Mit dem Mastan in Kreuzberg hat Yann Mastantuono, früherer Küchenchef des “Aux Lyonnais – Alain Ducasse”, in Berlin sein eigenes zeitgenössisches Bistro mit südfranzösischer Küche eröffnet – an der für gehobene, zeitgenössische Gastronomie bislang so gar nicht bekannten Gneisenaustraße in Kreuzberg. Umso erfreulicher also.
Im Mastan präsentiert sich die französische Küche mit Stil
Südfranzösische Landküche. Eine klare Ansage. Aber wer hätte gedacht, dass diese schwere, dem Fleisch zugeneigte Genusskultur gerade in Berlin eine konsequente und zeitgemäße Weiterentwicklung erlebt? Yann Mastantuono, gebürtiger Marseillais, tut genau dies.
In Paris war er Küchenchef von Alain Ducasses Bistro „Aux Lyonnais“, das sich der bodenständigen Küche von Lyon widmet. Nun hat er sein eigenes Bistro eröffnet. In Berlin, an der Kreuzberger Gneisenaustraße, ein bislang gastronomisch ziemlich weißer Fleck. Im ehemaligen Hinterland, einem Farm-to-Table-Wein-Bistro, knüpft das Mastan, wenn auch unbeabsichtigt, auch an diese Tradition an. Bio- und Naturweine – sehr fair kalkuliert – aus Frankreich, Deutschland und Österreich sind im Ausschank. Auf ein Glas Wein an die bestuhlte Bar, dazu Schinken vom baskischen Metzger Louis Ospital oder die Geflügelleber-Terrine, vollfleischig, cremig, sündig fettig. Der 2020er-Morgon von der Domaine Joseph Chamonard, ein handgemachter, komplexer Roter aus dem Beaujolais, passt hervorragend dazu.
Mastan ist gleichsam zeitgenössisch und herrlich zeitlos
Dorothée Louis Recker, Künstlerin, Lebensgefährtin und Mutter der gemeinsamen Tochter, hat das Interieur gestaltet. Den Charme der Berliner Altbauwohnung hat sie belassen und helle, ruhige Töne gewählt. Eine wie eine lange Tafel wirkende Tischreihe mit Sitzbänken und Bistrostühlen prägt den Raum.
An weiß eingedeckten Tischen nimmt man Platz, für Vorspeisen wie die (vegetarische) Crèmesuppe aus geeisten Erbsen mit einem sehr präsenten Ziegenfrischkäse und einer Spur des geräucherten Edel-Paprika Pimentón de la Vera – Frühling auf südfranzösisch. Das Kalbstatar mit wilden Austern, Granny Smith, Estragon und Cedri-Zitronen-Gel präsentiert sich leicht und zitrusaromatisch. Die Caillette, ein Leber-Boulette, ist so intensiv, wie man es einer bäuerlichen französischen Küche nur wünschen kann. Der Schweinenacken mit baskischer Blutwurst, ebenfalls sehr produktbasiert. Es macht Spaß, die Eigenständigkeit jedes Gerichts und die Idee dahinter zu entdecken.
Beim Bauernperlhuhn zeigt sich das Mastan dann als wunderbare Adresse für die Bärlauch-Spargel-Saison. Die Desserts folgen dann wieder Mastantuonos sehr französischer Bistronomie, ein Savarin mit Rhum agricole etwa oder ein sehr apfeliger Clafoutis-Auflauf. Kurzum: Das Mastan ist ein wunderbarer, gleichsam zeitgenössischer und auch herrlich zeitloser Ort.
- Mastan Gneisenaustraße 67, Kreuzberg, Di–Do 18–22.30 Uhr, Sa 18–23 Uhr, Tel. 030/49 92 48 44, online
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