Assaf Granit beschert der Stadt mit dem Berta in der Stresemannstraße in Kreuzberg das jüngste Levante-Restaurant. Als internationaler Spitzenkoch auch Berlin und die Berliner:innen zu begeistern, das haben schon andere versucht. Geblieben sind sie nicht. Wir orakeln mal: Granit, der in Jerusalem, Paris und London bereits gefeierte (Sterne-)Restaurants betreibt, wird mit seiner Interpretation einer israelisch-mediterranen Küche und dem kulinarischen Brückenschlag von Jerusalem nach Berlin bleiben.
Kulinarische Brücke von Jerusalem nach Berlin: Berta
Warum nicht einfach Spätzle in Soße draufgeben? Oder mit Jägermeister veredeln? Berta hätte davor keine Scheu gehabt. Ihr Enkel Assaf Granit erst recht nicht. Der beschert der Stadt mit dem Berta in der Stresemannstraße das jüngste Levante-Restaurant. Als internationaler Spitzenkoch auch Berlin und die Berliner:innen zu begeistern, das haben schon andere versucht. Geblieben sind sie nicht. Nun also Assaf Granit, der in Jerusalem, Paris und London bereits gefeierte (Sterne-)Restaurants betreibt. Ein ruhiger Mann mit einer eigenen Interpretation einer israelisch-mediterranen Küche mit nordafrikanischen, jemenitischen und osteuropäischen Einflüssen, einer kulinarischen Brücke von Jerusalem nach Berlin.
Großmutter Berta wurde in Berlin, in der Raabestraße in Prenzlauer Berg, geboren. Verewigt ist sie in einem gerahmten Schwarz-Weiß-Foto an der Wand und umgeben von anderen Großmüttern, den Omas der (vielen) Team-Mitglieder des im Precise Tale Hotel gelegenen Casual-Fine-Dining-Restaurants. Gegenüber dem Gropius Bau, mit separatem Eingang: Wo viele Hotelrestaurants noch immer seltsam ortlos bleiben, ist das Berta Metropole durch und durch.
Das Berta ist „Happy Bistro“: laut, nicht zu laut und ungemein lebendig
Die offene Küche ist das Kreativzentrum. Es liegen gute Vibes in der Luft, die Playlist versammelt Lieblingsongs des Teams, das auch schon mal mitsingt. Es ist laut, nicht zu laut, und ungemein lebendig. „Happy Bistro“ nennen die Macher:innen dies trefflich.
Für die happy Teller schickt Granit anfangs einen Jerusalem-Bagel mit Rote-Bete-Meerrettich-Aioli, Anchovi-Butter, zerdrückten Tomaten und dem Rat der Alles-Zusammen-Verkostung. Bei den Vor- und Hauptspeisen (fast ausnahmslos maximal 26 Euro) spielt die Reihenfolge eigentlich keine Rolle. Es herrscht Gleichwertigkeit, in der Portionierung wie Positionierung. Und Eigenständigkeit durch scharfkantig umrissene Gerichte, die eine klugen Hinterlist eint, ein allumfassendes Ganzes zu sein.
Ordentlich Crunch bieten die durch den nordafrikanischen Zatar-Gewürzmix intensiv kräutrigen Reis-Cracker beim „Tatar Faust“. Bei den „Keine Spätzle“ – ein Brückenschlag ins Süddeutsche – wird die alemannische Teigware in einer scharfen Chraime-Fischragout-Soße behände über einen geräucherten Seebarsch gegossen. Unkonventionell auch die Jerusalemer Fischsuppe, die sich nicht um die südfranzösische Bouillabaisse schert. Dunkel, cremig und auf gute Art gar nicht elegant. Zart hingegen die mit flüssigem Parmesan gefüllte und von Muscheln umflossene Teigtasche Kreplach.
Es ließe es sich noch einige Gerichte lang fortfahren, immer begleitet vom jungen, stets positiven und kenntnisreichen Service. So passt etwa die vielleicht konservative, aber hochwertige Weinauswahl (die aber auch Ausflüge ins naturnah Ausgebaute und in den Nahen Osten enthält) stets traumwandlerisch zum jeweiligen Teller. Derart umfassend begeisternd ist das Berta als letzte Neueröffnung 2022 die erste spannende Entdeckung für das neue Jahr.
- Berta im Precise Tale Berlin (separater Eingang) Stresemannstraße 99, Kreuzberg, Mo–Sa 18.30–23 Uhr, Tel. 0162/886 18 27, online
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