In der Bötzowstraße aber gibt es mit dem Medina eine der wenigen marokkanischen Adressen. Der Laden gibt sich unprätentiös, halb Imbiss, halb Restaurant, orientalische Fliesenornamentik, kleine Bistrotische, Tresen und große Wandtafel für die Take-away-ler sowie für Daniel Brühl, der als Stammgast fast schon zum Inventar gehört. Kulinarisch sind die üblichen Verdächtigen der Maghreb-Küchen auch hier zugegen: Couscous, Falafel, Humus, Tabouleh. Die rote Linsensuppe mit Kreuzkümmel, Apfel und milder Schärfe zum wunderbaren marokkanischen Tee aus real im Silberkännchen existierenden Pfefferminzblättern ist ein erstes Highlight.
Den Medina-Vorspeisenteller mit seinem Rundumschlag durch die nordafrikanische Küche schaffen mengenmäßig nur echte Kerle. Auch wenn die Falafel-Bällchen nicht an die Qualität im Kreuzberger Sufis heranreichen und dem Tabouleh der letzte Gewürzpfiff fehlt, ist es doch summa summarum sehr ordentlich. Der anschließende Schawarma-Teller mit zartem, fein gewürzten Hähnchen und Beilagen satt macht Spaß. Ein Glücklichmacher aber ist der landestypische Schmortopf Tagine mit Hühnchen, salzigen Zitronen, Oliven und verschiedenen Gemüsen. Der Sud allein wäre ein Süppchen wert; zu diskutieren bleiben nur die kleinen Knöchelchen in den Fleischstücken.
Authentizität hin oder her. Vor allem wenn als Dessertempfehlung der burschikos-symphatischen Bedienung ein Panna Cotta folgt. Bei den Weinen geht es erfreulich un(nord)afrikanisch und hochwertig zu. Reichsrat von Buhl aus der Pfalz oder Umathum vom Neusiedlersee beweisen, dass ein marokkanisch-europäischer Brückenschlag bei Speis und Trank ein glücklich machender sein kann.
Text: Manuela Blisse
Foto: Christina Görs
tip-Bewertung: Empfehlenswert
Medina Bötzowstraße 23, Prenzlauer Berg, Tel. 66 30 50 12; Bus 200, Tram M4, M10; Mo-Sa 12.30-22.30 Uhr, So 16-22 Uhr; Vorspeisen 2,50 bis 9,50 Ђ, Hauptspeisen 6,90 bis 11,50 Ђ; Säfte (0,2 l) 2,90 Ђ, Bier (0,5 l) 3,20 Ђ, Wein (0,2 l) 3,50 Ђ,
Fl. Wein ab 19,50 Ђ; Rauchen vor der Tür
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