Pizzeria

Neuer Pizza-Standard: Das Futura im Bänschkiez

Als Pizzaiolo im Standard hat Alessandro Leonardi die Berliner Pizza revolutioniert. Mit dem Futura im Bänschkiez hat der Teigversteher aus Bella Napoli jetzt einen eigenen Laden

Das Schiffchen auf dem Kopf war für ihn lange Pflicht. Und genauso das rote Hals­tuch. Die Tracht der neopolitanischen Pizzaiolos. Schließlich geht es Alessandro Leonardi ja auch um eine Haltung, nicht nur um die routinierte Handlung, mit der er den Teig aus der Faust zu kleinen Bällen quetscht, dann auf der Granitplatte ausdrückt und – peng, peng, peng, klatsch, klatsch, klatsch – in eben­jene Form bringt, die kurz darauf als Pizza auf dem Teller liegt.

Dieses Klatschen, das Schlagen und Umschlagen des Teigs, ist die Pflicht wie die Kür einer authentisch neapolitanischen Pizza. So und nur so wird die Luft aus dem Teig in dessen Rand transportiert. So entsteht die typische Pizza Neapolitana, kross, ja, fast angebrannt am Rand und wunderbar fluffig im Kern. Und traumhaft süß und säuerlich im Nachgeschmack.

Heute steht der Neopolitaner im schwarzen Shirt mit am 480 Grad heißen Kuppelofen. Markenzeichen sind jetzt seine Tattoos, und sein immerwährendes Lachen. Ja, die Geschichte dieser neuen besten Pizzeria der Stadt ist also auch die Geschichte einer Emanzipation. Jene von Leonardis alter Wirkungststätte, Berlins erster wirklicher Kuppelofenpizzeria, dem Standard in der Templiner Straße, die der 39-Jährige mit seinem Handwerk und seiner physischen Präsenz mindestens geprägt hat. Und jene von den manifesten Traditionen eines Handwerks, die Alessandro Leonardi doch noch immer heilig sind. Der Teig, der einen Tag lang gehen muss. Die Zutaten aus Sizilien, Apulien, von der Amalfiküste, von kleinen Betrieben allesamt. Ein guter Freund – der Teilzeitberliner Pietro Nicotra, der in Sizilien selbst Olivenöl produziert – organisiert den Transport. Und die beste Burrata mindestens diesseits der Alpen, die – milchig, cremig, fruchtig, salzig – gemeinsam mit wilden Kräutern und Tomaten als Vorspeise kommt (5,80 Euro). Ein starker Start in diesem zu drei Seiten verglasten Ecklokal im Friedrichshainer Bänschkiez, das schon zwei Wochen nach der Eröffnung Abend für Abend gut, nein, bestens gefüllt ist. Kiezpizzeria, Pilgerstätte für alte Standard-Stammgäste und Tresen eines jungen italienischen Berlins: Alessandro Leonardi und sein Team haben vieles richtig gemacht. Aus dem Hahn läuft das feine Schalander-Bier. Die Friedrichshainer Kiezbrauerei war der Vormieter und ist im vergangenen Jahr aufs RAW-Gelände gezogen.

Und doch: In einer Pizzeria geht es eben um die Pizza, diese universellste aller Leibspeisen. Und um deren solitäre Qualität zu verstehen, sollte man zunächst eine Margherita (8,50 Euro) bestellen. Teig, Fior die Latte, San Marzano Tomaten, damit fängt alles an. Alles weitere, die Sardinen, der Lardo, Wilder Brokkoli ist eine Reise ins Glück. Toller, alltäglicher, wunderbarer Ort.

Futura Bänschstr. 91, Friedrichshain, Tel. 98 39 44 08, Di–So 18–23 Uhr, www.facebook.com/futuraneapolitanpizza

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