Die dichten Rauchschwaden fehlen. Ebenso wie die langen, durchzechten Nächte. Die Kult-Kneipe Magendoktor ist eigentlich rund um die Uhr geöffnet. Wegen der verschärften Corona-Maßnahmen inklusive Sperrstunde muss auch im Wedding seit dem zweiten Oktoberwochenende das Licht bereits um 23 Uhr ausgeknipst werden. Wie wirkt sich das auf das Geschäft aus? Wir haben nachgefragt.
Mittags brennt die Hütte nicht. Bei Jessica, die den Laden stellvertretend für ihren aus familiären Gründen abwesenden Chef Marakay Kujawa führt, sitzen nur wenige Gäste am Tresen. Geht’s den ganzen Tag so? „Mitnichten“, sagt sie. Der Magendoktor ist seit dem 31. Juli wieder geöffnet. Wie vor der Krise auch an sieben Tagen in der Woche – und bis vor wenigen Tagen auch wieder rund um die Uhr. „Die vergangenen Wochen liefen richtig gut. Wir hatten sogar neues Publikum.“ Doch mit der Euphorie ist es nun, wo die Corona-Maßnahmen wieder verschärft wurden, vorbei.
Seit dem zweiten Oktober-Wochenende gelten in Berlin wieder strengere Corona-Regeln. Dazu gehört, dass Restaurants, Spätverkaufsstellen und Kneipen bereits um 23 Uhr schließen müssen. Eigentlich geht’s um die Zeit im Magendoktor erst richtig los. „Der Laden ist voll, die Stimmung ist gut“, sagt Jessica. Kein Wunder, dass bei manchem die Stimmung kippte, als es am vergangenen Freitag das erste Mal gegen 22.30 Uhr hieß „letzte Runde“.
Magendoktor leidet unter Corona-Maßnahmen: Erste Entlassungen
Nicht nur die Kunden sind verärgert. Kneipen wie die von Jessica und ihrem Chef, die vor allem nachts den größten Teil ihres Umsatzes machen, bedeuten die neuen Maßnahmen enorme Einschnitte. „Wir haben bereits an diesem Wochenende Einbußen von 80 Prozent verzeichnet“, sagt sie. Einer Kollegin musste sofort gekündigt werden, denn Rücklagen gibt es nicht. Die staatliche Soforthilfe, die vor einigen Monaten floss, ist längst aufgezehrt – ohnehin konnten damit lediglich die laufenden Kosten gedeckt werden. „Dabei wollen wir ja gerne unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten, wir können nur nicht.“
„Ich habe Verständnis für die Maßnahmen“, sagt Jessica. „Ich glaube aber trotzdem, dass die Leute feiern gehen werden. Dann eben daheim oder bei gutem Wetter draußen auf dem Nettelbeckplatz.“
Aktuell überlegen Jessica und ihr Chef, den Vorgarten besser zu nutzen, eventuell Heizpilze aufzustellen – allein, um die Raucher, die seit der Wiedereröffnungen Ende Juli nicht mehr im Laden qualmen dürfen, nicht in die klirrende Kälte zu schicken. „So richtig wissen wir aber auch noch nicht, mal schauen, was die kommenden Wochen bringen. Ich glaube, es kommt noch ein Lockdown.“ Klar ist ihr aber schon jetzt: „Nichts ist mehr wie früher.“
Traditionskneipen und eine neue Pils-Heimat
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