Der Wartesaal in Potsdam muss erst mal gefunden werden. Vorbei an Taxistand, Erotikfilmverleih und Casino geht es zu einem Gebäude neben dem eigentlichen Bahnhof, hinein in das 600 m2 große Restaurant. In der einstigen Lackierhalle für Bahnwaggons erinnert außer den Stahlträgern an der Decke und den großen bogenförmigen Fenstern kaum noch etwas an die frühere Eisenbahnhistorie. Stattdessen sorgen im Lounge-Bereich Lampenschirme in Orange, Gelb und Champagner für angenehmes Licht und Ledersofas und Kuhfell-Sessel für Gemütlichkeit. Tagsüber werden hier hausgemachte Kuchen und Bio-Kaffee, abends klassische Cocktails angeboten. Im hinteren Bereich lockt das prasselnde Feuer des großen Buchenholzgrills die Gäste zum Essen an die Eichenholztische und -bänke. Das Personal bringt gleich einen anregenden Gruß aus der Küche in Form von Lachstatar mit. Hungrig geworden gibt es als Vorspeise eine cremige Kartoffel-Steinpilz Suppe mit gebratenem Kräutersaitling, die angenehm, aber nicht übertriebenen nach den Pilzen schmeckt.
Das Angebot auf der Speisekarte ist fast so groß wie das Restaurant selbst: Suppen, Salate, eine Auswahl verschiedener Vorspeisen, Pizza, Pasta und klassische Fleisch- und Fischgerichte sind vertreten. Die Pizzen tragen die Namen bekannter Orte aus der Umgebung: Schloss Babelsberg ist eine Pizza mit Mozzarella, Kirschtomaten und Basilikum-Pesto und Friedrich Wilhelm III ist mit Hackfleisch und Parmesan belegt. Letzteren Belag befand die Begleitung für wenig innovativ, die Pizza an sich, mit ihrem knusprig gebackenem Teig, jedoch für ziemlich überzeugend. Schnell folgt der Hauptgang, Ofenkartoffel und 250 Gramm Rindernackensteak und Gemüse vom Buchenholzgrill. Das Ganze ist simpel, aber elegant angerichtet, das Steak saftig und zart, das Grillgemüse kommt knackig und leicht gewürzt. Dazu werden Kräuterbutter und Sour Cream gereicht, wer möchte kann auch die Zwiebelkonfitüre dazu probieren. Mit gut gefülltem Magen lässt es sich beim Blick ins Feuer des Buchenholzgrills tatsächlich gut verweilen, sodass man doch fast den Zug, pardon, die S-Bahn nach Hause verpassen könnte.
Text: Victoria Richter
Foto: Sarah Heuser / HiPi
tip-Bewertung: Empfehlenswert
Wartesaal Friedrich-Engels-Straße 98, Potsdam, www.wartesaal-potsdam.de, tgl. 11-24 Uhr, Speisen 5,40 bis 29,50 Ђ, Softdrinks ab 2,40 Ђ, Bier (0,3 l) ab 2,95 Ђ, Wein (0,2 l) ab 5,50 Ђ, Fl. Wein ab 22,90 Ђ
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