Die Stars des Menüs im Kírkē Deli sind die raffinierten Sandwiches. Das Statement: Griechische Küche ist so viel mehr als Fleisch und Feta. Unsere Kritikerin Marianne Rennella hätte sich am liebsten durch das gesamte Menü probiert.

Berlin bekommt endlich etwas Nachhilfe in Sachen griechischer Kulinarik: Mit dem Kírkē Deli im Graefekiez liefern Jannis Avramidis, Tenia Dimakopoulou und Panos Manologlou seit vergangenem Herbst ein schönes Beispiel moderner griechischer Bistro-Kultur. Diese verbindet ein Feinkost-Deli mit einer Taverne und einen Weinhandel mit einer urbanen Bar. Durch die große Glasfront des charmanten Ladens an der Böckhstraße im Graefekiez sieht man typische griechische Lebensmittel und Spirituosen in den Regalen stehen wie Kritharaki, die Nudeln, die wie Reis aussehen, und Retsina, der typische weiße Tafelwein, ungewöhnlich ausgebaut als prickelnder Pet Nat.
Kírkē Deli im Graefekiez: Platz für weniger Bekanntes aus Griechenland
Das Gründerteam legt besonderen Wert auf die Qualität der Produkte, kennt seine Händlerinnen und Lieferanten in Griechenland und möchte Platz schaffen für weniger Bekanntes. Dass der Star des Menüs Sandwiches sind, hat beinahe Statement-Charakter: Griechische Küche ist so viel mehr als Fleisch und Feta. Zwischen zwei Scheiben geröstete Schiacciata (die Focaccia der Toskana – und nein, die liegt nicht in Griechenland) legt Küchenchef Avramidis beispielweise Büffel-Pastrami vom Kerkini-See, geräucherten Graviera-Käse, Röstzwiebel und Rosinensenf – alles auf einmal, sodass ein Sandwich entsteht, das vor Herzhaftigkeit, Aromen und Komfort nur so strotzt. Ebenso überraschend ist seine Version mit Bottarga-Butter, Fenchelcreme, geräucherten Muscheln (Muscheln auf Brot – der neue Trend?) und Rucola, die trotz der starken Komponenten frisch bleibt und ein wirklich spannendes Sandwich ergibt. Auf den mit Butterbrotpapier ausgelegten Edelstahlplatten liegen außerdem eine Portion würziger Coleslaw und hauchdünne Chips, damit das Essen auch ja satt macht.
Das Kírkē Deli bietet einen modernen Zugang zur griechischen Küche
Dabei möchte man eigentlich noch so viel mehr probieren von der anderen Menüseite wie die Käseauswahl mit Honig, der mit schwarzem Knoblauch verfeinert worden ist, oder die Smoky Aubergine Dakos. Letztere ist eine gelungene Abwandlung des griechischen Klassikers, bei der geräucherte Auberginen im Mittelpunkt stehen, die mit dem leicht süßen Zwieback aus Johannisbrotkernmehl, Tomaten, Kapern und fein darüber geraspeltem Feta kombiniert werden – ein Paradebeispiel für den modernen Zugang zur griechischen Küche im Kírkē Deli, ohne dabei kompliziert zu werden. Dazu ein Glas Malagousia, aber in der Naturweinversion und das befreiende Gefühl der Klischeefreiheit. Mittags macht das Kírkē Deli bereits auf, nachmittags bietet sich ein Aperitivo-Besuch an, abends kann man bei entdeckungsdurstigen Weinen schön lange sitzen bleiben. Und ganz nebenbei wird man fortgebildet in griechischer Kulinarik.
- Kírkē Deli Böckhstr. 50, Kreuzberg, Do–So 12–22 Uhr, bei Instagram
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