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Prepper’s Lab: Kunst- und Kochprogramm im Sommerbad Humboldthain

Søren Aagard beschäftigt sich eigentlich am liebsten mit Essen und wie man es haltbar macht. Also mit Fermentation. In seiner (ironischen) Kochshow aber zieht er die Sache von hinten auf und beschäftigt sich mit denen, die haltbar machen: Preppern, jenen Männern, die sich auf die Apokalypse vorbereiten. Dafür lädt er ins Tropez im Sommerbad Humboldthain, einem wunderbaren, improvisierten Ort. Zu Gast sind Expert:innen der Haltbarmachung.

Søren Aagard ist ein Meister der Fermentation.
Søren Aagard ist ein Meister der Fermentation. Foto: Søren Aagard

Ist das Kunst? Oder kann das weg? Søren Aagard hat diese – im Übrigen auch im Dänischen bekannte – Floskel einfach mal wörtlich genommen. Und sich als Koch und Künstler mit der Fermentation, also der Haltbarmachung der Dinge beschäftigt. Ganz konkret: der Lebensmittel. Das kann man nun schmecken und darüber kann man nachdenken. Im Tropez, dem Kunstraumkiosk mit dem Pommes-Ausschank im Sommerbad Humboldthain. Einer dieser coolen, improvisierten und interdisziplinären Orte, wie sie in Berlin zunehmend seltener werden. Dieser hier liegt zudem direkt am Beckenrand. Unter dem Pflaster liegt er also doch noch hin und wieder: der Strand.

Eine ironische Aneignung bekannter Kochsendungen

„Prepper`s Lab: ein Kunst- und Kochprogramm“, nennt Søren Aagard seine Kochshow, die genau das ist: eine ironische Aneignung der aus dem Fernsehen bekannten Kochsendungen. Es gibt einen Host. Und es gibt Expert:innen. An diesem Samstag, 17 Uhr, sind das etwa Markus Shimizu der in Moabit die Fermentations-Manufaktur Mimi Ferments betreibt. Sowie die Mikrobiologin und Lebensmittelforscherin Theda Bartolomaeus. Was es dazu zu essen gibt? Gepökeltes Fleisch mit 21 Jahre altem Knoblauch und hausgemachtem Joghurt, etwa. Fermentierter Spargel – und hausgemachte Pommes.

Søren Aagard ist ein Meister der Fermentation.
Unter anderem gepökeltes Fleisch und 21 Jahre alten Knoblauch gibt’s bei Aagards Event. Foto: Clemens Niedenthal

Am kommenden Samstag, dem 17. Juli, ebenfalls ab 17 Uhr, verschiebt sich der Fokus dann vom haltbar gemachten zu den Haltbarmachenden: den Menschen, die inneren und äußeren Krisen mit einer möglichst umfänglichen Bevorratung begegnen. Prepper nennt sich das Milieu dieser Konservendosenfetischist:innen. Der Kulturwissenschaftler Julian Genner hat über sie geforscht. Auch er wird im Tropez zu Gast sein. Søren Aagard wird dann etwa gesalzenen und geräucherten Fisch mit zehn Jahre altem Fenchelsamen und gefriergetrockneten Oliven servieren.

Søren Aagard: „Auf einmal wollten alle aufs Land“

Natürlich, so Aagard, sei dieses Kunstprojekt auch aus der Konfrontation mit der Pandemie entstanden. „Auf einmal wollten alle aufs Land, auf einmal entdeckten alle die handwerklichen Tätigkeiten, gerade in der Küche“. Selbermachen wurde das neue Cool. Die Ironie dieser Geschichte: „Früher war es die Notlösung, Dinge einzulegen oder zu fermentieren. Heute serviert mir ein Restaurant im Juli eingelegte Gemüse und ich denke mir, Mensch, das gibt es doch jetzt gerade als frisch vom Beet.“

Lust bekommen? Dann nichts wie hin! Foto: Clemens Niedenthal

Um den Zeitgeist wird es also gehen. Und um die Sehnsucht nach Verlässlichkeiten und Verbindlichkeiten in einer zunehmend digitalen Welt. Das, so Søren Aagard, sei ja auch das Interessante an der Prepper-Bewegung: „Das sind vor allem Männer, die mit der zunehmenden Mittelbarkeit des modernen Lebens nicht klarkommen und das Gefühl brauchen, die Dinge selbst in der Hand zu haben. Die im Wald Bunker anlegen und diese mit Dosentomaten und Nudelpackungen füllen.“ Prepping is a State of Mind.

Søren Aagard hatte vor seinem Kunststudium an der Royal Danish Academy of Art übrigens selbst eine Ausbildung zum Koch gemacht. Im Kunstraum Tropez war er vor drei Jahren schon einmal zu Gast. Damals mit seiner heißen und fettigen Performance zur Kulturgeschichte der Pommes-Frites.

Alle Termine mit Søren Aagard

Für die Kochshows am Samstag, 10. Juli, und Samstag 17. Juli, jeweils um 17 Uhr, sind Zeitfensterkarten für das Sommerbad Humboldthain nötig. Die Kochshows sind kostenfrei.

Von 12. bis zum 15. Juli gibt es zudem täglich, 10-16 Uhr, einen Workshop für Kinder, bei dem salzige wie süße Sachen fermentiert und haltbar gemacht werden. Und es anschließend noch ins Wasser geht.

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