Gastrotipp

Pars: Aus dem Stand eines der schönsten Restaurants Berlins

Kristiane Kegelmann, Patissière und bildende Künstlerin, ist nun auch eine Wirtin geworden. Ihr Pars Restaurant beerbt das legendäre Café Savigny mit einer klaren Vorstellung von Zeitgenossenschaft, Handwerklichkeit und gutem Geschmack.

Küchenchefin Alina Jakobsmeier und Kristiane Kegelmann (rechts) sind Teil des Pars Restaurant-Teams.
Kristiane Kegelmann (rechts) und ihre Küchenchefin Alina Jakobsmeier im Pars Restaurant. Foto: Pujan Shakupa

Pars Restaurant: Kiez und Kunst

Charlottenburg is the new cool. Wussten wir ja schon länger. Aber Charlottenburg ist eben auch eine alte Dame. Weshalb es so gut tut, dass nun eine Bande junger Frauen, allen voran Kristiane Kegelmann, bildende Künstlerin und Patissière, und ihre Küchenchefin Alina Jakobsmeier, das gastronomische Charlottenburg ein wenig aufmischen. An einem sehr Charlottenburger Ort zudem: das ehemalige Café Savigny in der Grolmannstraße. Hier waren der Kiez und die Kunst zuhause, wurden (nicht nur) Berlinale Partys gefeiert. Ein kulinarischer Ort für das kulturelle Berlin, um das vorweg zu nehmen, wird auch das Pars Restaurant werden.

Der benachbarte Weinhändler Holger Schwarz von Viniculture – von dort kommt auch der wunderbar hefige Brut Nature von Pfalzwinzer Sven Leiner, der diesen Abend so zeitgenössisch wie weltläufig eröffnet hat – hatte den Kontakt gemacht. Und Michaela Schramm, die das Café Savigny fast vier Jahrzehnte geführt hatte, und Kristiane Kegelmann haben sich gleich gut verstanden. Auch, weil Michaela Schramm eines unbedingt nicht wollte: ein neues, vermeintlich altes Café Savigny.

Vollmundigkeit und Ästhetik gehen im Pars Restaurant Hand in Hand.
Im Pars Restaurant: Schalotte, Fenchel, Waldpilz – dieser Teller macht warm um Herz und Hirn. Foto: Pujan Shakupa

Geistesglück und Bauchgefühl

Was geblieben ist? Die traumschönen, antik anmutenden Reliefs aus der Königlich Preußischen Porzellanmanufaktur. Die offene, einladende Ausstrahlung. Und der angegrillte (Flowersprout-)Salat zum Sauerteigbrot und zum Schweineschmalz vom Menüauftakt. Der Salat und der Brotkorb, das hatte sich im Café Savigny in all den Jahrzehnten nicht geändert.

Das Pars Restaurant, das so heißt wie die Pralinen, die die gebürtige Münchenerin Kegelmann seit 2017 in Berlin herstellt, ist aus dem Stand eines der schönsten, pointiertesten Restaurants der Stadt geworden. Was einerseits daran liegt, dass sich Kristiane Kegelmann eben nicht nur in den ästhetischen Diskursen des Kulinarischen bewegt. Und andererseits daran, dass Kegelmann nicht nur bei ihren Pralinen der kühnen, manchmal auch kargen Form vertraut. Edelstahl sowie Tischplatten und Raumteiler aus Kunststoff gestalten einen Gastraum. Die Lichtsetzung: rohverkabelt und perfekt. 

Team vom Pars Restaurant. Foto: Pujan Shakupa

Darüber hinaus sorgen ein tolles, herzenswarmes Team und die große Tafel im vorderen Gastraum bereits nach den ersten Happen dafür, dass es dennoch oder gerade deshalb gemütlich wird.

Wie man die Küche von Alina Jakobsmeier beschreiben sollte? Als, um eine Hilfskonstruktion zu bemühen, weibliche Variante eines Jonas Merold oder Vadim Otto Ursus. Weniger deftig in den Aromen und der Attitüde. Aber ebenso nah an der Region, der Saison und den Produzent:innen, von denen exemplarisch die Gemüsearchäologin Grete Peschken, die Freilandschweine vom Erdhof Seewalde und Schokoladenzauberer Holger int’Velt (das Terroir der Kakao-Bohne!) genannt werden können. Von ihm bezieht Kristiane Kegelmann bereits die Ganache für ihre Pralinen.

Pars Restaurant. Foto: Pujan Shakupa

Form follows Vollmundigkeit im Pars Restaurant

Alle Teller (sechs Gänge im Menü für 95 Euro) drehen die sich um zwei, drei zentrale Aromen und die zugrunde liegenden exzellenten Produkte. Nein, sie ruhen um diese Produkte. Und finden eine perfekte Balance aus Überraschungsmomenten und vollmundiger Herzlichkeit. Der Buchweizenpudding etwa, mit einem Rotkohlsalat und Speck. Ein Königreich für dieses Löffelgericht. Oder die gegrillte Forelle (von 25 Teiche) mit Schwarzem Rettich und Senfsaat, gleichzeitig ganz zart und sehr präsent. Uganda-Kakao in vierfacher Gestalt, dazu ein Rohmilchschaum – das bis auf Weiteres beste Schokoladendessert dieser Welt. Was, noch einmal, mit Holger int’Velt zusammenhängt und auch damit, dass Alina Jakobsmeier ausgebildete Patissière ist.

Was als Apérokonzept angedacht war, eine Bar zur Praline, ist aus dem Stand zu einem sehr wunderbaren, weiblichen und, ja, glamourösen Fine-Dining-Lokal geworden. Die glamouröse Kristiane Kegelmann ist exakt die richtige Gastgeberin dafür. Und Charlottenburg ganz unbedingt der richtige Ort.

  • Pars Restaurant Grolmanstraße 53, Charlottenburg, Di–Sa Menü ab 18.30 Uhr, online

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