Er lässt eine Schrecksekunde verstreichen, dann fängt er an zu grinsen und erklärt. Das Innenleben des Saumagens besteht aus gewürfeltem Schweinefleisch, Kartoffeln und verschiedenen Gewürzen: eine Spezialität aus der Pfalz, die früher als Leibspeise von Ex-Kanzler Helmut Kohl bekannt war und im Stadt Land Fluss als Carpaccio mit einer Estragon-Vinaigrette serviert wird. Auf der Speisekarte finden wir das Gericht bei den „Imis“, so heißen hier die Vorspeisen. „Imis“, so lernen wir an diesem Abend, steht im süddeutschen Raum für Kleinigkeiten an Speisen, die man kombiniert und teilt. Nette Idee – also bestellen wir nicht nur den Saumagen, sondern auch eine Kaninchenpraline im Knuspermantel, gebratene Blutwurst, Entenrillettes mit Chutney und gebackene Sprotten mit Zitronen-Crиme-Fraiche.
Da das Restaurant gut besucht ist, müssen wir uns eine Weile gedulden, bis die Kleinigkeiten auf dem Tisch stehen, und vertreiben uns die Zeit mit Sozialstudien. Das Publikum ist bunt gemischt und sieht so solvent aus, wie man das in einem guten Restaurant in Prenzlauer Berg erwartet: ein junges Paar beim Date, ein nicht mehr ganz so junges Paar mit Elternbegleitung, eine Damenrunde, die heute Abend einen besonderen Anlass feiert und dabei ziemlich viel Spaß hat. Dann bringt der Kellner die Vorspeisen. Der in dünne Scheiben geschnittene Saumagen ist vorzüglich, die Würze des Schweins und das Aroma der Vinaigrette ergänzen sich bestens. Auch die anderen Imis warten mit interessanten Geschmackskombinationen auf und schicken die Gäste auf die kulinarische Reise, die das Restaurant den Gästen auf seiner Internetseite verspricht. Diese Reise führt kreuz und quer durch Deutschland, wobei der Dreiklang von Stadt, Land und Fluss jeweils für ein eigenes Kapitel auf der Speisekarte steht. In der Stadt isst man demnach gern vegetarisch, auf dem Land eher fleischig und für die Fischfreunde gibt es den Fluss.
Auf den Tellern wird diese Einteilung dann allerdings nicht konsequent fortgesetzt, denn bei den Hauptgerichten beweist die Küche Mut und kombiniert beispielsweise ein pochiertes Wallerfilet mit gebratener Blutwurst, und das Kalbstatar wird von einem Räucheraal begleitet. So viel Experimentierfreude würde man in einem deutschen Restaurant nicht unbedingt erwarten, aber hier ist sie wohldosiert und führt zu überzeugenden Ergebnissen.
Text: Oliver Burgard
Foto: Esther Suave / HiPi
tip-Bewertung: Empfehlenswert
Stadt Land Fluss Pappelallee 65, Prenzlauer Berg, Tel. 40 57 47 36, www.slf-restaurant.de, Mo-Fr ab 18 Uhr, Sa+So ab 10 Uhr,
U-Bhf. Samariterstraße, Speisen von 3,20 bis 19 Ђ, Softdrinks ab 2,80 Ђ, Bier (0,33 l) ab 3 Ђ, Wein (0,2 l) ab 4 Ђ, Fl. Wein (0,7 l) ab 17 Ђ
WEITERE EMPFEHLUNGEN:
Pantry in Mitte
Ula in Mitte
Mamma Kalo in Neukölln
Les Valseuses im Prenzlauer Berg
Sfizy Veg in Neukölln
Hashi in Mitte
Mutzenbacher in Friedrichshain
Serrano in Wilmersdorf
to beef or not to beef in Schöneberg
Berlin Moscow in Mitte
Ruben & Carla in Mitte
Long March Canteen in Kreuzberg
Zensaiya in Mitte
Emely in Charlottenburg
Nordbahnhof Two Buddhas in Mitte