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Lösmich: Ehrenrettung des Instant Coffees mit Koffeinkick

Lösmich bringt eine Perspektive für den Instantkaffee auf den Markt – in bio, fair, lokal und gut? Ja, das geht, verspricht das Berliner Start-up. Unsere Redakteurin hat die beiden Gründer, die eigentlich in der Musikbranche Zuhause sind, auf eine Tasse Kaffee getroffen.

Das Berliner Start-up Lösmich präsentiert seine ersten vier Sorten: dekoffeiniert, mild, intensiv und Specialty Coffee. Foto: Lösmich/Nino Strauch

Instantkaffee kann mehr sein als braune Brösel

Den besten Ruf hat Instantkaffee nicht. Die erste Assoziation ist das Granulat vom Schweizer Lebensmittelriesen mit dem großen N und wer Kaffee auch nur rudimentär mehr Genusspotential zugesteht als Koffeintabletten, dem schaudert’s schon beim Gedanken daran. Aber so muss es gar nicht sein – versprechen Dennis Adler und Sönke Strauch, Berlins wohl ungewöhnlichste Kaffeeunternehmer, die mit ihrem angenehm un-start-upigen Start-up „Lösmich“ zur Ehrenrettung des Instantkaffees angetreten sind.

Kaffee als Lebenselexier auf Konzert-Tour

Dabei ist die Lebensmittelindustrie alles andere als ihr Metier: Ihr Zuhause ist eigentlich die Musikindustrie, in der sie als Booker Konzerte veranstalten. Und dabei eine Menge Kaffee konsumieren. „Es klingt ein bisschen kitschig“, sagt Adler, „aber Musik und Kaffee – das sind einfach unsere zwei Leidenschaften.“ Aber während im Büro irgendwann eine professionelle Siebträgermaschine angeschafft wurde, hieß es allzu oft auf Tour oder im Zelt auf Festivals: Instantkaffee oder müde bleiben. 

Bis dann die Pandemie dazwischen kam. „Wir sind von über 300 Konzerten im Jahr plötzlich auf Null gefallen“, erinnert sich Strauch, „irgendwann kriegt man einfach die Krise.“ Auf die Leere reagierten die beiden mit langen Fahrradtouren und Camping. Und wieder dabei: Instantkaffee. „Die Idee war immer so vage da, dass es das doch auch eigentlich in gut geben müsste“, sagt Adler, „und auf der Tour dachten wir uns: Wir schauen uns mal an, was da los ist.“ Damit war es um die beiden geschehen: Es entstand die Idee, es doch selbst einmal zu versuchen. Aber mit ordentlichen Kaffeebohnen. Fairtrade. Und Bio. Und vor allem: mit möglichst wenig Verpackungsmüll und kurzen Wegen. 

Instantkaffee muss es doch auch in gut geben!

Viele Monate und viele Entwicklungsschritte später beweisen sie: Es geht. Gemeinsam mit einem befreundeten Barista schmeckten sie sich durch die Kaffeewelt und erfuhren, dass mit ordentlichen Ausgangsprodukten auch ein Instantkaffee mit gehobener Kaffeekultur mithalten kann. Denn für den löslichen Kaffee werden, kurz gesagt, aus den Bohnen nach Röstung und Mahlung die löslichen Bestandteile herausgelöst. Das entstandene Kaffeeextrakt wird dann konzentriert und gefriergetrocknet – voilà, Instantkaffee. Tauscht man die Bohnen aus, wird auch das Endresultat besser.

Lösmich kommt gut an – nicht nur in der Start-up-Szene

Mit Bohnen aus Fairtrade- und Bioanbau in Mexiko, Kolumbien, Peru und Honduras tritt das Start-up an, den Widerspruch zwischen löslichem Kaffee und gutem Geschmack aufzulösen. Ihr Produkte hat deshalb eine Pulverform und löst sich bei unserem Test besser auf als das sonst marktübliche Granulat. Und lässt sich vorzüglich zum Eiskaffee verarbeiten.

„Wir haben auch viel Zuspruch vom deutschen Mittelstand bekommen“, erzählt Strauch. Sie haben Kaffeefabrikanten und Verpackungsunternehmer kennengelernt, die die beiden Quereinsteiger herzlich aufgenommen haben. Vielleicht gerade weil die beiden Konzertbooker eben nicht den üblichen Start-up-Habitus angenommen haben. Sondern die Dinge auf ihre Art machen. 

Kaffee-Routen planen wie für ein Konzert 

Dazu gehört auch weitgehende Transparenz und lokale Verarbeitung: „Ab dem Moment, an dem die Kaffeebohnen in Deutschland ankommen, finden alle Verarbeitungsschritte hier statt“, erklären sie. Und als Booker wissen sie, wie man eine Route plant, ohne zu viel hin und her zu fahren, und Lieferwege minimiert. Mit vier Sorten – mild, intensiv, dekoffeiniert und Specialty Coffee – haben die frischgebackenen Kaffeeunternehmer angefangen. In Zukunft könnte unter dem Banner „Lösmich“ noch so manche andere Instantlösung gefunden werden, erst einmal soll aber der Instantkaffee unter die Leute kommen. Konzerte buchen sie daneben übrigens auch wieder. Die Qualität des Instantkaffees im Backstage aber, die hat mittlerweile zugelegt.


Mehr Berliner Genusskultur

Lösmich schreitet in die koffeinhaltige Zukunft. Für den Blick zurück: Hier findet ihr Szenen aus 100 Jahren Berliner Kaffeekultur an der Spree. Kaum ein Getränk wird in so vielen Varianten serviert. Mit Eiskaffee, Iced Coffee und Cold Brew geht es erfrischt durch warme Tage in der Hauptstadt. Beste Qualität gibt es hier: Diese Kaffeeröstereien in Berlin hegen viel Liebe für feine Bohnen. Nicht alle Start-ups lohnen sich. Deshalb lohnt sich der Blick in dieses Plädoyer gegen Berliner Start-up-Gründer:innen: Vollmundige Versprechen für dünne Ideen.

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