52 Jahre lang versorgte Ali Baba den Berliner Westen mit seiner legendären Mini-Pizza. Plötzlich ist das Kultrestaurant in der Bleibtreustraße geschlossen. Ein Abschied.
An Ali Baba kam man schwer vorbei
„Noch schnell ’ne Mini-Pizza bei Ali Baba?“ Eine Frage, die man am Savignyplatz täglich hörte und die man hier eigentlich immer mit „ja, dit schaffen wa noch“ beantwortete. Vorm Kinoabend im Filmkunst 66, nach einem Konzert im Quasimodo oder während einer durchzechten Nacht im Zwiebelfisch: Die perfekte Stärkung für schöne Stunden zwischen Ku’damm und Bismarckstraße kam 52 Jahre lang verlässlich aus Ali Babas Ofen. Als ich vor sechs Jahren in den Kiez gezogen bin, gab’s für meine möbelschleppenden Freunde zwei vor Fett triefende Kartons auf dem Balkon. So haben das bestimmt auch schon meine Nachbarn in den 80ern gemacht.
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Die Mini-Pizza ist der perfekte Snack. Nicht zu groß, nicht zu klein, schnell auf die Hand. Salami, irgendein Käse – feiner Mozzarella war das bestimmt nicht – ein paar Champignons, wenn man wollte, ’ne Hand Peperoni aus der Dose oben drauf und je nach Abendambitionen sogar noch ’ne Kelle Knoblauchöl. Der Preis von 1,50 Euro hielt sich über all die Jahre so stabil wie die alten Kneipen in den Parallelstraßen. Hier ging es nicht um den Geschmack, sondern um ein West-Berliner Lebensgefühl. Die Kinder aus der benachbarten Schule, ganze Ensembles aus den Theatern rundherum, KaDeWe-Senioren und Cocktail-Touris, sie alle setzten auf Ali Baba. Wenn ich nach der Fahrt mit der letzten U-Bahn von der Uhlandstraße nach Hause lief, machte ich meist noch einen kleinen Schlenker durch die Bleibtreustraße. Manchmal gab man mir kurz vor Feierabend sogar eine zweite Mini-Pizza dazu – oder ein paar Brötchen für den nächsten Morgen.
Ali Baba ist zu: Goodbye, Mini-Pizza
Nun ist Ali Baba einfach zu. Ich hatte gehofft, dass nur renoviert wird. Wenn so ein Kultladen schließt, muss man doch eine große Party feiern, oder? Mit hunderten Blechen Mini-Pizza für den ganzen Kiez und all die Leute, die hier quasi täglich vorbeigeschaut haben. Auf der Website heißt es nur: „Wir danken allen Gästen für Ihre langjährige Treue!“ So lapidar verabschiedet sich eine weitere West-Berliner Institution. Auf meinen künftigen Nachhausewegen werde ich wohl keinen Umweg mehr durch die Bleibtreustraße machen.
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