Gastrotipp

Le Duc Salon: Warum Berlin in dieser Altbauwohnung am besten schmeckt

The Duc Ngo hat uns wieder überrascht. Mit dem Le Duc Salon, einem Pop-up in einer Altbauwohnung an der Kantstraße, das sich anfühlt wie das Mitte-Berlin der Nullerjahre. Und einem Seafood-Menü, das ganz bei den Produkten bleibt – und direkt in die Sterne führt. 

Im Le Duc Salon: Brioche, Trüffel und Seeteufelleber
Brioche, Trüffel, Seeteufelleber: ganz unbedingt mit den Fingern zu essen. Foto: Clemens Niedenthal

„Ich habe keine eigene DNA, aber genau das ist ja die Duc-DNA“, sagt The Duc Ngo

Der Kreis hat sich geschlossen. Wenn wir nicht ohnehin schon wüssten, dass dieser The Duc Ngo einer bleiben wird, der immer weitere Kreise zieht. Und doch, am Ende dieses denkwürdigen Abends sollte einer, der gewiss schon viel gesehen und noch mehr gegessen hat, der Koch und Gastronom Hans Peter Wodarz, aus dem Stegreif eine herzenswarme Eloge auf The Duc Ngo halten. Das Publikum war aufrichtig gerührt.

Der, dessen Rolle für das kulinarische Berlin da zurecht so betont worden war, hatte uns zuvor mit zwölf sehr intuitiven Tellern ebenfalls immer wieder neu berührt. Mit einer entschlossenen Produktküche, einem Bekenntnis zur Vollmundigkeit, klaren Aromen und der genauso klaren Absage an einen allzu strikten konzeptuellen Überbau. Denn so sehr The Duc Ngo auch den fast klösterlichen Purismus eines Dylan Watson-Brawn (Restaurant Ernst) oder die Produkttiefe von Marco Müller (Rutz) bewundert, so wenig will er sich selbst auf die eine Handschrift, die eine kulinarische Herkunft reduzieren: „Ich habe keine eigene DNA, aber genau das ist ja die Duc-DNA.“

Küchenteam im Le Duc Salon
So sieht die Kreativarbeit im Le Duc Salon aus. Foto: Clemens Niedenthal

Um es vorwegzunehmen: Der Le Duc Salon ist geworden, womit The Duc Ngo, der König der Kantstraße, zuvor kokettiert hatte, „Ich werde nicht wie ein Sternekoch kochen, weil ich das gar nicht kann. Ich kann nur versuchen, mit meinen besten Köchen die beste Version von The Duc Ngo hinzubekommen – mit dem typischen Duc-Ngo-Gefühl.“

Falls jetzt doch jemand fragt: Kann The Duc Ngo Fine Dining? Intuitiver und in diesem wie jenem Sinne lustvoller habe ich in diesem doch recht fortgeschrittenen Jahr in Berlin nicht exzellent gegessen.

The Duc Ngo (dritter von links) in seinem Le Duc Salon
The Duc Ngo hochkonzentriert. Diesmal im Le Duc Salon. Foto: Clemens Niedenthal

Le Duc Salon vermittelt ein sehr spezifisches Berlingefühl

So schön auch nicht. Womit über die Altbauwohnung geredet werden muss, die das Le Duc zum Salon macht. Eine Altbauwohnung im zweiten Stock über der Kantstraße, die sich ziemlich so anfühlt wie eine Altbauwohnung im Mitte-Berlin der frühen Nullerjahre. Mit diesem nonchalanten Miteinander von unsanierter Patina und coolem, distinguiertem Interieurdesign. Ein intimer und gleichsam spektakulärer Ort, der auch als Rückbesinnung auf ein sehr spezifisches Berlingefühl gelesen werden kann. 

Zwei Etagen tiefer – Kant-, Ecke Schlüterstraße – liegen das Kuchi und das Madame Ngo, das Funky Fisch und 893 Ryotei, liegen die Läden und mithin die Biografie von The Duc Ngo, dem vermutlich prägendsten Gastronomen dieser Stadt. Einer, der sich wie kaum ein anderer auskennt mit den nicht nur kulinarischen Berlingefühlen. Restaurants an der Kantstraße kann man nicht auflisten, ohne mehrfach seinen Namen zu nennen.

Le Duc Salon: Perfekt gegrillter Thunfisch sieht so aus.
Thunfisch perfekt gegrillt und Innen noch roh, ein Klassiker in Duc Ngos Küche. Foto: Clemens Niedenthal

Fleisch vermisst er nicht, sagt The Duc Ngo

Was es an diesem Abend nun zu essen gab? Seeteufelleber auf einem in brauner Butter ausgebratenen Brioche mit Nori-Mayonnaise und Trüffel. Von wegen Fischinnereien würden, nun ja, fischig schmecken. Eine pochierte Auster mit Lardo, konfiertem Eigelb, gegrilltem Grünkohl und Ponzu. Noch ein Teller, der sich nicht entscheiden musste zwischen dem Meer und dem Land, dem exzellenten, vielleicht auch exaltierten und dem vollmundigen Geschmack. Umami allenthalben. Eine Jakobsmuschel-Reissuppe mit Wakame, darübergehobelt getrockenete Garnelen, die The Duc Ngo in Los Angeles gefunden und zuhause in der Kantstraße noch einmal gedörrt hat. Eine Zutat, die exemplarisch für den Aufwand steht, den The Duc Ngo für sein Seafood-Menü betreibt. Augenfällig aber, dass all diese spektakulären, hin und wieder auch spektakulär teuren Produkte – der Garnelenstaub, der Heilbutt, diese eindrücklichen Schwertmuscheln – immer eingebunden waren in eine schlüssige Erzählung. Zutaten auf Augenhöhe.

Le Duc Salon? Spektakuläre Zutaten dramatisch drapiert. Foto: Clemens Niedenthal

Im Sommer 2023 wird wohl auf den Le Duc Salon das Le Duc Restaurant folgen. Ähnlich intim und mit ebenfalls kaum 20 Plätzen, aber dann unten auf der Kantstraße. Bis dahin wird die Altbauwohnung über dem Madame Ngo fast wöchentlich zur Bühne für The Duc Ngo und sein ihm merklich vertrautes Team. Eine Familienaffäre, die sich jede:r leisten kann: Im Wechsel mit dem Seafood-Menü nämlich widmet sich The Duc Ngo einer seiner weiteren Leidenschaften: japanischen Ramen. Man sollte sich das eine oder das andere nicht entgehen lassen.

  • Le Duc Salon Kantstraße 30, Eingang über die Schlüterstr. 63, Charlottenburg, nächste Termine: online

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