Il Moro, Partenope #081 und Spaccanapoli Nr. 12: Gleich drei junge italienische Restaurants machen Friedrichshain zum Little Italy. Statt italienischen Klischees findet man hier die Lust auf kulinarische Innovation und überzeugende Eigenkreationen, die selbstbewusst mit Traditionen spielen.
Little Italy in Friedrichshain
Ein klassisches italienisches Kiezrestaurant und doch so viel mehr als das, das ist das Il Moro von Franceso Ragusa – benannt im Übrigen nach den typischen sizilianischen Kopf-Keramiken mit latent rassistischer Historie. 2010 war Ragusa nach Berlin gezogen, um nach exakt zwei Tagen im Vorgängerrestaurant an gleicher Stelle einen Job zu finden. Er blieb sechs Jahre. Und als der alte Wirt des Wirtseins müde geworden war, bot er den Laden dem mittlerweile weitergezogenen Ragusa an – dessen Chance, die eigene Vision eines italienischen, nein, sizilianischen Restaurants zu realisieren.
Neben Pizza – muss sein, hier natürlich mit mehr als 70 Stunden Gärzeit für den Teig – stehen also auch traditionelle sizilianische Gerichte wie Pasta con le sarde mit Sardinen und Rosinen, Pasta alla Norma mit Aubergine und die frittierten Reisbällchen Arancini aus der Karte. Hinzu kommen Ragusas Eigenkreationen wie Pagnottas, gefüllte Pizzen, mit einer Kruste aus Thymian, Sesam und Parmesan, und Füllungen, die von den wilden Inseln inspiriert sind, die vor der sizilianischen Nordküste liegen.
Friedrichshains Italiener: Spielen mit Traditionen
Ragusa und sein Lokal stehen nicht allein im Kiez: In den vergangenen Jahren haben sich viele junge Italiener:innen in Friedrichshain angesiedelt und hier Gastronomien eröffnet, die sich näher an Sizilien und Neapel verorten als in der deutsch-italienischen Gastarbeiter:innengeschichte. Etwa das #081 Partenope, nur wenige Meter weiter auf der anderen Seite des Boxhagener Platzes, oder das ganz frisch eröffnete Spaccanapoli Nr. 12 nahe des Ostkreuzes.
Was gerade diese drei neuesten Lokale gemein haben, sind nicht nur die Pizzen, sondern eine Hingabe zum Handwerk, zum Teig, zu ausgewählten Zutaten, und eine Lust an der Innovation. Am selbstbewussten Spiel mit den Traditionen.
Im neapolitanischen Spaccanapoli experimentiert das Team so mit Pizzen, die mit Kürbis- oder Zwiebelcrème, Kohlrabigrün oder Pistazienpesto belegt sind. Das Resultat? Alles andere als ein Italien-Klischee. Nicht immer geht die Gleichung auf – die Lasagne etwa ist nicht gerade eine Sternstunde ihrer Gattung –, aber das Lokal argumentiert dennoch ambitioniert für seine Daseinsberechtigung zwischen all den vielen neuen neapolitanischen Pizzaläden.
La Dolce Vita für Berlin
Einen Hauch besser ist die Pizza noch im Partenope #081 (benannt nach der Vorwahl Neapels) wo der Abend aber unbedingt mit einen Teller frisch frittierter Fische beginnen sollte. Was stört, ist hier einzig das Interieur. Zu farbenfroh, zu kitschig und vor allem zu ausgedacht.
Gemeinsam mit schon länger in Friedrichshain angesidelten Lokalen, dem Platzhirschen Ritrovo etwa, mit Alessandro Leonardis Pizzatempel Futura im Nordkiez oder der Wein- und Snackbar Centopassi scheint da ausgerechnet im vermeintlichen Partykiez eine neues, junges „Little Italy“ entstanden zu sein. Moro-Wirt Francesco Ragusa lacht ob dieser These – gerade an düsteren Februartagen wäre er dann doch lieber in Italien. Aber wenn die Sehnsucht nach Dolce Vita und Amalfi-Zitronen allzu stark ist, kann ein Ausflug ins italienische Friedrichshain sie dieser Tage vielleicht schon stillen.
- Il Moro – Cucina Populare Wühlischstraße 39a, Friedrichshain, Di–So 18–22 Uhr, Tel. 030/98 43 80 45, www.ilmoroberlin.de
- Partenope #081 Gärtnerstraße 15, Friedrichshain, Mo–Fr 18–22 Uhr, Sa+So 12–22 Uhr, Tel. 01578/219 16 52, www.partenope081.com
- Spaccanapoli Nr. 12 Wühlischstraße 12, Friedrichshain, Di–So 11.30–22.30 Uhr, Tel. 030/40 55 03 36, www.spaccanapoli12.com
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