Restaurants

Jonas Merold ist zurück: Ende der Baustelle

Jonas Merolds Restaurant ist wieder da, nach langen Monaten der Sanierung. Es bleibt einer der spannendsten und vor allem zeitgenössischsten Orte Berlins.

Auf die Idee mit der Bratwurst ist Jonas Merold gekommen, weil er alles vom Tier verarbeiten will. Heute ist es sein Signature-Dish. Foto: finck

Man kann, nein muss dieses Eckrestaurant in der in kulinarischen Dingen überraschend umtriebigen Pannierstraße durchaus als ein kleines Wunder beschreiben. Als ein Lehrstück der Geduld und Beharrlichkeit. Dass nämlich ein junger Koch seinen ersten und mit allerlei Kraftanstrengungen finanzierten Laden bereits nach eineinhalb Jahren schließen muss. Und dass dann aus den anvisierten vier Monaten für die notwendige Kellersanierung 16 Monate werden, so etwas hätten die meisten Jungunternehmer nicht überlebt.

Das Feine im Herzhaften

Jonas Merold aber, der über seine Ausbildung bei Tim Raue sagt, dass er dort vor allem ein radikal strukturiertes Arbeiten gelernt habe, ist wieder da. Mit einigen spektakulären Pop-ups und buchstäblichen Brot-und-Butter-Jobs hat er die Zeit irgendwie überstanden und nun ein neues, kleines Team an seiner Seite: Sommelier Anton Sterly, der im Grill Royal durch die gute Schule des Gastgebens gegangen ist. Und Sous-Chef Toby Latimer, der etwa in der Gastro-Pub-Legende St. Johns in London das Feine im Herzhaften gefunden hat.

Neue Einflüsse in Jonas Merolds Restaurant

Diese Einflüsse soll man künftig im Merold häufiger schmecken: Britische Pies  wird es vielleicht geben und französisches Saucen-Handwerk. Als Ergänzung zu den Klassikern der Merold-Küche, den mit allerlei Fermenten garnierten Camembert etwa, wobei es nun ein merklich intensiver schmeckender Brie ist. Oder den ikonischen Bratwurst-Gang. Wie gehabt kommt das Fleisch von den Freilandrindern von Gut & Bösel. Wie gehabt gibt es neben dem Vier- und Fünf-Gang-Menü (62 bzw. 78 Euro) alle Teller auch à la carte.

Jonas Merold: „Zwischenzeitlich dachte ich, dass ich viel, viel mehr Richtung Wirtshausküche gehen werde.“ Foto: Emanuel Finckenstein

Er habe, sagt Jonas Merold, ja lange genug Zeit gehabt, den Neustart seines Restaurants zu bedenken: „Zwischenzeitlich dachte ich, dass ich viel, viel mehr Richtung Wirtshausküche gehen werde. Aber letztlich ist es doch viel ehrlicher, diesen Weg gemeinsam mit den Gästen zu gehen. Wir fangen ungefähr da an, wo wir vor 16 Monaten aufgehört haben, und schauen, wohin es uns führt.“

Das alte Merold-Gefühl ist wieder da

Was Jonas Merold selbst am meisten überrascht hat: Schon am ersten Tag des Soft-Openings „war das alte Merold-Gefühl wieder da.“ Dazu alte Stammgäste und neue, die es werden könnten. Der Gastraum, der während der Sanierung seiner Holzverkleidung entledigt wurde, ist noch einmal einladender geworden. Ruhig und trotzdem wohnlich. Mit seiner Mischung aus robuster Handwerklichkeit, vollmundiger Aromentiefe und uneitler Gastfreundschaft bleibt das Merold eines der spannendsten und vor allem zeitgenössischsten Restaurants Berlins. Die Zukunft der guten Küche als entdeckungshungriges Nachbarschaftslokal.

  • Restaurant Merold Pannierstr. 24, Neukölln, Mi–Sa ab 19 Uhr, Website

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