Gastrotipp

Georgische Küche bei Kin Za: Willy Wonka in Tbilisi

Mit Kin Za in Mitte hat sich Irakli Kemertelidze den Traum einer eigenen Zauberwelt erfüllt: In seinem Restaurant in Mitte und einem Wohnwagen am Alexanderplatz bietet er georgische Küche an. Hier erfahrt ihr, warum wir ihn als anarchischen Willy Wonka bezeichnen. Spoiler: Ein Goldenes Ticket braucht ihr bei Kin Za zum Eintritt nicht.

Bei Kin Za in der Krausnickstraße werden die georgischen Köstlichkeiten mit viel Liebe zubereitet. Foto: Luka Godec

Schokoladiges Schlaraffenland mit georgischem Mittagstisch bei Kin Za

Eigentlich hat er das alles für seine Kinder gebaut: Irakli Kemertelidze wollte in den Räumen des einstigen Ramones Museums in Mitte einen Ort schaffen, an dem sie selbst Schokolade machen könnten. Und wo vielleicht ja auch eines Tages andere Schulkinder lernen, wie aus Kakao und Kakaobutter eine Tafel Lieblingsschokolade werden kann. Zum Mittag würde es die Küche seiner georgischen Heimat geben, etwa saftige Khinkali, Teigtaschen mit Fleisch und Brühe gefüllt. Oder Khachapuri Ajaruli, eine Art georgisches Pide, bis unter den Rand mit zweierlei Käse gefüllt, in den nach dem Backen ein rohes Eigelb verrührt wird für das ultimative sämige Käse-Armageddon.

Die Einrichtung: größtenteils selbst gebaut, in jeder Nische eine neue verrückte Idee wie etwa eine Diskotoilette – es ist ein Willy-Wonka-Land, aber mit georgischer Gastfreundschaft und Walnusssauce statt der mörderischen Tendenzen des filmischen Vorbilds.

Kin Za heißt Koriander auf georgisch

Es sollte anders kommen, die Pandemie durchkreuzte die Pläne von Schoko-Workshops für Schulklassen. Die georgische Gastfreundschaft aber, die sollte an diesem Ort trotzdem, oder vielleicht gerade erst recht, ein Zuhause finden. Als Kin Za – georgisch für Koriander – betreibt Kemertelidze nun ein All-Day Lokal für georgische Spezialitäten. Vor Ort in der offenen Küche knetet ein Mitarbeiter den Teig für die Khachapuri und backt sie frisch, in der anderen Ecke rollt eine Köchin vorgebratene Aubergine mit Walnusspaste auf und garniert sie mit Granatäpfeln und frischen Kräutern.

Unweit vom Alexander Platz bietet Kemertelidze aus seinem Wohnwagen heraus georgische Küche an: Kin Za Underground. Foto: Luka Godec

Kin Za Underground: Kebab im Wohnwagen von Oleg Popov 

„Weil ich ein Quatschkopf bin, kann ich in meiner Schoko-Fabrik auch alles machen“, erzählt Kemertelidze und lacht. Und tatsächlich: Der Gastronom hat etwas sympathisch Anarchisches an sich. Und vielleicht ist es auch diese anarchische Grundhaltung, die ihn dazu bewegt hat, ausgerechnet im Schatten des Bahnhofs Alexanderplatz eine Zweigstelle seines Lokals zu eröffnen: Wie ein verwunschenes Camp aus alten Wohnwagen (einer gehörte tatsächlich dem berühmten Clown Oleg Popov) wirkt das Kin Za Underground. „Georgische Küche ist in Deutschland noch nicht so bekannt, wie sie sein sollte“, erklärt Kemertelidze. Das möchte er ändern und übersetzt dafür im Kin Za und vor allem im Imbissstand georgische Klassiker in Gerichte, die dem Publikum schon bekannt sind. Wie beispielsweise georgische Lukma, Fleischspieße, eingerollt in armenisches Brot, serviert mit Salat, Pickles und Pkhali. Kemertelidzes Antwort auf Dürum.

Ehrliches Essen bei einem anarchischen Sympathieträger: aufgetischt im Kin Za. Foto: Luka Godec

Anarchismus und Hilfe in der Not – Kemertelidze setzt sich ein, wo er kann

Über dem Stand flattert neben der georgischen auch eine ukrainische Flagge. „Die Ukrainehilfe ist ein anderer, wichtiger Teil meines Lebens geworden“, erzählt er. Nach dem Ausbruch des Kriegs wollte er sich selbst ein Bild der Lage vor Ort verschaffen, bot auf Facebook an, Hilfsgüter mitzunehmen. Innerhalb weniger Stunden verwandelte sich das Kin Za daraufhin in ein Lager. Mittlerweile ist daraus eine regelmäßige Hilfsaktion entstanden, an der sich sogar das benachbarte St. Hedwig-Krankenhaus beteiligt. 

Nothilfe als DIY-Projekt. Passt zu Kemertelidze. Was der georgische Willy Wonka wohl als nächstes plant? Das weiß er vielleicht noch nicht einmal selbst. Aber eins ist sicher: Es bleibt sympathisch anarchisch.

  • Kin Za Krausnickstr. 23, Mitte, tgl. 9:30–22 Uhr, Tel. 0163/512 01 24, Facebook 
  • Kin Za Underground Grunerstr. 5, Mitte, Sa–Di 12–22 Uhr, Do+Fr 12:30–22 Uhr, Mi 24 h

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