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Der perfekte Lunch: Warum wir mittags öfter essen gehen sollten

Irgendwann hatten die zeitgenössischen Küchen Berlins aufgehört, sich fürs Lunch zu interessieren. Das Irma la Douce und das Remi zeigen aufs Tollste, warum wir mittags öfter essen gehen sollten.

Wein schmeckt auch mitten am Tag. Zum Beispiel im Irma la Douce. Foto: Clemens Niedenthal

Mittagspause, in diesem Wort steckt es ja schon drin. An anderen Orten der Welt macht man Siesta, gerne auch bis 15 Uhr. Hierzulande ist gerade mal eine Pause drin. Allenfalls noch Business-Lunch, aber geschäftlich trifft man sich ja längst vor allem im Internet, zum Video-Call.

Dabei leben wir, historisch betrachtet, im Land der Mittagsesser:innen. Aus Frankreich oder Italien mussten wir lernen, dass man gut und vor allem lange doch genauso am Abend essen kann. Nur isst man, Stichwort Siesta, in Frankreich oder Italien schon auch mittags sehr genüsslich und gut. In diesem Sinn: Das Irma la Douce auf der Potsdamer Straße, das französisch grundierte Fine-Dining-Lokal mit dem italienischen Küchenchef Francesco Contiero, öffnet seit vergangenem Herbst auch über die Mittagszeit. Das Lunch ist so nahbar wie auf eine weltgewandte, lässige Weise gut.

Woanders macht man Siesta, in Deutschland isst man zu Mittag

Interessant ist dabei zu beobachten, dass im stets sehr gut besuchten Irma la Douce zur Mittagszeit beides funktioniert. Die einen kommen für die handwerkliche gemachte Pasta, der Teller zu günstigen 11,50 Euro, gesprudeltes Wasser inklusive. Andere wählen Muscheln, Steak frites und ein Glas Champagner, soll ja schließlich belebend wirken. Den Nachtisch lässt derweil fast niemand aus, eine schlichte, noch einmal günstige Schale Sorbet oder Mousse au Chocolat, ohne viel Chichi, mit vollem Geschmack.

Perfekter Lunch im Remi. Foto: Robert Rieger

Für Gastgeber Jonathan Kartenberg war das Mittagsgeschäft auch eine Flucht nach vorn. Zunehmend schleppender war das Menü-Geschäft am Abend und so sollte das Lunch auch für eine neuerliche Sichtbarkeit des Lokals sorgen. Die Rechnung ging auf, neue Gäste probieren am Mittag und kommen für das vollumfängliche Irma-la-Douce-Erlebnis wieder.

Irma la Douce und Remi zeigen, wie lässig Lunch sein kann

Auch im Restaurant Remi im Suhrkamp-Haus an der Torstraße ist man im vergangenen Jahr zum Lunch zurückgekehrt. „Wo gibt es das denn noch außerhalb Charlottenburgs“, sagt Gastgeber Lode van Zuylen, „Mittagessen mit Service am Tisch.“ Und, so möchten wir hinzufügen, tollen offenen Weinen und genauso spannenden alkoholfreien Alternativen. Und weil  sie im Remi Wert auf hervorragende Produkte und deren Herkunft legen, gibt es als Fixpunkt auf der Mittagskarte eine hervorragende Fischsuppe, die von der Abendkarte profitiert. Schließlich soll ja alles vom Tier, auch vom Fisch, verarbeitet werden. Faire 26 Euro kosten Vor- und Hauptgang im Mittagsmenü. Klassiker von Lode van Zuylen, die ikonischen Bitterballen etwa oder der beste eingelegte Hering Berlins, können von der separaten Snack-Karte geordert werden.

Im Remi fühlt man sich auch mittags wohl. Foto: Robert Rieger

Zum eigenen Anspruch, ein Grand Café nach holländischem oder skandinavischem Vorbild zu sein, passen die neuerdings trubeligen Mittage zwischen Torstraße und Rosa-Luxemburg-Platz. In einer in kulinarischen Dingen zuletzt zurückhaltenden Stadt hatte das Remi im Februar die erfolgreichsten Tage seiner gut fünfjährigen Geschichte. Dabei, so Lode van Zuylen, „haben wir doch gerade erst losgelegt.“  Fast sieht es so aus, als ob man das auch über die neuerliche Lust der Stadtgesellschaft auf einen mittäglichen Restaurantbesuch sagen könnte.

  • Irma la Douce Potsdamer Str. 102, Tiergarten, Di–Sa 18–23 Uhr, Di–Fr 12–14 Uhr (Lunch), online
  • Remi Torstr. 48, Mitte, Di–Sa 12–14.30 Uhr (Lunch) + 18–23 Uhr, online

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