Er steht ungefragt auf dem Tisch: der Streuer des Grauens. Da heißt es immer, es werde regional und saisonal gekocht, Bioprodukte verstünden sich von selbst. Doch was helfen glückliche Hühner, säuglingsnahrungstaugliche Möhren und Glutenfreiheit im Essen, wenn das Salz billige Industrieware ist? Die wenigsten Restaurants, auch wenn sie in der gehobenen Liga spielen, scheint das irgendwie zu scheren. Der Salzstreuer enthält nebenbei vielleicht noch eine Portion Jod – welche Freude für Wellensittiche, aber Meer- oder Himalayasalz, auch wenn Letzteres bereits beim Discounter zu bekommen ist? Fehlanzeige. Mal ganz abgesehen vom Hui- und Pfui-Qualitätsunterschied, da wäre noch der Geschmack. Der Gaumencheck sagt mehr als tausend Worte: Mit dem Grauen wäre ein für allemal Schluss. Fragt sich jedoch, ob eine sanfte Salz-Revolution gewollt ist. Weniger (Industrie-)Salz, weniger Durst, für die Gastronomie vielleicht kein Wirtschaftsaufschwung.
Text: Manuela Blisse
Foto: Manfred Czybik (pixelio.de)