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Pilze sammeln in und um Berlin: So wird die Suche ein Erfolg

Ihr wollt Pilze sammeln? Wenn sie in Berlin und vor allem in den Wäldern in Brandenburg wachsen, dann haben viele den Plan, mit Messer und Korb einen Ausflug zu machen. Die Pilzsammel-Profis halten die besten Plätze (natürlich) geheim. Aber wer loszieht, hat auch ohne Geheimwissen gute Chancen, hier und dort einen Pilz zu finden. Vorsicht ist geboten: Manche sind ungenießbar, andere giftig, und fast alle heimischen essbaren Pilze haben Doppelgänger, von denen ihr die Finger lassen solltet. Etwas Fachwissen ist also nötig, sonst wird nichts aus dem köstlichen Pilzgericht. Die wichtigsten Fragen zur Pilzsuche beantworten wir hier und hoffen, dass unser Guide zum Sammeln von Pilzen in Berlin und Brandenburg euch hilft.


Wo kann ich in Berlin und Brandenburg Pilze sammeln?

Pilzsammler in Berlin und Brandenburg dürfen wieder auf voll Körbe hoffen. Foto: Imago/Sorge

Die Berliner Wälder und Forste sind natürlich die ersten Adressen – egal ob Tegeler oder Köpenicker Forst, auch im Spandauer Forst natürlich. Der Grunewald ist selbstverständlich auch ein Ziel. Einige Sammler:innen haben durchaus auch schon im Tiergarten und im Plänterwald Pilze entdeckt. Allerdings sind diese Gebiete stark frequentiert. Die paar essbaren Pilze, die es hier gibt, sind gern schnell weggesammelt.

In Brandenburg gibt es einige Wälder, in denen Sammler:innen fündig werden können, etwa die Schorfheide, den Naturpark Hoher Fläming, selbstverständlich auch die Märkische Schweiz. Je ausgetretener die Pfade, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass schon alles weg ist. Wer deshalb ins dickere Unterholz kriechen will: Passt auf euch auf.


Kann ich bei jedem Wetter Pilze sammeln?

Wer bei Nässe Pilze sammelt, sollte zusehen, dass die Pilze so schnell es geht ins Trockene kommen. Foto: Imago/Hohlfeld

Prinzipiell ja. Im Herbst, nachdem die Temperaturen sich etwas abgekühlt haben und mehr Regen fällt, sprießen die Pilze aus dem Boden, weil sie Feuchtigkeit benötigen, um ihre Fruchtkörper zu bilden. Wenn ein Pilz jung und prall aussieht, kann er also, egal ob bei Sonnenschein oder Regen, geerntet werden. Bei Nässe sollte man jedoch in einer Hinsicht Vorsicht walten lassen: Die gesammelten feuchten Pilze solltet ihr am besten abtrocknen. Denn bei Nässe beschleunigt sich der Verwesungsprozess der Pilze und es entstehen giftige Eiweißzersetzungsprodukte. Nicht wenige Menschen ziehen sich durch gammlige Pilze, die eigentlich durchaus essbar sind, eine unangenehme, sogenannte „falsche Pilzvergiftung“ zu.


Wie transportiere ich die Pilze am besten?

Zum Pilzesammeln zieht man am besten mit einem Korb oder einem anderen luftdurchlässigen Behälter los. Foto: Imago/imagebroker/strigl

Am besten sollte man Pilze in einem Korb oder in einem anderen luftigen Behälter transportieren. Die Pilze sollten atmen können und nach Möglichkeit nicht zerdrückt werden. Sonst geht der Zersetzungsprozess schon los, während man auf dem Nachhauseweg ist. Plastiktüten sind zum Beispiel gänzlich ungeeignet zum Pilzesammeln.


Pflücke ich die Pilze oder schneide ich sie ab?

Wer Pilze herausdreht und nicht abschneidet, kann alle wichtigen Bestimmungsmerkmale an ihrem Stiel untersuchen. Foto: Imago/agefotostock

Im Prinzip ist es egal, ob man einen Pilz am Stiel abschneidet oder aus der Erde herausdreht. Ist man sich allerdings noch unsicher, um welche Pilzart es sich handelt, sollte man den Pilz besser samt Stiel herausdrehen. Nicht selten befinden sich am Stiel wichtige Bestimmungsmerkmale – die man aufmerksam untersuchen sollte, bevor ein giftiger Pilz in den Korb wandert.


Kann ich Pilze lagern oder muss ich sie sofort verarbeiten?

Wer Pilze für kurze Zeit lagern will, sollte dafür einen luftigen und kühlen Ort zur Verfügung haben. Foto: Imago/Shotshop

Als Faustregel gilt: Pilze, die man gesammelt hat, sollte man im Anschluss so schnell wie möglich verarbeiten. Wenn das Essen mit Freunden erst für den nächsten Tag geplant ist, ist in Ausnahmefällen aber auch eine Lagerung bis zum nächsten Tag möglich. Die Pilze sollten luftig und kühl aufbewahrt werden. Im Kühlschrank zum Beispiel – aber nicht in Plastik verpackt, sondern in einem luftdurchlässigen Behälter.

Oder, wenn es draußen nicht so warm ist, an der frischen Luft, auf dem Balkon oder Fensterbrett. Diese pauschale Empfehlung gilt jedoch nicht für jede Pilzart gleichermaßen: Pfifferlinge zum Beispiel können richtig gelagert auch für einige Tage aufbewahrt werden. Tintlinge hingegen sollten in jedem Fall sofort verzehrt werden.

Logisch ist auch: Nicht nur die Art der Pilze ist entscheidend, sondern auch die Verfassung der Pilze an sich. Wer auf der sicheren Seite sein will, sollte nur Pilze sammeln, die jung und frisch aussehen und eine kugelige, knuffige Kuppe haben. Ob ein Steinpilz beispielsweise seine besten Tage hinter sich hat, prüft ihr folgendermaßen: Lässt sich die Huthaut mit den Fingern leicht eindrücken, ist der Steinpilz nicht mehr gut beisammen.


Was passiert, wenn ich versehentlich einen giftigen Pilz sammle und esse?

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Die wenigsten heimischen Pilzarten sind lebensgefährlich, trotzdem ist Vorsicht geboten. Foto: Imago/Metodi Popow

Um es erst gar nicht zu einer Pilzvergiftung kommen zu lassen: Sobald man den geringsten Zweifel hegt, ob ein Pilz essbar sein könnte, sollte man die Finger von ihm lassen! Die meisten einheimischen Pilze sind nicht lebensgefährlich giftig, sondern verursachen nur unangenehme Reizungen von Magen und Darm. Es gibt jedoch einige Exemplare, von denen unter allen Umständen abzusehen ist. Sollte es Probleme geben, unbedingt den Giftnotruf der Charité anrufen: 030/192 40. Auf der Charité-Website (hier) gibt es weitere hilfreiche Informationen, so auch die Giftnotrufnummern anderer Regionen.


Kann ich mich in Berlin beraten lassen, ob meine Pilze essbar sind?

Ein Fliegenpilz steht in einem Brandenburger Wald. Eure Funde könnt ihr in Berlin analysieren lassen. Wobei: Wer Fliegenpilze für essbar hält, sollte vielleicht ohnehin überlegen, ob das mit dem Pilzesammeln so die geilste Idee ist. Foto: Imago/Frank Sorge

Ja, es gibt einige Pilzsprechstunden, bei denen Expert:innen die Pilze, die ihr gesammelt habt, begutachten. Grundsätzlich gilt: Pilzsachverständige sollten eure Pilze persönlich begutachten. Wer nur Bilder verschickt oder telefonisch beraten werden möchte, erhält nur unverbindliche Empfehlungen.

  • Eine kostenlose Pilzberatung findet zudem regelmäßig im Botanischen Museum des Botanischen Gartens Berlin statt: im Raum E05 der Botanikschule, Unter den Eichen 5. Die Sprechstunden finden in der Regel montags, in der Saison auch häufiger statt, die genauen Zeiten und weitere wichtige Infos findet ihr hier. Bitte beachtet die Hinweise zu euren gesammelten Pilzen, bevor ihr sie mitbringt, und seht nach, ob gegebenenfalls ein Termin vereinbart werden muss. Die Pilzsprechstunde ist auch per E-Mail und telefonisch erreichbar.

Mehr Informationen über Pilze und Pilzsammeln findet ihr auch bei diesen Vereinen:

  • Die Pilzkundliche Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburg e.V. bietet Exkursionen, Führungen und Vorträge an, Infos hier. Eine halbstündige Pilzberatung findet üblicherweise vor den Vereinsabenden statt, informiert euch auf der Website über die Termine.
  • Brandenburgischer Landesverband der Pilzsachverständigen e.V.: Infos zu Terminen, Veranstaltungen und Pilzberatungen gibt es auf der Website
  • Auch die Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V. findet ihr online. Auf der Website stehen wichtige Termine, und im Forum gibt es hilfreiche Pilz-Informationen.

Gibt es etwas bei der Verarbeitung der Pilze zu beachten?

Generell gilt: Esst am besten keine rohen Pilze essen! Foto: Imago/photothek

Esst am besten keine rohen Pilze! Vor allem, wenn ihr sie nicht im Supermarkt gekauft, sondern selbst gesammelt habt. Einige beliebte Pilzarten, wie Maronen und Rotkappen beispielsweise, enthalten im ungekochten Zustand Giftstoffe.

Sie sind ungekocht zwar nur schwach giftig, können aber durchaus zu unangenehmen Magen-Darm-Beschwerden führen. Wer Erfahrung darin hat, Pilze zu sammeln, kann nach eigenem Ermessen wagen, einen frischen Steinpilz zu einem Carpaccio zu verarbeiten oder in den Salat zu schnippeln.

Zudem ist es nie auszuschließen, dass man sich durch den rohen Verzehr eines gesammelten Pilzes einen Fuchsbandwurm einhandelt.


Gibt es irgendeine Faustregel, wie ich Giftpilze erkenne?

Wer zum ersten Mal Pilze sammelt, sollte sich auf die Gattung der Röhrlinge beschränken. Foto: Imago/Zoonar.com/Heiko Kueverling

Wer mit dem Pilzesammeln ganz neu einsteigt, sollte sich zu Beginn auf sogenannte Röhrlinge konzentrieren. Unter den Röhrlingen, zu denen zum Beispiel Steinpilze oder Maronen gezählt werden, gibt es keine Vertreter, die lebensgefährlich giftig sind. Geht es glimpflich aus, verdirbt ein bitterer Röhrling vielleicht das Essen, im weniger glimpflichen Fall löst er Brechdurchfall aus. Einen Röhrling erkennt man an dem Schwamm unter seinem Hut.

Zu Beginn: Finger weg von Blätterpilzen! Zu den Blätterpilzen gehört zum Beispiel der Champignon, aber auch der tödliche Grüne Knollenblätterpilz. Verwechselt ein unerfahrener Pilzsammler die beiden, schwebt er oder sie wohl sehr bald in Lebensgefahr.


Ich möchte Pilze sammeln. Wo kann ich mich ins Thema einlesen?

Spätestens seit dem Aufkommen des Zurück-zur-Natur- und Selbstversorger-Trends boomen die Pilzsammler-Foren im Internet. Auf Webseiten wie 123pilze.de (hier) oder in Facebook-Gruppen findet man tonnenweise Informationen und kann sich mit anderen Pilzsammler:innen über gewonnene Erfahrungen austauschen. Aber hier ist Vorsicht geboten, wie auch beim Pilzesammeln selbst: Nicht alles blind glauben! Wir empfehlen für den Anfang, unser Gespräch mit dem Pilzsammler Moritz Schmid zu lesen. Er gibt hilfreiche Tipps, wenn ihr Pilze sammeln wollt, und hat mit „Into The Woods“ auch ein Buch zum Thema geschrieben.


Sind giftige Pilze auch für meinen Hund giftig?

Nicht alle Giftpilze sind für Menschen und Hunde gleichermaßen giftig. Foto: Imago/blickwinkel

Allgemein gilt: Nicht alle Pilze, die bei Menschen Vergiftungssymptome hervorrufen, müssen auch für Vierbeiner gefährlich sein. Doch auch Hunde sind nicht resistent gegen jedes Gift, in manchen Fällen, wie nach dem Fressen des hochgiftigen Grünen Knollenblätterpilzes, kann es auch für Hunde ums Überleben gehen. Darüber hinaus sind vor allem Pilze der Gattung der Risspilze für Vierbeiner gefährlich.

Besonders bei kleinen Hunden kann das in Risspilzen enthaltene Gift schnell zum Ersticken führen. In jedem Fall solltet ihr schnell einen Tierarzt aufsuchen, wenn ihr den Verdacht habt, euer Hund könnte beim letzten Waldspaziergang seinen Hunger mit einem giftigen Pilz gestillt haben.


Hat jeder „bekannte“ heimische Pilz einen giftigen Doppelgänger?

Vor allem Pilze der Gattung der Lamellenpilze haben oft giftige Doppelgänger, Foto: Imago/Becker&Bredel

Giftige Doppelgänger findet man insbesondere bei Arten der Gattung der Lamellenpilze. Hier sollte man beim Sammeln besonders aufmerksam sein und auf alle Bestimmungsmerkmale achten. Beispielsweise gibt es hierzulande mehr als fünfzig verschiedene Champignon-Arten, aber nicht alle davon sind genießbar.

Einige giftige Arten sind nicht lebensbedrohlich, können jedoch Brechdurchfälle verursachen. Der Steinpilz ist leicht mit dem gallebitteren Galen-Röhrling zu verwechseln. Der essbare Hexen-Röhrling sieht dem giftigen Satanspilz zum Verwechseln ähnlich. Entwarnung gibt es im Fall des Pfifferlings: Der sogenannte falsche Pfifferling ist dem echten zwar recht ähnlich, ist jedoch nicht giftig, aber für Speisezwecke nicht zu empfehlen.


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