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Ben Pommer von BRLO Brwhouse: „Wir haben unseren Angestellten Care-Pakete gepackt“

Vor zwei Tagen hatten wir an dieser Stelle den offenen Brief der Berliner Gastronomie an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller geteilt. Hier beschreibt einer der Unterzeichnenden, Ben Pommer vom BRLO Brwhouse, die aktuelle Situation und führt aus, was seine Branche so wenig vergleichbar macht.

Mann mit Mütze vor grauer Wellblechwand, lachend. Ben Pommer von BRLO Brwhouse.
Ben Pommer. Foto: BRLO

„Vor gut zwei Wochen waren wir noch dabei, die Maschine hochzufahren. Die Biergartensaison stand vor der Tür, sollte mit dem Osterwochenende losgehen. Abläufe mussten optimiert, neue Rezepte ausprobiert und noch ein paar bauliche Dinge gewuppt werden. Dann, bäähm, von Hundert auf Null. Und das mit einem Laden, der wirklich vielen Menschen die Existenz sichert. Klar, gibt es Kurzarbeitergeld. Nur: Was ist Kurzarbeitergeld? Für jemandem aus dem Service heißt das, dass er sechzig Prozent von seinem Gehalt bekommt – und von den vielleicht 600 oder 800 Euro Trinkgeld, mit denen er oder sie fest kalkuliert hat, eben nichts.“

Kurzarbeit reicht nicht

„Am Ende steht da eine Zahl, mit der gerade einmal die Fixkosten gedeckt werden können, Miete, Versicherungen, das war’s. Wir haben deshalb mit allen Mitarbeiter*innen individuell gesprochen, haben Care-Pakete gepackt, Lebensmittel, ein Kasten von unserem Bier von BRLO. Was mein Wunsch wäre, und ich denke, dass ich hier für die ganze Branche spreche: In der Gastro muss es einen anderen Satz für das Kurzarbeitsgeld geben, einen, der die Realität wirklich abbildet, also 80 oder 90 Prozent. Und: Die von den Betrieben vorgestreckten Zahlungen müssen schnell von der Arbeitsagentur zurückfließen.“ 

https://www.facebook.com/brwhouse/photos/a.246836419011593/1118449298516963/?type=3&theater

Faktisch insolvent

„Ein Betrieb, der das Kurzarbeitsgeld für den April auszahlen muss, das vom März aber noch nicht zurückbekommen hat, ist vermutlich faktisch insolvent. Wir reden hier von einer Branche, die auch in guten Zeiten das Geld nicht schubkarrenweise aus ihren Läden gefahren hat. Ich ertappe mich auch zunehmend dabei, dass ich schon gar nicht mehr damit rechne, wirkliche finanzielle Hilfen zu erhalten. Allenfalls zinslose Kredite, die dann das Handeln über die kommenden Jahre aus dem Schatten heraus gestalten werden. Die verhindern, neue Sachen zu starten, mit neuen Arbeitsplätzen. Da wird Berlin jetzt auch beweisen müssen, wie ernst Ihnen jenes Klima einer weltoffenen, kulinarischen Metropole ist, in dem man sich in den vergangenen Jahren so gerne gesonnt hat.“

Aufgezeichnet von Clemens Niedenthal



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