neuerdings aber kann man bequem mit der U7 nach Sana’a und Aden fahren. Also fast: Auf der Karl-Marx-Straße ist ein jemenitisches Restaurant eingezogen, das just so heißt und die uralte, vielfältige Esskultur des Landes auftischt
Falafel und Co. sucht man vergeblich, die Küche ist eher von indischen und ottomanischen Einflüssen geprägt. Was das genau heißt, erkundet man am besten als Gruppe, denn Mäßigung ist hier ein Fremdwort: Eine Portion Sahaweq-Sauce wird in einer Suppentasse serviert, Schafot, ein Brotsalat mit Joghurt, kommt in Großfamiliengröße. Und es wäre furchtbar schade, Schmorgerichte wie Fahsa zu verpassen, in einem Tontöpfchen brutzelndes, butterzart zerfallenes Rindfleisch. Serviert wird es mit einer kleinen Schale Bockshornkleeschaum, den es dazu gibt. Wurde uns nicht erklärt – aber jetzt wissen Sie’s. Mit Teig können Jemenit*innen ebenfalls gut umgehen, die knusprigen Käse-Samosas sind ganz wunderbar, wie auch das ungewöhnliche Ratib-Brot mit Honig, angesiedelt irgendwo zwischen Zupfbrot und Strudelteig.
Essen verbindet, über Tausende von Kilometern hinweg. Und obwohl ein Teller in diesem einfachen Restaurant in Neukölln wenig zum Weltfrieden beiträgt, so kann er doch eine Verbindung zu einem von vielen vergessenen Land herstellen.
Jemenitisches Restaurant Karl-Marx-Straße 172, Neukölln, Tel. 98 39 35 79, tgl. 11–23 Uhr, www.jemenrestaurant.de