Gastrotipp

Baret im Humboldt Forum: So gut ist das Restaurant auf dem Museum

Auf dem Dach des Humboldt Forums arbeitet das Baret an der Synthese von Gesellschaftslokal und Museumsgastronomie – es gelingt nur bedingt. Die Küche hat zweifelsohne Talent und das Essen ist gut, so richtig überzeugen kann aber nur der Ausblick.

Innen modern, außen historisch: Aus dem Baret hat man einen fantastischen Blick auf Mitte. Foto: Baret

Baret: Bitte kein „Museumsrestaurant“-Label

Museumsrestaurants sind noch immer ausnehmend öde Orte. Auch im mit seiner Museumslandschaft so gesegneten Berlin. Und wenn das Essen doch einmal gut ist, wie etwa im israelischen Deli Beba im Martin Gropius Bau, dann wird, zack, die Atmosphäre vergessen. Die hehre Kultur und die legere Kulinarik, sie wollen, ja sollen nicht zusammen passen.

Anders will es nun das Baret machen, das neue Mittags- und Dinnerlokal auf dem Dach des Humboldt Forum, das sich so kommod wie glamourös über einen eigenen Aufzug erreichen lässt. Niemand muss sich in den endlosen beigen Hallen der Schlossattrappe verirren. Überhaupt würde das Baret das Label „Museumrestaurant“ am liebsten ganz ablegen. Man inszeniert sich als elegante Rooftopbar und modernes Restaurant, das eher zufällig auf einem 700 Millionen Euro teuren Behälter für koloniales Raubgut thront.

Nun ist es eine Restaurantkritik vermutlich nicht der richtige Ort für die nächste Stadtschlossdebatte. Und auch im Baret verzichtet man auf allzu offensichtliche Bezüge auf das Gebäude und die darin gezeigten Ausstellungen, abgesehen von einem vagen „globalen“ Motto und der Namensgeberin Jeanne Baret, einer französischen Botanikerin und Weltumseglerin.

Zeitgeistige Kulinarik aber Luft nach oben

Octavio Osés Bravos kompaktes Dinnermenü – ihn könnte man noch aus der Bar Tausend im Brückenkopf unter der Friedrichstraße kennen – verbindet, sehr in diesem Sinne, Zutaten und Einflüsse aus aller Welt zu einer zeitgenössischen, auch zeitgeistigen Kulinarik. So ist das vegane Hauptgericht, Trommelwirbel, ein ofengerösteter Blumenkohlkopf an einer täuschend buttrigen Zitronensauce zu 18 Euro. Auch das Makrelen-Crudo gerät bestenfalls erwartbar, was weniger am über Spanien nach Berlin gekommenen argentinischen Küchenchef liegt, denn an der ausbaufähigen Produktqualität. Auch in Berlin gibt es, spätestens via Fish Klub, längst besseren, ja exzellenten Fisch.

Der Koch vom Baret hat Talent: Oktopus-Tentakel mit schwarzem Tahini und Safran-Risotto. Foto: Jane Silver

Andere Teller aber beweisen das Talent Osés Bravos: zwei zarte Oktopus-Tentakel etwa, angerichtet mit schwarzem Tahini, dazu Safran-Risotto. Oder ein Carpaccio vom geräucherten Knollensellerie, mit Walnüssen, Preiselbeeren, Apfelwürfeln und einer cremigen Liebstöckel-Emulsion.

Das Mittagsangebot gelingt reduzierter und weniger modisch, hat aber – Pasta 17, Fish’n’Chips 19 Euro – seinen (der grandiosen Aussicht angemessenen) Preis. Womit die Kernkompetenz des Baret noch unbedingt gewürdigt wäre: die Vogelperspektive zwischen Musemsinsel und Gendarmenmarkt. Und die gibt es bereits für einen Drink oder ein Stück Kuchen (6 Euro). Und eine exklusive Aufzugsfahrt.

  • Baret im Humboldt Forum, Schloßplatz, Mitte, Tel. 030/992 11 89 89, Mi–Mo 12–0 Uhr, www.baret.berlin

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