Seit kurzem sind Restaurants in Berlin wieder offen! Also, theoretisch. Manche. Und bei weitem noch nicht alle. Und bis „Normalität“ wieder einkehrt, dürfte es noch dauern.
Vieles ist anders, wenn wir wieder unsere Lieblingslokale besuchen. Weniger beschwipst vielleicht. Dafür aber um so grundsätzlicher. Geht also (r)aus!
Für die Abende nach dem Wiedersehen mit eurem Stammlokal hätten wir da ein paar unbedingte Empfehlungen. Allerdings mit Reservierungsempfehlung…
Herz & Niere
Es ist nicht so, das Michael Köhle und Christoph Hauser nicht für Krisenzeiten gewappnet wären. Im vergangenen Jahr hatte ein Wasserschaden ihr Restaurant Herz & Niere in der Kreuzberger Fichtestraße für mehrere Monate ausgeknockt. In diesem sollte eigentlich alles besser werden. Nun, wurde es nicht.
Aber Berlins wohl engagierteste Innereienküche wird den Beweis antreten, dass ein derart ganzheitlicher Zugang an unsere Essen gut in diese sehr grundsätzlichen Zeiten passt. Abends gibt es fünf Gänge für 55 Euro (vegetarisch, mit und ohne Innereien). Neu ist das Lunch am Wochenende für superfaire 35 Euro.
Den erfolgreich gestarteten Verkauf von Eingewecktem für den heimischen Tisch setzt das Herz & Niere derweil fort. Sorry Tim Raue, hier gibt’s die besten Könisgberger Klopse Berlins.
Herz & Niere Fichtetstraße 31, Kreuzberg
Horváth
Und noch einer lädt künftig des Wochenendes zum Lunch: Sebastian Frank vom doppelt besternten Restaurant Horváth am Paul-Lincke-Ufer, der uns gerade erst erzählt hatte, wie sehr ihm die Gäste und das Ritual des Gastgebens fehlen würden. Auch, dass bei den nun geltenden Abstandsregelungen kaum ein lukrativer Betrieb möglich ist, sei klar. Und so sollte man den Besuch in Berlins vielleicht autobiografischster Küche als auch eine Feier jenes emotionalen Mehrwerts zelebrieren, den ein Restaurantbesuch von anderen Konsumentscheidungen abhebt.
Wir freuen uns auf den im Salzeig gegarten Sellerie und das Sauerrahmeis mit dem Erdbeerkeröl und erzählen bald noch mehr über das neu formierte Berlin Food Kollektiv, zu dem auch das Horváth gehört.
Horváth Paul-Lincke-Ufer 45, Kreuzberg
Café im Literaturhaus
Manche sagen ja dem klassischen Wirtshaus Wiener Prägung eine Renaissance voraus. Wegen des vielen Platzes für die Abstandsregelungen und wegen der ganzen Leibspeisen, nach denen uns in diesen Tagen wohl mehr ist, als nach der nächsten fancy Foodrevolution.
Weil zudem das Wetter bald wieder gut ist und der Gastgarten in der Fasanenstraße so wunderbar, sitzen wir bald wieder im Café im Literaturhaus. Beim Wiener Schnitzel, den Käsen von Maitre Philippe oder baiserbedeckter Rhabarbertorte.
Café im Literaturhaus Fasanenstraße 23, Charlottenburg
BRLO Biergarten
Ben Pommer vom BRLO Brwhouse war in den vergangenen Wochen ein vielbeschäftigter Mensch. Er hat sich, im Austausch mit der Politik und verkrusteten Interessenverbänden, um zukunftsfähige Lösungen für seine Branche bemüht. Und das zentrale Warenlager für die großartige Initiative „Kochen für Helden“ organisiert. Und nebenbei noch ein Brauhaus am Laufen gehalten, in dem eben nix mehr lief.
Nun es wieder los, natürlich unter Einhaltung aller neuen Hygieneregeln für Restaurants. Draußen und wohl auch drinnen. Lasst uns doch alle im Biergarten am Park am Gleisdreieck zum aufatmen treffen. Mit Sicherheitsabstand, na klar.
BRLO Brwhouse Schöneberger Straße 16, Charlottenburg
Restaurants wieder offen in Berlin? Nur mit Abstand
IL Calice
Social Distancing bei handgemachten Ravioli? Bringen Sie sich doch einfach eine Decke mit für ein Picknick auf dem Walter-Benjamin-Platz. Jetzt hat indes nicht nur der kleine Verkaufspavillon auf dem Platz, sondern auch das zugehörige Il Calice wieder geöffnet.
Weil diese Zeiten aber besondere bleiben, werden auch das Take-Away und die wunderbare Kochbox für Zuhause weiterhin angeboten. Wir aber nehmen ganz gewiss auf dem Platz platz. Bei einem schäumenden Lambrusco, dessen schlechter Ruf nirgends in der Stadt so grundsätzlich revidiert wird wie bei den Weinverstehern um Antonio Pragato.
IL Calice Walter Benjamin Platz 4, Charlottenburg
Hallmann & Klee
Sollten wir nochmal erzählen, dass die wunderbare Sarah Hallmann unsere erste Weinmahleins Daheim Kochbox kuratiert hat? Sollten wir, denn den fangfrischen Kabeljau und die pochierten Eier (und den Spaß des angeleiteten Selberkochens) solltet ihr keineswegs verpassen.
Darüber hinaus empfängt dieser herzenswarme Ort am Böhmischen Platz aber wieder die Stadt. Und wir sind empfänglich für eine regionale Produktküche, die um zeitgenössischen Fine Dining genauso weiß wie um die wohligen Bauchnoten von Kaffeehaus und Wirtsstube. So normal kann man in Berlin nirgends sehr gut essen.
Hallmann & Klee Böhmische Straße 13, Neukölln
Khao Taan
Thailändische Heimatküche für alle! Das von uns so geschätzte Restaurant Khao Taan in Friedrichshain eröffnet wieder am Wochenende. Die letzten Wochen über hat Chef Gaan Woraphon Kitkoson eine wöchentlich wechselnde Auswahl seiner Gerichte aus dem Fenster verkauft – und dazu noch hausgemachte Currypaste für alle, die sich selbst am Kochtopf versuchen wollten.
Das war großartig, aber hat nur dafür gesorgt, dass wir uns umso mehr über die Wiedereröffnung des Restaurants freuen. Unbedingt reservieren, denn das sowieso schon intime Restaurant wird durch die Hygienebestimmungen noch weniger Plätze zur Verfügung haben.
Khao Taan Gryphiusstraße 10, Friedrichshain
Cordo
Frisch besternt in die Quarantäne – das war nicht ideal. Aber das Cordo hat sich schnell berappelt und sowohl einen Lieferdienst mit feinen Menüs, wie auch Hendl- und Backfisch-Take-Away organisiert. Jetzt geht es aber wieder mit der Sterneküche los. Schnell reservieren!
Cordo Große Hamburger Str. 32, Mitte, Mi–So 17–19 Uhr, Bestellung unter Tel. 27 58 12 15 oder online
Kin Dee
Wie aufmerksame Leser wissen, sind wir große Fans von Dalad Kambhu, der Chefköchin und Mitbesitzerin des wunderbaren Thairestaurants Kin Dee auf der Lützowstraße. Und von ihren klugen Ansagen gegen Sexismus und die Burn-out-Kultur in Profiküchen. Aber mindestens ebenso sehr lieben wir, was aus ihrer Küche kommt: komplexe Thaiküche aus saisonalen und lokalen Zutaten. Comfortfood mit Anspruch, quasi.
Im Zuge der Corona-Krise hat sie innerhalb weniger Tage ihr Fine-Dining-Restaurant zum Take-Out-Geschäft umgebaut. Das wird sie auch erstmal beibehalten – auch wenn das Restaurant wieder ab dem 21. für das Sterneküchenerlebnis öffnet.
Kin Dee Lützowstraße 81, Tiergarten
21 Gramm
Was ein Segen! Eines der wohl schönsten Restaurants in Berlin ist ab diesem Wochenende wieder offen. In den letzten Wochen unterstützte das charmante Café 21 Gramm, das in einer ehemaligen Aussegnungshalle zuhause ist, die Initiative #KochenFürHelden und baute einen Take-Away-Betrieb auf. Jetzt geht es aber wieder so richtig los und man kann die schöne Atmosphäre des Raumes genießen. Reservierung empfohlen – denn es wird wesentlich luftiger als auf diesem Bild!
21 Gramm Hermannstr. 179, Neukölln
RosaCaleta
Das jamaikanische Restaurant RosaCaleta in der Muskauer Straße in Kreuzberg öffnete am 15. Mai wieder seine Türen für Berliner Freund*innen karibischer Küche. Speisen zum Mitnehmen wird es aber weiterhin geben, mindestens bis Ende Mai.
RosaCaleta Muskauer Straße 9, Kreuzberg
Futura
Berlin hat tatsächlich dieser Tage keinen Mangel an neapolitanischen Pizzen – aber wenige sind so gut wie die vom Pizzaiolo Alessandro Leonardi.
Gut, dass sein Restaurant Futura im Berliner Osten glücklicherweise wieder offen hat. Achtung: Man muss sich im Vorfeld für einen von drei Zeiträumen entscheiden beim Reservieren. Pizzen zum Mitnehmen und geliefert wird es aber auch weiterhin geben, über Lieferando und Kolyma2. Der Abend ist gerettet!
Futura Bänschstraße 91, Friedrichshain
PS: Neuköllner, grämt euch nicht: für euch eröffnet das Gazzo wieder seine Türen.
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Viele Restaurants halten sich derzeit noch zurück und fragen sich: Lohnt es sich überhaupt, wieder zu öffnen? Bars und Kneipen dürfen noch nicht wieder zurück zur (neuen) Normalität, und jetzt ist wegen Corona die gute alte Kneipe in Berlin bedroht. Die Zeichen stehen auf Veränderung in der Berliner Gastronomie: „Traditionelle Statussymbole haben sich überlebt“. Ihr wollt aktuelle Informationen zur Berliner Gastro-Szene? Folgt unserem tip Berlin Food-Instagramkanal!